
Selbst in der mit erfolgreichen Unternehmerinnen außergewöhnlich reich gesegneten kalifornischen IT-Landschaft ist Diane Greene eine herausragende Persönlichkeit. Schließlich zählt die Endfünfzigerin, die Ende der Neunzigerjahre mit ihrem Mann den Softwareanbieter VMware gegründet (und lange als CEO geführt) hatte, schon zu den Treibern des Cloud-Computing – lange bevor die Branche für IT-Angebote aus dem Netz überhaupt diesen Begriff gefunden hatte.
VMware war einer der Treiber bei der Entwicklung von Software mit deren Hilfe sich Programme auf simulierten Computern, sogenannten „virtuellen Maschinen“, ausführen lassen – einer der wichtigsten Technologien, für den Betrieb von Cloud-Computing-Angeboten überhaupt. Und auch nach ihrem Ausscheiden bei VMware war Greene in zahlreichen großen IT-Konzernen für die Entwicklung netzbasierender Dienste verantwortlich.
Dass Larry Page, CEO der jüngst in Alphabet umbenannten Google-Konzernmutter, Greene in dieser Woche zur Chefin des gesamten Cloud-Geschäfts beim Internet-Riesen berief, ist also nicht bloß eine Personalie unter vielen. Es ist eine klare strategische Ansage: Mit Greene - bisher schon im Alphabet-Aufsichtsrat - als Frontfrau für die professionellen Internet-Angebote positioniert sich der einstige Suchgigant offensiv um.
Google, bisher vor allem stark mit seinen Konsumenten-Angeboten wie Suche, E-Mail oder Werbung, will das Geschäft mit unternehmensorientierten Cloud-Diensten weit intensiver angehen als bisher.
Rasch wachsender Milliardenmarkt
Aus gutem Grund. So relevant Google als Anbieter von internetgestützten Diensten für Endkunden sein mag - bei Angeboten für Unternehmenskunden, wie dem Betrieb von Online-Angeboten, dem Vermieten von Rechenkapazitäten oder Datenspeicher im Netz sind Google die Konkurrenten Amazon und Microsoft weit enteilt.
Im Falle von Amazon etwa liefert die Cloud-Sparte AWS – für Amazon Webservices – längst den weit überwiegenden Teil der Erlöse … und kompensiert damit das chronisch kaum profitable Handelsgeschäft. Auch bei Microsoft zählen die Cloud-Services zu den am stärksten wachsenden Angeboten, die den Rückgang im Lizenzgeschäft mit den traditionellen Gewinnmaschinen Windows und Office ausgleichen sollen.
Immerhin locken rasch wachsende Umsätze. Die Marktforscher von IDC etwa prognostizieren dem Geschäft mit Cloud-basierten Anwendungen sowie Entwicklungswerkzeugen für diese Dienste einen Umsatzanstieg auf knapp 23 Milliarden Dollar bis 2019. Derzeit setzt die Branche dort nur rund ein Drittel um.
Google allerdings erzielt bisher nur einen Bruchteil seiner Umsätze mit Cloud-Erlösen. Annähernd 90 Prozent der rund 66 Milliarden Dollar Konzernumsatz stammten im vergangenen Jahr aus dem Werbegeschäft.
Dabei verweisen die Kalifornier immer wieder darauf, dass schon heute etwa 60 Prozent der Fortune-500-Unternehmen mindestens einen von Googles professionellen Cloud-Angeboten nutzen; von der Gmail-Business-Variante bis zum netzgestützten Dokumentenmanagement Google Docs.
Dieses Kundenpotenzial – so viel ist seit der Berufung von Diane Greene klar – will Google nun endlich nutzen, um zu den Marktführern aufzuschließen.