Nur 1500 Euro je Haushalt plant die Deutsche Telekom gemeinsam mit einem Finanzinvestor für die Erschließung des ländlichen Raums mit Glasfaser auszugeben. Laut Brancheninsidern könnte das jedoch viel zu knapp kalkuliert sein. Gerade im ländlichen Bereich liegen oft lange Strecken zwischen den Häusern – je nach Region ist das Terrain zudem bergig und damit anspruchsvoll.
Branchenbeobachter hatten gemutmaßt, dass die Telekom bei dem Projekt mit dem Versicherungskonzern Allianz kooperieren könnte. Weil die Renditen auf Bundesanleihen negativ sind, ist der Versicherer auf der Suche nach renditenstarken Investitionen. Doch die Allianz hatte kein Interesse. Der Versicherer hatte sich schon vor einem Jahr mit dem spanischen Telekommunikationsanbieter Telefónica für ein ähnliches Projekt verbündet – und deutlich konservativer kalkuliert: Die beiden rechneten mit Ausgaben von rund 2200 Euro je Haushalt, der ans Glasfasernetz angeschlossen wird – also 40 Prozent mehr als die Telekom jetzt einplant.
Telefónica und Allianz wollen für vier Milliarden Euro 2,2 Millionen deutsche Haushalte anschließen und beschränken sich dabei auch nicht ausschließlich auf den besonders kostenintensiven ländlichen Raum, sondern wollen auch Vorstädte erschließen, die dichter bebaut sind, was mit entsprechend niedrigeren Kosten verbunden ist.
An einem Deal mit der Telekom zeigten wohl nur ausländische Kapitalgeber Interesse, wie etwa die kanadischen Infrastrukturinvestoren Brookfield und CDPQ oder das australische Äquivalent IFM. Mit wem die Telekom das Projekt letztendlich umsetzt, wurde bislang nicht bekannt gegeben. Der Aufsichtsrat des Konzerns tagt hierzu in der kommenden Woche.
Je rund 500 Millionen Euro Kapital sollen die Telekom und ihr Partner für das Joint Venture zur Verfügung stellen. Das soll dann sechs Milliarden Euro ausgeben, um vier Millionen deutsche Haushalte in ländlichen Regionen mit Glasfaser auszustatten. Eine Rendite von acht Prozent soll bei dem Vorhaben unter dem Strich herauskommen.
Die Deutsche Telekom ist bereits einmal angeeckt mit einem Projekt zum Glasfaserausbau. Gemeinsam mit dem Regionalanbieter EWE wollte das Unternehmen hauptsächlich Glasfaser im ländlichen Raum verlegen. Dann aber bauten die beiden doch auch in attraktiveren Ballungsgebieten, wo bereits die Glasfaserkabel von Konkurrenten wie Vodafone lag. Vodafone klagte dagegen und bekam vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf Recht.
Entsprechend argwöhnisch dürften die Konkurrenten nun beobachten, wie die Telekom ihre aggressiv kalkulierten Pläne umsetzt. Gegen den Ausbau auf dem Land dürfte es grundsätzlich kaum Einwände geben – insbesondere wenn auch die Konkurrenz die verlegten Leitungen vermarkten darf. Die angestrebte Rendite von acht Prozent könnte dabei aber wegen der arg gering kalkulierten Kosten schwierig zu erreichen sein. Verlegt die Telekom deswegen dann doch eher in Ballungsgebieten statt im ländlichen Raum Glasfaserkabel, dürfte sich Widerstand regen.
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