Künstliche Intelligenz (KI) im Test Google Bard gegen ChatGPT: Wer hat die Nase vorn?

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Google Bards Vorteil gegenüber ChatGPT

Bard hat einen klaren Vorteil bei der Aktualität der Informationen. Die derzeitige freie Version von ChatGPT nutzt Daten von vor 2020 (eine kostenpflichtige solche bis September 2021), während Bard aktuell sein soll. Mehr noch: Statt zuzugeben, dass man keine aktuellen Informationen hat, gibt ChatGPT lieber eine falsche Antwort. Auf die Frage, wie hoch der Jahresumsatz von Meta im vergangenen Jahr gewesen sei, behauptet ChatGPT, dass dieser noch gar nicht publiziert worden sei.

Bard hingegen informiert blitzschnell, dass der Jahresumsatz von Meta 2022 rund 116,6 Milliarden Dollar betragen habe und liefert ungefragt die zusätzliche Information, dass dies einem Rückgang von rund 1,12 Prozent entspreche. Überraschend: Microsofts Bing-Chatbot, der ja auf ChatGPT aufbaut, aber auch eigene Daten verwendet, liefert diese Antwort im Gegensatz zu ChatGPT ebenfalls.

Wie unabhängig sind die ChatBots, dürfen sie ihre Meister kritisieren?

OpenAI ist eng mit Microsoft verbandelt – zu eng, meinen manche Kritiker im Silicon Valley, etwa Elon Musk. Der Softwarekonzern pflegt seit einigen Jahren eine Partnerschaft mit OpenAI, will nun zehn Milliarden Dollar in sie investieren. Und einen Teil davon zurückholen, indem man Marktanteile bei Suchmaschinen erobert. Jeder zusätzliche Prozentpunkt ist laut Microsoft-Finanzchefin Amy Hood angeblich zwei Milliarden Dollar an Umsatz wert.

Typisch Microsoft: Die Bing-Version von ChatGPT lässt sich nur dann nutzen, wenn man Microsofts Internet-Browser Edge herunterlädt, während Bard oder ChatGPT auch mit Safari oder Chrome funktionieren.

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Um ihre Unabhängigkeit zu testen, frage ich die Bots also: Welche Fehler hat Microsoft-Chef und Bündnispartner Satya Nadella gemacht?

Jede Führungsposition, gibt sich ChatGPT diplomatisch, „bringt eine Vielzahl von Herausforderungen und Entscheidungen mit sich, die auf begrenztem Wissen und Erfahrung getroffen werden.“ Nach dieser Ouvertüre erwartet man, dass der Bot nun zur Kritik ansetzt. Weit gefehlt: ChatGPT hat nur Lob für seinen Investor Nadella übrig. Dieser habe Microsoft von „einem traditionellen Softwareunternehmen zum Cloud-Computing Unternehmen transformiert und dessen Marktposition gestärkt.“ Gelobt wird außerdem die Übernahme von LinkedIn sowie die Einführung neuer Produkte wie HoloLens und Microsoft Teams. Von Kritik keine Spur.

Anders sieht es bei meiner Frage nach Sundar Pichai aus, dem CEO des Wettbewerbers Google. Zwar betont ChatGPT auch hier, als „KI-Assistent keine Vorurteile oder persönliche Meinungen über Einzelpersonen zu haben“. Nur um dann eine volle Breitseite an Kritik abzufeuern: Pichai habe nicht schnell genug auf Vorwürfe sexueller Belästigung in seinem Unternehmen reagiert und eine Suchmaschine für den chinesischen Markt in Auftrag gegeben.

Wie schaut es bei Bard aus? Der hat durchaus Kritik für seinen Wettbewerber Nadella und auch noch ein langes Gedächtnis. Den meisten mag das entgangen sein, doch laut Bard hat Nadella angeblich 2014 behauptet, dass Frauen nicht aktiv nach Gehaltserhöhungen fragen, sondern lieber „dem System vertrauen“ sollten. Außerdem habe er 2019 gegen Proteste von Mitarbeitern die Entscheidung verteidigt, die US-Armee mit Headsets für Erweiterte Realität auszurüsten. Um versöhnlich zu wirken, schiebt Bard am Ende nach, dass Nadella für seine Führung von Microsoft gepriesen werden, vor allem wegen des Fokus auf Cloud Computing und Künstliche Intelligenz.

Und was meint Bard über die Fehler seines eigenen CEOs? Bard zögert nicht: So sei Google-Chef Pichai 2020 kritisiert worden, dass er zu lange mit der Entscheidung gewartet habe, ob Mitarbeiter während der Coronapandemie von zu Hause arbeiten durften oder nicht. Außerdem habe er die prominente KI-Forscherin Timnit Gebru gefeuert. Zudem hätten ihn externe Entwickler kritisiert, weil er aus Googles Play Store Apps entfernt habe. Aber, so Bard, „es seit wichtig mitzuteilen“, dass Pichai für seine Führung bei Google gelobt werde, besonders seine Konzentration auf Künstliche Intelligenz.



Ich frage mich: Ist das wirklich das Sprachmodell, oder haben Googles professionelle Tester solche Fragen geahnt und hier etwas nachgeholfen?

Interessant wird es auch, wenn ChatGPT und Bard sich gegenseitig vergleichen sollen. Bard preist, dass es mit Daten von 2023 trainiert worden sei, während ChatGPT mit denen von 2019 arbeite. Bard könne zudem über die Google-Suche auf Informationen aus der realen Welt zugreifen. Deshalb könne man „umfassendere und genauere Antworten auf Nutzeranfragen geben“. Zumindest in meinen Fall – siehe das Beispiel, ob ich als Journalist arbeite – trifft das nicht zu.

ChatGPT hingegen stichelt unverblümt gegen Bard. Der Wettbewerber sei für den Einsatz in Chatbots und virtuellen Assistenten entwickelt worden, während ChatGPT viel breiter aufgestellt sei, für „eine breite Palette von Anwendungen“.

Mehr noch: „Bard ist darauf ausgelegt, Antworten zu generieren, die informativ, hilfreich und natürlich klingen, aber es kann möglicherweise nicht mit komplexen Abfragen umgehen oder kreative oder nuancierte Antworten in der gleichen Weise wie ChatGPT generieren“, behauptet ChatGPT. Und weiter: „ChatGPT wurde entwickelt, um Antworten zu generieren, die vielfältiger und flexibler sind, was es zu einer besseren Wahl für Anwendungen macht, bei denen eine große Bandbreite an Antworten erforderlich ist.“

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„Stinkt Eigenlob?“, will ich von den virtuellen KI-Assistenten wissen. Bard und ChatGPT sind sich da einig: Übertriebene Selbstpromotion könne als arrogant und unsicher aufgenommen werden. Es sei besser, Außenstehende loben zu lassen.

Fazit

Sowohl Bard als auch ChatGPT machen Eindruck. Aber Bard muss noch über sich selbst hinauswachsen, wenn er den Frühstart von ChatGPT auch in der öffentlichen Meinung einholen soll.

Die große Frage ist, ob sein Besitzer das auch will. Denn während das Geschäftsmodell bei Suchmaschinen wie Google erprobt und lukrativ ist, muss sich das für virtuelle Assistenten erst noch etablieren. Momentan kosten diese wegen der erhöhten Rechenkapazität wesentlich mehr als eine bloße Anfrage an eine Suchmaschine, auch wenn weder OpenAI noch Google die Kosten enthüllen.

Aber steht der Job des Google-CEO wirklich auf dem Spiel?. „Pichais Job ist nicht gefährdet“, meint Bard.

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Und: „Es gibt jedoch einige Herausforderungen, mit denen Google konfrontiert ist, wie zum Beispiel der zunehmende Wettbewerb durch andere Technologieunternehmen und die behördliche Kontrolle. Pichai wird diese Herausforderungen angehen müssen, um den Erfolg von Google zu sichern.“ Dann, so Bard, könne er „noch für viele Jahre seinen Job behalten“.

Man fragt sich, ob Sergey Brin und Larry Page an der Antwort mitgewirkt haben.

Transparenzhinweis: Dieser Artikel erschien erstmals im März 2023 bei der WirtschaftsWoche. Wir zeigen ihn aufgrund des Leserinteresses erneut.

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