
Die meisten High-Tech-Trends halten ein paar Jahre. Ganz anders Moores Law: Das Gesetz des Gordon Moore gilt nun schon ein halbes Jahrhundert lang. Verkündet hat es 1965 der damals 36-jährige Moore, Forschungschef und Mitgründer des kalifornischen Halbleiterherstellers Fairchild Semiconductor, in einen Fachaufsatz. Seine Prophezeiung: Die Transistordichte und die Leistung von Prozessoren werden sich regelmäßig verdoppeln.
Moore, der drei Jahre später den Chiphersteller Intel mitgründete, ging anfangs von einer Verdoppelung alle zwölf Monate aus. Später erwiesen sich 18 bis 24 Monate als richtig.
Die Temposchübe ermöglicht hat die enorme Miniaturisierung der Schaltkreise. Doch das erstaunliche Jubiläum fällt in eine Zeit, da das Gesetz an physikalische Grenzen stößt. Damit es weiter gilt, müssten die Techniker nach 2020 Transistoren so dicht packen, dass sie kleiner als die Atome des heutigen Chiprohstoffs Silizium sind.





Der promovierte Chemiker Moore ist dennoch optimistisch, dass die Leistungssteigerung anhält – dank neuer Materialien, wie Graphen, der nur eine Atomlage dünne Superwerkstoff aus Kohlenstoff. „Bisher haben die Entwickler immer eine kreative Lösung gefunden“, sagt der 86-Jährige.
Innovationen werden befeuert
Zum Jubiläum hat der heutige Intel-Chef Brian Krzanich berechnen lassen, wie sich Moores Voraussage auf andere Produkte ausgewirkt hätte: „Ein VW Käfer von 1971 würde heute rund 480.000 Kilometer pro Stunde schaffen und doch nur vier Cent kosten.“ Das ist zwar völlig unrealistisch, doch ermöglichten die Leistungsschübe der Chips auch Autoherstellern Techniksprünge, „die früher wie Utopien geklungen hätten“, so Moore „etwa selbstfahrende Autos“.
Längst hat sich seine Regel im Silicon Valley von einer Prognose zum Mantra für die Zukunft gewandelt: Der feste Glaube, ständig werde alles besser, schneller und günstiger, befeuert die Innovation.
Das „Gesetz“, sagt etwa der LinkedIn-Mitgründer Reid Hoffman, sei „Leitlinie für neue Trends“. Der Milliardär und Vordenker des High-Tech-Tals nennt Technologien „wie das Drucken von Gegenständen oder das Auswerten genetischer Informationen“ als Beispiele.
Moore hat mit seiner Frau Betty nahezu das gesamte Vermögen von 6,7 Milliarden Dollar in eine Stiftung eingebracht, die Umweltschutz, Lehre und Forschung fördert.
Wohl auch, weil er Anhänger einer neuen brisanten Prognose ist: Maschinen könnten binnen 20 Jahren in Industrieländern mehr als die Hälfte der heutigen Jobs ersetzen – mit entsprechend radikalen Folgen für die Gesellschaften. Moore selbst äußert dazu nur noch einen Wunsch: „Macht dafür nicht mich verantwortlich.“