Die Geschichte von Kino.to beginnt, lange bevor das Portal 2008 zum ersten Mal im Internet auftaucht. Es ist das Jahr 2001. Der deutsche Rennfahrer Michael Schumacher dominiert gerade die Formel 1. Motorsportfan Hatscher, der nach der Wende zwei Fotoläden betrieben und später ein Bowlingcenter und mehrere Spielhallen geleitet hat, ist davon so begeistert, dass er im Web ein Diskussionsforum über die Rennserie startet, in dem sich Formel-1-Fans austauschen können. Mit dem so gewonnenen Wissen über das Internet beginnt der damals 37-Jährige in seiner Freizeit, Speicherplatz für Daten bei Anbietern von Großrechnerleistung anzumieten und gegen Bezahlung weiterzuvermieten. Das Geschäft läuft so gut, dass Hatscher hierzu eine Firma namens Europe-Space Network gründet. Europe-Space prosperiert und sorgt für Hatschers Lebensunterhalt.
Irgendwann zu jener Zeit berichtet Dirk B. aus Leipzig einem Europe-Space-Kunden von einem Problem, das er gerade bei einem Projekt im Web hat. Der Europe-Space-Kunde empfiehlt Dirk B., sich an Hatscher zu wenden.
Dirk B. ist damals 29 Jahre alt, von Haus aus Fußbodenleger, wohnt in Leipzig und hat wie Hatscher das Internet als einträgliche Einnahmequelle entdeckt. Dazu baut er gerade eine Online-Tauschbörse namens Saugstube auf. Nutzer können hier Filme und Musik herunterladen und gleichzeitig anderen Stücke anbieten. Dazu benötigt Dirk B. für möglichst wenig Geld einen leistungsfähigen Großrechner, einen sogenannten Server, der für ihn die Daten speichert und verarbeitet.
Der entscheidende Kick
Hatscher, von Dirk B. darauf angesprochen, weiß Rat. Er kennt ein Schnäppchen-Angebot aus den USA. Da Hatscher anders als Dirk B. nicht nur gut Englisch spricht, sondern auch eine Kreditkarte besitzt, schließt er für Dirk B. den Vertrag mit dem US-Anbieter. Hatscher beteuert bis heute, dies gemacht zu haben, ohne zu wissen, was Saugstube.de überhaupt ist. Dirk B. verfügt damals, wie die Staatsanwaltschaft später bestätigt, „wegen einer Firmenaufgabe“ über kein Bankkonto.
Dirk B.’s Saugstube.de floriert. Ende 2002 saugt die Web-Site immer mehr Nutzer an. Zudem zieht Dirk B. zunehmend Werbung auf das Portal. Zum Dank für die Hilfe wirbt er für Hatschers Firma Europe-Space auf Saugstube.de. So profitiert auch Hatscher vom Erfolg. Viel mehr haben beide zu dieser Zeit nicht miteinander zu tun, sagt Hatscher.
Doch das soll sich ändern. 2004 hat Dirk B. wieder Probleme mit dem Internet. Der Server des Anbieters in den USA reagiert ihm zu langsam. Dirk B. sucht nach » » einer Alternative. Wieder ist es Hatscher, der hilft. Hatscher verhandelt via Skype-Videokonferenz mit Rechenzentren und wird fündig. Daraufhin verlagert Dirk B. den Betrieb von Saugstube.de auf einen Großrechner in Holland.
Der Wechsel ins europäische Nachbarland erweist sich für Dirk B. als Glücksgriff. Der Umsatz von Saugstube wächst rasant, ebenso die Zahl der Nutzer. Dirk B. entscheidet, sein Geschäft zu professionalisieren. 2005 reist er nach Lloret de Mar an der spanischen Costa Brava. Dort gründet er die Firma PAD Medianet, eine Kapitalgesellschaft, die als Hülle für die Geschäfte seiner Web-Site und künftiger Internet-Unternehmen dienen soll. Dirk B. entscheidet sich für den Firmensitz in Spanien unter anderem, weil die Behörden dort als weniger aktiv bei Internet-Delikten gelten.