„Hallo Magenta“ Telekom bringt eigene Alexa auf den Markt

Mit „Hallo Magenta“ sollen Telekom-Kunden künftig daheim den Fernseher steuern. Wettbewerber Telefónica ist da schon einen Schritt weiter.

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Hallo Magenta: Deutsche Telekom bringt eigene Alexa auf den Markt Quelle: Bloomberg

Barcelona Schon als Amazon seinen intelligenten Lautsprecher Echo vorstellte, war Telekom-Chef Timotheus Höttges fasziniert. Nun hat er bald seinen eigenen. Wie der Bonner Konzern am Montag auf dem Mobile World Congress in Barcelona, der weltgrößten Mobilfunkmesse, verkündete, will er im Sommer einen eigenen smarten Lautsprecher auf den Markt bringen.

Kunden sollen dann unter über den Lautsprecher telefonieren oder das Licht an und aus machen können, weil er auch als Steuerzentrale für das smarte Haus dienen soll. Auch der Fernseher soll sich dann darüber steuern lassen. Angesprochen wird er mit „Hallo Magenta“. Damit macht die Telekom ihre Markenfarbe zum Namen – konkurrierende Sprachsteuerungen haben Namen wie Siri, Cortana oder Alexa.

Mit dem neuen, weißen Magenta-Lautsprecher wolle die Telekom jedoch nicht in den Wettbewerb mit Amazons Alexa treten, betonte Technik-Vorstand Claudia Nemat in Barcelona. Das Angebot sei komplementär, weil die Kunden auch die Dienste von Amazon auf das Gerät des Konzerns zuschalten können – wenn sie das denn wollen.

Denn die Bonner wollen auch mit dem Argument des starken europäischen Datenschutzes punkten. Andere Unternehmen wie etwa Versicherungen hätten bereits signalisiert, sie hätten Interesse an einer deutschen Sprachsteuerung, bei der die Daten nicht im Ausland landen.

Die neue Sprachsteuerung und den Smart Speaker hat die Telekom gemeinsam mit dem französischen Wettbewerber Orange entwickelt. Sie wollen die Plattform in ganz Europa anbieten.

Doch die beiden Unternehmen hinken dabei ihrem Wettbewerber hinterher: Telefónica hat nicht nur bereits vor einem Jahr die Sprachplattform „Aura“ vorgestellt, sondern auch am Sonntag verkündet, sie nun in sechs weiteren Ländern einzusetzen – darunter in Deutschland.

Auch über Aura kann unter anderem der Fernseher gesteuert werden. Telefónica selber bewirbt das Angebot als „zentrale Anlaufstelle für die Bedürfnisse der Kunden“. Aura kann auch über andere Plattformen genutzt werden wie etwa den Facebook Messenger. Kunden können dort dann einfach eintippen: „Frag Aura“, und das System wird aufgerufen.

Die Telekom kündigte in Barcelon eine Reihe weiter, neuer Entwicklungen an. So baut sie unter anderem derzeit Sender in Flugzeuge, mit denen sogar Videotelefonate möglich sein sollen. Außerdem sollen Brücken und Tunnel mit Sensoren ausgestattet werden, die unter anderem die Luftfeuchtigkeit messen und so vor Schaden schützen sollen – und natürlich investiert die Telekom stark in den nächsten Mobilfunkstandard 5G.

Wie der Rest der Branche setzt auch der Bonner Konzern darauf, dass der nächste Mobilfunkstandard die Vernetzung der Welt deutlich voranbringen wird – und die Telekommunikationsanbieter hoffentlich davon profitieren können. Auf dem Mobile World Congress hat die Telekom nun die Gründung eines neuen Unternehmens mit dem Namen Mobiledge X verkündet, um die Technologie weiter voranzutreiben.

Die Idee hinter Mobiledge X steckt schon im Namen: Es geht um Edge Computing, einem wichtigen Schritt auf dem Weg zu 5G. Die Idee hinter dieser Technologie: Prozesse finden nicht mehr auf Endgeräten wie Smartphones statt, sondern in einer Cloud – und diese wandert mit dem Nutzer mit. Sie folgt dem Kunden und sucht sich im Netz immer einen Punkt, der maximal nah an ihm ist. Das macht Anwendungen nicht nur deutlich schneller, sondern auch die Endgeräte leichter.

Das wird bei der Einführung von 5G sehr wichtig; schließlich geht es bei dem Mobilfunkstandard darum, große Datenmengen in Echtzeit verschicken zu können. Zwischen Versand und Empfang der Daten soll nur eine Millisekunde vergehen – und dazu braucht es die mobilen Cloudspeicher des Edge Computing.

Mobiledge X soll nun eine Edge-Computing-Plattform für Entwickler entwickeln. Denn von denen erhofft sich die Telekom „ganz neue, revolutionäre Ideen für Anwendungen“ die mit der Echtzeit-Technologie möglich werden. Dazu zählen unter anderem selbstfahrende Autos oder selbststeuernde Roboter. Die Telekom glaubt, dass die Technik auch Anwendungen für die Virtuelle Realität und Datenbrillen zum Durchbruch verhelfen wird.

Diese Hoffnung ist durchaus auch im eigenen Sinne: Die Bonner arbeiten mit dem Optikhersteller Zeiss an einer solchen Datenbrille. Sie wurde bereits im vergangenen Jahr angekündigt. Nun haben die beiden Unternehmen ein Joint-Venture mit dem Namen Tooz Technologies gegründet zu haben um weiter daran zu arbeiten.

Damit auch andere Netzbetreiber und Branchenvertreter daran mitarbeiten können, sei Mobiledge X ein unabhängiges Unternehmen, betont die Telekom. Seinen Sitz hat es in Menlo Park an der Westküste der USA und in Berlin.

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