Google-Aus Huawei ist stärker, als Trump lieb sein kann

Im Handelskonflikt mit China hat US-Präsident Trump Huawei und zahlreiche Tochtergesellschaften vergangene Woche auf eine schwarze Liste setzten lassen. Doch der chinesische Telekom-Riese ist stärker als Trump lieb ist. Quelle: AP

Google entzieht Huawei die Android-Lizenz. Schon voriges Jahr haben die USA mit ZTE einen chinesischen Netzwerkausrüster fast in die Pleite getrieben. Huawei ist jedoch um einiges widerstandsfähiger.

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Die USA warnen seit Monaten eindringlich vor dem chinesischen Netzwerkausrüster und Smartphonebauer Huawei. Chinas Regierung, so der Vorwurf aus dem Weißen Haus, könnte den Konzern dazu bringen, den Westen mit seiner Technik auszuspionieren. Stichhaltige Beweise dafür wurden bislang nicht öffentlich gemacht.

Dafür führt Washington jetzt selbst vor, wie es aussieht, wenn eine Regierung heimische Unternehmen dazu verdonnert, einen Feldzug in ihrem Auftrag zu führen.

US-Präsident Donald Trump hat Huawei und zahlreiche Tochtergesellschaften vergangene Woche auf eine schwarze Liste von Unternehmen setzten lassen, deren Geschäftsbeziehungen zu US-Partnern strengen Kontrollen unterliegen sollen. Die bislang schwerwiegendste Folge: Google darf Huawei bei neuen Geräten nur noch eingeschränkt mit seiner Software beliefern.

Das US-Unternehmen ist für Huawei ein wichtiger Partner, weil bei Google das Mobil-Betriebssystem Android entwickelt wird, mit dem auch die Smartphones des chinesischen Konzerns laufen. Bislang.

Die fertigen Versionen des Systems werden zwar im Android Open Source Project (AOSP) quelloffen allen zur Verfügung gestellt. Was künftig aber fehlt, sind integrierten Google-Diensten wie GMail, Google Maps oder die App-Plattform Google Play Store. Die sind nicht Open Source, sondern müssen bei Google lizenziert werden.

Im Auslandsgeschäft – etwa in Europa – droht den Chinesen dadurch Rückschlag. Dort ist es kaum vorstellbar, dass sich Kunden für ein Handy ohne Google-Anwendungen entscheiden.

Für Huawei gibt es neben dem Google-Aus noch ein weiteres Problem. Mit den US-Sanktionen verliert die Firma auch den Zugang zu Chips aus dem Westen. Die Situation erinnert an die des chinesischen Netzwerkausrüster ZTE: Hier gingen wegen eines ähnlichen US-Exportbanns im vergangenen Jahr beinahe die Lichter aus, da das Unternehmen beim Bau seiner Smartphones zwingend auf Chips von US-Zulieferern angewiesen ist.

Die Firma durfte am Ende nur weitermachen, weil sie eine Milliardenstrafe an Washington überwies und die Führungsmannschaft austauschte.

Das jedoch schließt Huawei aus. Dort heißt es, man habe sich schon lange mit einem „Plan B“ auf einen möglichen US-Bann vorbereitet. Tatsächlich ist Huawei mit einer eigenen Chip-Produktion, die zumindest einen Teil der Geräte versorgen kann, unabhängiger von US-Zuliefern als ZTE.


Die Firma habe aber in Vorbereitung auf mögliche US-Sanktionen bereits Halbleiter für mindestens drei Monate eingelagert, berichtete die Bloomberg am Montag unter Berufung auf Insider.

Vorerst wird Huawei also nicht die Luft ausgehen, was Raum für Verhandlungen mit Washington eröffnet. Dort dürften sich auch Google und US-Chiphersteller wie Qualcomm zu Wort melden. Auch sie haben kein Interesse daran, mit Huawei einen ihrer wichtigsten Kunden zu verlieren.

Wie unwohl Google dabei ist, die Entscheidung der US-Regierung umzusetzen, machte der Konzern am Montag in einer eiligen Mitteilung deutlich. Das Unternehmen betonte darin, dass es für Nutzer bestehender Huawei-Smartphones keine Einschränkungen bei der Nutzung der Download-Plattform geben werde. Man halte sich an die Anordnungen der US-Regierung und prüfe die Folgen.

Während die US-Firmen also versuchen, die Folgen des Banns möglichst gering zu halten, gibt sich Huawei betont gelassen. Das hat auch noch einen weiteren Grund: Huawei wird auf dem mit Abstand wichtigsten Markt China auch mit der Open-Source-Version von Android oder einem selbst entwickelten Betriebssystem ohne große Einbußen weitermachen können. Dort sind die nun gekappten Google-Dienste wegen der staatlichen Zensur ohnehin nicht verfügbar.

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