
Die neuen Apple-Zahlen für das Weihnachtsquartal haben alle Rekorde gebrochen: Ob fast 75 Millionen verkaufte iPhones in nur drei Monaten, einen Quartalsumsatz von 75 Milliarden Dollar und einen Nettogewinn von 18 Milliarden Dollar - mehr als jemals ein Unternehmen in einem Quartal verdient hat – die schon bisher unglaubliche Apple-Verkaufsmaschine läuft auf Hochtouren. Und beschert Apple-Boss Tim Cook gleichsam ein wahres Luxusproblem.
Denn der weltweite Boom insbesondere des neuen iPhone 6 spült einen gigantischen Geldsegen in die Kassen in Cupertino. So stieg der Bargeldbestand von Apple auf eine absolute Rekordhöhe von 178 Milliarden Dollar – ein Plus gegenüber dem Vorquartal von fast 23 Milliarden Dollar.
Bleibt die Frage, was Apple mit seinen anschwellenden Cash-Beständen jetzt anstellen soll. Ohne Weiteres in die USA holen kann Cook seine flüssigen Mitteln nicht – geschätzt zwei Drittel des Cash-Reichtums lagern bei Apple-Töchtern in diversen Steueroasen rund um den Globus. Längst gibt's daher – teilweise nicht ganz ernst gemeinte – Vorschläge, wie etwa der Kauf des halben DAX über mehrere A380 bis hin zum Schuldenerlass für Griechenland.
Mit 178 Milliarden Dollar könnte Apple...
… IBM übernehmen, Coca Cola, AT&T oder Procter&Gamble – oder Boeing, McDonald’s und Nike zusammen.
… ein Jahr lang die gesamten Forschungs- und Entwicklungsausgaben der 25 F&E-stärksten Konzerne der Welt finanzieren – darunter Volkswagen, Samsung, Intel, Microsoft, Roche, Novartis, Toyota, Johnson&Johnson sowie Google.
… mehr als 400 Airbus A380 Jets zum Listenpreis kaufen (428 Millionen Euro) – mehr als das Zweieinhalbfache der bisher überhaupt ausgelieferten Zahl dieser Riesenjets.
… Siemens, Daimler und die Lufthansa kaufen – oder die 14 am niedrigsten bewerteten Dax-Konzerne.
… das Jahresbudget des UN-Kinderhilfswerks Unicef in Höhe von 3,86 Milliarden Dollar (Stand 2013) für die nächsten 45 Jahre vorab begleichen.
… im Haushaltsjahr 2015 die Etats von Bundesarbeits- und Sozialministerin Andrea Nahles (125,5 Millionen Euro) sowie Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (32,9 Milliarden Euro) zu finanzieren.
… gut die Hälfte des gegenwärtigen griechischen Bruttoschuldenstandes von rund 318 Milliarden Euro auf einen Schlag tilgen.
… der Bundesbank gut eineinhalb Mal ihre komplette Goldreserve im Wert von 105 Milliarden Euro (Stand 11/2014) abkaufen.
Witz hin oder her – die Frage nach künftigen Investitionen ist berechtigt. Wenn Apple diese nicht bald beantwortet, könnte es Vorstandschef Cook gehen wie im Jahr 2013: Damals musste er auf Druck seiner Aktionäre einen Aktiensplit von sieben zu eins durchführen, die Dividende erhöhen und ein Aktienrückkaufprogramm von 60 auf 90 Milliarden Dollar anheben.
Der Konzern ist vom iPhone abhängig
Trotz derart voller Spendierhosen hat das Finanzpolster von Apple ein neues Rekordhoch erreicht. Dabei könnte Tim Cook durchaus noch Dinge im Unternehmen verbessern, denn Apples Stärke im jüngsten Quartal ist zugleich auch seine größte Schwäche – die Rede ist von der Abhängigkeit vom Megaseller iPhone.





Denn das iPhone 6 hat dafür gesorgt, dass sich Apple noch deutlich stärker als in der Vergangenheit zu einem „One-Trick-Pony“ entwickelt hat – ein Anbieter mit einem Erfolgsprodukt, das alle anderen Dinge überstrahlt. Das belegt eindrucksvoll jener Chart von Benedict Evans, Analyst beim Risikokapitalgeber Andreessen Horowitz. Das iPhone steht inzwischen fast für 70 Prozent des Gesamtumsatzes von Apple – derart einseitig war die Umsatzverteilung der Kalifornier nie.
Möglicherweise wäre daher ein weiteres Hochfahren der Ausgaben für Forschung und Entwicklung sinnvoll, um neue Innovationen hervorzubringen und so die Abhängigkeit vom iPhone zu verringern. Zwar bringt das Unternehmen in diesem Jahr die Apple Watch auf den Markt – ob sie allein ausreicht, um das Ungleichgewicht zu beseitigen, bleibt abzuwarten.