Größter Wirtschaftskrimi der Internet-Szene Kino.to - die Geschichte eines Millionenreibachs

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Ein richtiges Unternehmen


Die besten Serien der 70er und 80er Jahre
Richard Dean Anderson als "Angus MacGyver" Quelle: dpa
Don Johnson und Philip Michael Thomas in der 80er-Serie "Miami Vice" Quelle: dpa
Besetzung der Fernsehserie "CHIPs" Quelle: dpa
Besetzung der Fernsehserie A-Team Quelle: dpa
David Hasselhoff als "Michael Knight" in der Serie "Knight Rider" Quelle: dpa
Tom Selleck als "Magnum"
Patrick Duffy in "Der Mann aus Atlantis" Quelle: Gemeinfrei

„Am Anfang gingen die Links ohne Kontrolle online, später wurde jeder Link geprüft“, erinnert sich Hatscher. Damit wollen die Kino.to-Macher verhindern, dass Kinderpornos bei ihnen landen und die Polizei die Web-Site ins Visier nimmt.

Je besser das Geschäft mit den Raubkopien läuft, desto mehr wird Kino.to zum richtigen Unternehmen. Bastian P. avanciert zum technischen Leiter. Es erfordert viel Arbeit, die vielen Links zu geklauten neuen Filmen freizuschalten. Dirk B. stellt deshalb Helfer ein. Die Mitarbeiter müssen am Tag je bis zu 3000 Links prüfen und freigeben, dafür zahlt Dirk B. ihnen zwischen 2000 und 3000 Euro pro Monat. Dreimal die Woche tagt via Skype-Konferenz der enge Kreis der Kino.to-Macher. Sitzungen im größeren Kreis finden alle 14 Tage statt.

Während Kino.to boomt, wird Hatscher mit seinem eigenen Unternehmen Europe-Space langsam unzufrieden. Im Juli 2008 laufen die Geschäfte schlecht. Da hat Dirk B. eine Idee. Er fragt Hatscher, erzählt dieser, ob er einen Filehoster einrichten wolle. Das ist ein Internet-Portal, in das Kino.to Filme und Serien direkt einstellen könnte, ohne ständig nur auf andere Videostreamingportale wie Megavideo verlinken zu müssen. Denn Kino.to ist zu der Zeit nicht mehr als eine bessere Internet-Seite mit vielen Links.

Hatscher willigt ein. Binnen zwei Tagen programmiert er den Filehoster Freeload.to. Den ersten Film, den er einstellt, rufen binnen Stunden 2000 Nutzer ab. Es ist der Streifen „Sex and the City“. Keine Woche später steigt die Zahl auf 10 000 Nutzer täglich. Dirk B. und seine Leute werden zu Meistern, illegal kopierte Filme und Tonspuren zu besorgen, meist aus konspirativen passwortgeschützten Internet-Zirkeln. Dort bieten Raubkopierer aus aller Welt, die die Streifen im Kino abgefilmt oder DVD-Prototypen kopiert haben, ihre Beute an.

Gemeinsame Weihnachtsfeier in 2008

Entsprechend konspirativ ist das Klima auch bei Kino.to. Viele Beteiligte kennen sich nur aus Videokonferenzen. Um die Stimmung zu verbessern, lädt Dirk B. im Dezember 2008 zur gemeinsamen Weihnachtsfeier. Die Zugereisten aus ganz Deutschland treffen sich im Steakhouse Escados in der Leipziger Innenstadt. Man spricht über alles Mögliche, nur nicht über Kino.to. Die Teilnehmer sind voneinander so angetan, dass sie sich auch 2009 und 2010 treffen wollen.

Bis dahin lassen es sich die Macher von Kino.to gut gehen. Hatscher erreicht zunächst ein Einkommen von 7000 bis 8000 Euro im Monat, 2009 sind es 15 000 Euro. Der zweifache Vater, der von seiner Frau getrennt lebt, bereist die Welt und ist einen Großteil des Jahres unterwegs: Singapur, Kuala Lumpur, Hongkong, Tokio. Besonders Asien tut es Hatscher an. Auf den Philippinen lernt er seine heutige Freundin kennen.

Zugleich achtet Hatscher darauf, dass er in der Öffentlichkeit nicht allzu sehr auffällt. Er kauft sich einen schlicht wirkenden Audi A4 Avant, allerdings mit 3-Liter-Motor und Vollausstattung. Preis: 70 000 Euro. In sein letztes Domizil vor der Verhaftung, eine repräsentative 175-Quadratmeter-Wohnung über drei Etagen in einer alten Villa mit Aussichtsturm, wird er 2010 ziehen.

Dirk B. als Kino.to-Chef und Eigentümer verdient inzwischen Millionen. Doch ihn zieht es nicht in die große weite Welt, sondern immer häufiger in die spanische Rummelhochburg Lloret de Mar, wo sein Unternehmen PAD Medianet sitzt. Irgendwann entschließt er sich, ganz nach Lloret zu ziehen, 2009 schließlich nach Mallorca.

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