




Es gab eine Zeit, da galten deutsche Handys aus dem Hause Siemens als Alternative zu Nokia. Sie ist längst vorbei. Die Mobilfunksparte des finnischen Konzerns ist an Microsoft gefallen. Und Siemens gab den Handybau 2004 auf, als das Geschäft einbrach und neue Konkurrenten die Bühne betraten. Zwischen den Smartphone-Giganten, so schien es, bleibt kein Platz für deutsche Unternehmen.
Jetzt tritt ausgerechnet die ehemalige Siemens-Tochter Gigaset an, das Gegenteil zu beweisen. Pünktlich zur IFA hat das Unternehmen drei Android-Smartphones vorgestellt, die der Konkurrenz aus Übersee die Kunden streitig machen sollen.

Der Schritt überrascht nur auf den ersten Blick. Bislang war das Unternehmen vor allem für schnurlose Telefone bekannt, ein Produkt, das weder hip noch bei jungen Menschen besonders gefragt ist. Will Gigaset nicht einen langsamen Tod sterben, muss es sein Angebot verjüngen.
Zumindest auf den ersten Blick scheint der Generationensprung im Portfolio gelungen: die Gigaset Smartphones ME Pure (Einsteigermodel, 349 Euro), ME (Standardmodell, 469 Euro) und ME Pro (549 Euro) spielen nicht nur preislich in einer Liga mit den Konkurrenzprodukten von Samsung oder HTC – sie locken auch mit ähnlichen Spezifikationen
ME und ME Pure setzen auf 5-Zoll-Display, die Pro-Variante ist sogar 0,5 Zoll größer. Für Leistungen sorgen ein Achtkern-Prozessoren und drei Gigabyte Arbeitsspeicher. Mit 16 beziehungsweise 20 Megapixeln, spielen auch die Kameras in der oberen Geräteklasse mit. Ein von Gigaset selbst entwickelter Sound-Chipsatz soll für besonders guten Klang sorgen.
Wer im zweiten Quartal 2015 die meisten Smartphones verkaufte
Insgesamt wurden im zweiten Quartal 2015 329.676.400 Smartphones verkauft.
Quelle: Gartner (August 2015)
Der Hersteller Xiaomi verkaufte davon 16.064.900 Smartphones.
Mit 16.405.900 Smartphones konnte der Hersteller Lenovo einige Hunderttausend Smartphones mehr verkaufen.
Gut 9 Millionen Exemplare mehr konnte der chinesische Hersteller Huawei verkaufen. Es wurden 25.825.800 Smartphones verkauft.
Mit 48.085.500 Smartphones fast doppelt so viel, wie der drittplatzierte Hersteller konnte der amerikanische Konzern Apple verkaufen.
Mit großem Abstand an der Spitze liegt der Hersteller Samsung. Er verkaufte 72.072.500 Smartphones.
151.221.700 Smartphones konnten andere Hersteller im zweiten Quartal 2015 verkaufen.
Ein Gimmick anderer Oberklasse-Smartphones ist ebenfalls an Bord: Ein Fingerabdruckscanner auf der Rückseite entsperrt das Geräte und startet auf Wunsch auch ausgewählte Apps.
Branchenmedien kritisieren nach ersten Kurztests zwar unter anderem die Auswahl des Prozessors Snapdragon 810, der schon bei anderen Smartphones für Überhitzungsprobleme sorgte, loben die Erstlingswerke aus München aber durchaus. Sie seien optisch ansprechend, fühlten sich gut an und müssten auch den internationalen Vergleich nicht scheuen.
„Mit der Me-Serie zeigt Gigaset solide Geräte mit einer angemessenen Ausstattung“, urteilt Golem.de. „Ein starkes Debüt“, schreibt Netzwelt.de.
Wissend, dass Geräte auf Branchenstandard kaum reichen werden, um Apple, Samsung oder HTC in erheblichem Maße Kunden abzujagen, befeuert Gigaset den Start seiner Smartphones gleich noch mit einer cleveren Kooperation. Vor wenigen Wochen schloss das Unternehmen einen Sponsorenvertrag mit den Fußballern von Bayern München. Kicker wie Mario Götze sollen Künftig mit den Geräten telefonieren. Botschaft: Deutschland kann es auch bei Smartphones mit den Weltmeistern aufnehmen.