Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis Doping-Experte Hajo Seppelt wird geehrt

Der Sportjournalist und Doping-Experte Hajo Seppelt bringt „Licht ins Dunkel mächtiger internationaler Dopingnetzwerke“ – und bekommt dafür den renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis.

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Der Sportreporter und Dopingexperte Hajo Seppelt bekommt in Hamburg von der Fernsehmoderatorin Susanne Stichler den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis überreicht. Quelle: dpa

Ob Olympia, Leichtathletik oder Fußball – Skandale überlagern seit geraumer Zeit den Sport. Umso wichtiger ist Transparenz und Aufklärung in der Berichterstattung. Da verwundert es nicht, dass der Sportjournalist und Doping-Experte Hajo Seppelt am Mittwochabend in Hamburg mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt worden ist.

Vor rund 300 Gästen wurde ihm im Rolf-Liebermann-Studio des Norddeutschen Rundfunks die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung überreicht. „Seppelt hat sich seit vielen Jahren mit unermüdlicher Energie, Mut und zähem Durchsetzungswillen einem unabhängigen Journalismus verschrieben“, heißt es in der Begründung der Jury. „Mit seinen Recherchen bringt er Licht ins Dunkel mächtiger internationaler Dopingnetzwerke und provoziert heftigen Widerstand von internationalen Sportorganisationen, Funktionären und Verkäufern glitzernder Großereignisse.“

Gerührt und unter Tränen nahm der 53-Jährige den Preis entgegen. „Ich hätte niemals in meinem Leben gedacht, dass ich irgendwann mal hier stehen würde“, sagte er. Ihn habe interessiert, was hinter den Kulissen des Sports passiere. Sport als Unterhaltung habe ihn gelangweilt. Die Laudatio hielt der Schweizer Fernsehjournalist und Sportkommentator Marcel Reif. Er mahnte die Branche „eine klare Sicht und den Sport in seiner Gesamtheit zu begreifen – nicht nur das Glitzern“.

Die Auszeichnung erinnert an den früheren „Tagesthemen“-Moderator Hanns Joachim Friedrichs, der 1995 im Alter von 68 Jahren starb. Mit dem Preis werden jährlich Fernsehjournalisten für ihre kreative, kritische und unabhängige Arbeit prämiert. Nach Auffassung der Jury vermeide Hajo Seppelt ganz im Sinne von Hanns Joachim Friedrichs, der unter anderem zwölf Jahre Chef der ZDF-Sportredaktion war, jegliche Kumpanei zwischen Journalisten und Sportlern. Die zahlreichen ARD-Dokumentationen und Berichte von Hajo Seppelt machten sich nie gemein mit den im Mainstream schwimmenden Eventsportarten, denen Unterhaltung näher liege als Sport und Journalismus.

Der Journalist ist seit 1985 als freier Sportreporter und Doping-Experte vornehmlich für die ARD und den WDR im Einsatz. Er ist Autor zahlreicher Berichte und Dokumentationen zum Thema Doping und seinen Drahtziehern. Seine Filme unter dem Titel „Geheimsache Doping“ (WDR) erregten weltweite Aufmerksamkeit. Für seine Sportsendungen „Geheimsache Doping. Im Schattenreich der Leichtathletik“ und „Wie Russland seine Sieger macht“ (beide ARD) war Seppelt in diesem Jahr bereits der Deutsche Fernsehpreis in der Kategorie „beste Sportsendung“ zuerkannt worden.

Der mit 2.500 Euro dotierte Sonderpreis ging an den Moderator des Nachrichtenmagazins „ZiB 2“ des Österreichischen Rundfunks (ORF), Armin Wolf. In seinen gelassen-hartnäckigen Interviews zeige er „unbestechliche journalistische und persönliche Unabhängigkeit“, urteilte die Jury.

Steingart: „Der Populist ist der Aufsteiger der Saison“

Die Keynote hielt Handelsblatt-Herausgeber Gabor Steingart. „Der Populist ist der Aufsteiger der Saison“, stellte der Journalist und Buchautor gleich zu Beginn seiner Rede fest. Alles, was Hanns Joachim Friedrichs über das Verhältnis von Journalismus und Macht, über Nähe und Distanz gesagt habe, sollte im Angesicht der Populisten nicht suspendiert werden. „Ich will uns Medienmenschen dazu im Gegenteil ermuntern, uns dem Phänomen des neuzeitlichen Populismus und den dahinter wirksamen Antriebsenergien mit Neugier zu nähern.“ Nicht, um den Populisten zu umarmen, aber um das, was ihn und seinen Erfolg ausmache, besser begreifen, verstehen und fühlen zu können.

Am Schluss appellierte Steingart an die Branche, stärker mit dem Publikum in Dialog zu treten und es in Debatten einzubeziehen. „Wir wollen, dass uns unsere Leser, Zuhörer und Zuschauer uns vertrauen. Aber vielleicht sollten wir ihnen auch Vertrauen entgegenbringen.“ Die Gesellschaft sei unzufrieden, aber nicht verrückt. Die Menschen würden eine andere Zukunft wollen, aber nicht den Untergang. Sie würden auch ihre vertrauten Medien wollen – aber nachdenklicher als bisher. „Und sie wollen nicht nur zuhören, sondern mitreden und mitentscheiden.“

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