Für Kamphuis ist das nur der Aufgalopp für ein Riesenprojekt, das er in den kommenden vier Jahren stemmen will. Denn mit seiner Firma Deutsche Glasfaser will der Niederländer das Monopol der Telekom in ländlichen Regionen knacken.
„14 Millionen Haushalte in Deutschland besitzen keinen internetfähigen TV-Kabelanschluss und werden auch von der Deutschen Telekom vernachlässigt“, sagt Kamphuis. „2015 wollen wir das Ausbautempo verdoppeln und innerhalb von vier Jahren vervierfachen“, kündigt der Geschäftsführer an.
Bereits dann würde sich die Deutsche Glasfaser beim Neubau von Glasfasernetzen an die Spitze setzen und Branchenriesen wie die Deutsche Telekom abhängen. Gerade mal 1,7 Millionen Haushalte besitzen derzeit einen Glasfaseranschluss, 385.000 Haushalte nutzen ihn auch. Mit einer Quote von lediglich einem Prozent gehört Deutschland damit zu den Schlusslichtern in Europa.
Vorbild in den Niederlanden
Dabei will Kamphuis die Versorgungslücken in Deutschland nicht im Alleingang schließen. Seine Muttergesellschaft Reggeborgh sucht noch einen starken Investor, der sich mit einer Kapitalspritze die Kontrolle über diese neue Infrastruktur sichert. „Wir können dann das Ausbautempo auf 500.000 bis eine Million Haushalte pro Jahr hochschrauben“, sagt Kamphuis.
In den Niederlanden hat das schon geklappt. Dort gehörte Kamphuis 2006 zum Gründerteam der Schwestergesellschaft Reggefiber, die im Nachbarland das größte Glasfasernetz mit inzwischen 1,9 Millionen Hausanschlüssen ausrollte. „Dort haben wir in unserem besten Jahr 450.000 Haushalte angeschlossen“, sagt Kamphuis. „In Deutschland könnten wir das übertreffen.“
Die Deutschen im Internet
2013: 41,3 Prozent
2012: 42,2 Prozent
Quelle: Initiative D21
2013: 9,6 Prozent
2012: 8,5 Prozent
2013: 7,1 Prozent
2012: 7,5 Prozent
2013: 6,2 Prozent
2012: 5,1 Prozent
2013: 3,7 Prozent
2012: 3,2 Prozent
2013: 1,5 Prozent
2012: 1,5 Prozent
2013: 1,2 Prozent
2012: 1,2 Prozent
2013: 0,8 Prozent
2012: 1,0 Prozent
Das Erfolgsmodell würde Reggeborgh gerne nach Deutschland exportieren. In den Niederlanden konnte der Baukonzern frühzeitig den holländischen Ex-Monopolisten KPN als strategischen Investor gewinnen. Bereits zwei Jahre nach dem Start, im Mai 2008, stieg KPN mit 41 Prozent bei Reggefiber ein.
Im vergangenen Jahr, als der Endausbau nahezu abgeschlossen war, schluckte KPN dann für 610 Millionen Euro das Joint Venture ganz. Immerhin ein Drittel der mit Glasfaser versorgten Haushalte konnte Reggefiber als Kunden gewinnen, obwohl es mit dem Fernsehkabelnetz fast überall einen ebenbürtigen Konkurrenten gibt.
Bedenken der Tiefbauämter
In Deutschland muss der Newcomer allerdings noch Hürden aus dem Weg räumen. „Viele Bürgermeister rollen uns den roten Teppich aus, aber in den Tiefbauämtern gibt es noch Bedenkenträger“, sagt Kamphuis. Fast schon dogmatisch beharren einige Beamte darauf, dass auch für die Glasfaserkabel die gleichen Buddelvorgaben gelten wie für die anderen Versorgungsleitungen und deshalb – wie bei Gas, Wasser und Strom – ein etwa ein Meter tiefer Schacht ausgehoben werden muss.
Dabei wurde im Telekommunikationsgesetz extra ein Passus eingefügt, der den Einsatz der deutlich günstigeren Frästechnik erlaubt. Doch insbesondere die vielen lokalen Tiefbauunternehmer, die seit Jahrzehnten im Auftrag der Stadtwerke und der Deutschen Telekom tiefe Kabelschächte ausheben, weigern sich noch, die neue Technik einzusetzen.