




Wachwechsel im Silicon Valley: Die Google-Mutter Alphabet hat Apple als teuerstes Börsen-Unternehmen überholt. Nach einem kräftigen Kursanstieg ist der Internet-Konzern am Montag nachbörslich am iPhone-Hersteller vorbeigezogen und zur wertvollsten Firma der Aktienwelt aufgestiegen. Die Alphabet-Aktien schossen zeitweise um über acht Prozent in die Höhe und katapultierten den Börsenwert des Internetriesen so auf etwa 570 Milliarden Dollar.
Die Marktkapitalisierung von ungefähr 535 Milliarden Dollar des bisherigen Börsen-Champions Apple wurde damit übertroffen - bislang allerdings nur außerhalb der regulären Handelszeiten. Um den Titel des am höchsten bewerteten Unternehmens offiziell zu übernehmen, muss Alphabet die Kursgewinne beim US-Börsenstart am Dienstag behaupten. Die außerbörslichen Geschäfte gelten jedoch als guter Indikator.
Alphabet hatte die Börsianer positiv mit seinen Quartalszahlen überrascht. Von Oktober bis Dezember stieg der Überschuss im Jahresvergleich von 4,68 auf 4,92 Milliarden Dollar (4,52 Mrd Euro), wie Alphabet nach US-Börsenschluss mitteilte. Der Umsatz legte um 18 Prozent auf 21,33 Milliarden Dollar zu. Die Prognosen der Analysten wurden damit übertroffen.
Was Google über Sie weiß
Wer über einen Google-Account verfügt und sich einloggt, kann über folgende Links einen kleinen Einblick darüber gewinnen, wie Google einen sieht.
Wie alt bin ich und welchen Geschlechts? Wofür interessiere ich mich? Anhand der von den Nutzern besuchten Seiten gibt Google eine ziemlich passgenaue Schätzung ab.
An welchen Tagen suche ich besonders häufig? Um welche Uhrzeit? Google listet all das für seine Nutzer einsehbar auf – inklusive der Suchanfrage und den angeklickten Links.
Wer ein Android-Handy nutzt und den Ortungsdienst nicht deaktiviert, kann auf Schritt und Tritt von Google verfolgt werden. Google listet den Bewegungsverlauf im Überblick auf.
Google merkt sich auch, mit welchen Geräten seine Nutzer die Dienste nutzen – inklusive Ortsangaben und Uhrzeit.
Die Zahlen wurden mit besonderer Spannung erwartet, da es der erste Geschäftsbericht war, der in einer neuen Konzernstruktur erschien. Die vielbeachteten Werbeerlöse des bei der Tochter Google angesiedelten Kerngeschäfts - das neben der gleichnamigen Suchmaschine und dem Mail-Hoster Gmail unter anderem die Video-Plattform Youtube und das mobile Betriebssystem Android umfasst - kletterten zum Vorjahr um 17 Prozent auf 19,08 Milliarden Dollar.
Der Konzern hatte den Umbau zur Alphabet-Holding im August überraschend angekündigt und im Oktober vollzogen. Seitdem ist Google nur noch eine von mehreren Töchtern unter dem Konzerndach. Durch die neue Art der Bilanzierung wurde erstmals deutlich, wie sich Alphabet in perspektivischen Geschäftsbereichen wie beispielsweise den Sparten für Roboter-Autos oder Internet-Drohnen schlägt. Im vergangenen Jahr brachten diese bislang nicht separat ausgewiesenen Experimente lediglich einen Umsatz von 448 Millionen Dollar und sorgten für einen Verlust in Höhe von 3,57 Milliarden Dollar.
Die zehn teuersten Google-Käufe
Admeld
Typ: Online-Werbevermarkter
Jahr: 2011
Preis: 400 Millionen Dollar
Wildfire Interactive
Typ: Social-Media-Vermarktung
Jahr: 2012
Preis: 450 Millionen Dollar
Postini
Typ: E-Mail-Sicherheit und Archivierungsdienst
Jahr: 2007
Preis: 625 Millionen Dollar
ITA-Software
Typ: Software für die Reiseindustrie, u.a. Flugsuchen
Jahr: 2010
Preis: 676 Millionen Dollar
AdMob
Typ: Mobiles Werbenetzwerk
Jahr: 2009
Preis: 750 Millionen Dollar
Waze
Typ: GPS-gestütztes Navigationssystem für Smartphones
Jahr: 2013
Preis: 966 Millionen Dollar
Youtube
Typ: Videoportal
Jahr: 2006
Preis: 1,65 Milliarden Dollar
DoubleClick
Typ: Online-Werbevermarkter
Jahr: 2007
Preis: 3,1 Milliarden Dollar
Nest
Typ: Automatisierungsunternehmen, produziert u.a. selbst lernende Thermostate
Jahr: 2014
Preis: 3,2 Milliarden Dollar
Motorola Mobility
Typ: Hersteller von Mobiltelefonen
Jahr 2011
Preis: 12,5 Milliarden Dollar
Anleger und Börsenprofis scheinen jedoch trotz der defizitären Entwicklungsprojekte voll vom Potenzial des Alphabet-Konzerns überzeugt. „Die Ergebnisse von Google sind ein Knaller und toppen die ambitionierten Erwartungen der Analysten“, kommentierte Experte Daniel Saurenz von Feingold Research. „Auch die Perspektiven für das kommende Quartal überzeugen, so erklärt sich der deutliche nachbörsliche Kurssprung, der an Apple vorbei führt.“
Erstmals sei damit ein Konzern der teuerste der Welt, der keine haptischen Produkte herstelle, so Saurenz. Apple macht zwar höhere Gewinne und verfügt über deutlich mehr Geldreserven. Doch bereits seit rund drei Jahren deutet sich eine Wachablösung an, weil die Investoren Alphabet ein höheres Wachstum zutrauen.
Hoffnungsträger wie Youtube entwickeln sich zu Umsatztreibern. Zwar veröffentlicht der Konzern zur Video-Plattform noch immer keine konkreten Zahlen, doch Finanzchefin Ruth Porat machte in einer Telefonkonferenz nach Vorlage der Quartalszahlen deutlich, dass die Geschäftssparte eine wichtige Säule des jüngsten Erfolgs sei. Apple hingegen rechnet für das laufende Vierteljahr mit dem ersten Umsatzrückgang seit mehr als einem Jahrzehnt.