
Erst in der vergangenen Woche machten Berichte die Runde, wonach die Deutsche Telekom stärker vor der EU-Kommission gegen Google vorgehen wolle – und zwar wegen der Vorgaben bei dessen Smartphone-Betriebssystem Android.
Auf Anfrage der WirtschaftsWoche verwies die Telekom auf die förmliche Untersuchung zu Android, welche die EU-Kommission im April dieses Jahres eingeleitet hatte: „Wir sind, wie die gesamte Branche, also die Telekommunikationsunternehmen und Zulieferer, in das Verfahren über die Beantwortung der Fragebögen der EU-Kommission eng involviert“, verlautet aus der Konzernzentrale in Bonn. Weitere Details wollte die Telekom nicht kommentieren.
Ganz ähnlich wie Google übrigens. In der Deutschland-Zentrale des amerikanischen Internet-Giganten in Hamburg zeigte man sich ob der neuerlichen Berichte überrascht; schließlich laufe die Untersuchung der EU-Kommission in Sachen Android bereits seit dem Jahr 2012.
„Android hat von jeher für mehr Wettbewerb, niedrigere Preise und mehr Wahlmöglichkeiten für Konsumenten gesorgt. Als Open-Source-Betriebssystem kann es kostenlos von jedermann genutzt werden“, so das offizielle Statement von Google gegenüber der WirtschaftsWoche. „Einige Android-Geräte nutzen Google-Dienste, andere hingegen nicht.“
Anders ausgedrückt: Weil Hersteller wie etwa Amazon mit seinem Fire Phone auch Android-Smartphones komplett ohne Google-Dienste herstellen können, sehen die Amerikaner keine Behinderung des Wettbewerbs.
Die Marktanteile der Smartphone-Betriebssysteme
2005 kaufte Google Andy Rubins Start-Up Android für 50 Millionen Dollar. Was damals innerhalb der Branche nur auf Unverständnis stieß – wofür brauchte ein Suchmaschinenbetreiber einen Handy-Software-Entwickler? – zahlte sich zwei Jahre später aus, als Apple das iPhone auf den Markt brachte. Google konnte schnell mit einem eigenen Betriebssystem für Smartphones nachziehen – das mittlerweile das verbreitetste der Welt ist. Lag der Marktanteil weltweit im April 2014 noch bei knapp 50 Prozent, ist er mittlerweile auf 63 Prozent gestiegen.
Besonders verbreitet ist Android in China (73 Prozent) und in Deutschland (69 Prozent). Was Android so attraktiv macht: Google vergibt die Lizenzen für das Betriebssystem gratis. So sparen Hersteller wie Samsung das Geld ein, was Apple benötigt, um ein eigenes Betriebssystem zu entwickeln. Dementsprechend günstiger können sie ihre Smartphones anbieten. Googles Vorteil dabei: Das Unternehmen bekommt Zugang zu den Daten der Android-Nutzer.
Ein Dorn im Auge von Google: Im Heimatland, den USA, hat Android nur 47 Prozent des mobilen Markts inne – und damit nicht die Marktführerschaft inne.
Quelle: statcounter
iOS ist das Apple-Betriebssystem. Im Gegensatz zur Konkurrenz, die ihre mobilen Betriebssysteme auch für andere Hersteller lizensieren, ist iOS den Apple-Geräten vorenthalten.
Die erste Version (damals noch iPhone OS) wurde im Juni 2007 mit dem ersten iPhone gelauncht. Aufgrund des hohen Preises der iPhones ist die Verbreitung im Gegensatz zu Android relativ gering: Im April 2014 hatte iOS noch einen Marktanteil von 23 Prozent weltweit – im April 2015 waren es nur noch 21 Prozent.
In Ländern wie Deutschland (28 Prozent) und China (25 Prozent) ist iOS im Vergleich zu Android chancenlos. In den USA ist iOS dafür das am weitesten verbreitete Betriebssystem mit einem Marktanteil von 50 Prozent.
Seit Anfang 2011 ist Windows Phone das bevorzugte Betriebssystem auf Nokia Smartphones. Es gibt auch einige wenige Samsung- und HTC-Modelle, die mit dem Microsoft Betriebssystem laufen. Allerdings schaffte Microsoft es nicht, in den vergangenen Jahren nennenswerte Marktanteile zu erlangen. Weltweit sanken die Anteile von 2,4 Prozent im April 2014 auf 2,35 Prozent im April 2015. In Deutschland liegt der Marktanteil bei 2,5 Prozent, in den USA bei 1,79 Prozent und in China bei mageren 0,64 Prozent.
Der Hauptgrund, warum sich das Windows-Betriebssystem nicht durchsetzt: Aufgrund der geringen Marktanteile ist es für App-Entwickler wenig attraktiv, Apps für Windows Phone zu entwickeln. Aufgrund der geringen Anzahl an Apps haben wiederum weniger Kunden Interesse an Smartphones mit dem Betriebssystem.
Das sieht die EU-Kommission möglicherweise ganz anders. So zumindest lesen sich aktuelle Aussagen der EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager Anfang der Woche gegenüber dem „Wall Street Journal“.
Seit nunmehr fünf Jahren untersuchen die europäischen Wettbewerbshüter die Usancen von Google. Laut Vestager nimmt ihre Behörde derzeit eine ganze Palette von Internet-Diensten unter dem Dach der neuen Google-Holding Alphabet näher unter die Lupe.