Hauptversammlung SAP verspricht nach Korruptionsaffäre schärfere Regeln

SAP-Vorstandssprecher Bill McDermott bei der Hauptversammlung des Softwarekonzerns. Quelle: dpa

Nach der Debatte um die Vorstandsvergütung im Vorjahr geht der Softwarekonzern SAP auf seine Aktionäre zu. Auch aus der Korruptionsaffäre in Südafrika zieht der Softwareriese seine Lehren verspricht Besserung.

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Nach Ermittlungen wegen Korruptionsvorwürfen in Südafrika hat der Softwareriese SAP seinen Aktionären Veränderungen in der Unternehmensführung versprochen. "Wir haben unsere Compliance-Richtlinien verschärft, um ähnliche Abweichungen künftig zu verhindern", sagte Vorstandschef Bill McDermott bei der Hauptversammlung in Mannheim. "Wenn wir Fehler machen, geben wir sie zu, damit wir sie beheben können." Es sei sehr schwer, das verloren vergangene Vertrauen wieder zurückzugewinnen. SAP habe auf die Vorfälle in Südafrika transparent reagiert und sich von Personen getrennt, die nicht im Einklang mit den ethischen Standards des Konzerns gehandelt hätten.

SAP hatte Anfang März eingeräumt, in Südafrika Gelder an Firmen mit Beziehungen zur politisch einflussreichen Gupta-Familie gezahlt zu haben. Beweise für Zahlungen an südafrikanische Regierungsbeamte oder Mitarbeiter von Staatsfirmen seien allerdings nicht aufgetaucht. Verschiedene Medien hatten berichtet, Ziel von SAP sei es gewesen, sich einen Auftrag des Bahnunternehmens Transnet und des Stromversorgers Eskom über umgerechnet 66 Millionen Euro zu sichern.

Nach der Debatte um die Vorstandsvergütung im Vorjahr geht SAP auch hier auf seine Aktionäre zu. Man habe die Kritik sehr ernst genommen und den Dialog vor allem mit den institutionellen Anlegern gesucht, sagte Aufsichtsratschef Hasso Plattner am bei der Hauptversammlung. Das Ergebnis sei ein transparenteres und besser nachvollziehbares System der Managergehälter.

Zudem berichte SAP nun offener und detaillierter über die Arbeit des Aufsichtsrats und erfülle seit Februar ohne Ausnahme die Vorgaben des Deutschen Corporate-Governance-Kodex für gute Unternehmensführung. Grundsätzlich verteidigte Plattner aber erneut die hohen Gehälter für Vorstandschef Bill McDermott und die anderen Manager. „Die Vorstandsvergütung muss mit Blick auf unsere globalen Konkurrenten international wettbewerbsfähig sein“, sagte er. Für 2017 bekommt McDermott laut Geschäftsbericht knapp 13,2 Millionen Euro, von denen ein Großteil aber aus langfristigen Bestandteilen stammt, die sich unter anderem am Ergebnis und am Aktienkurs orientieren und erst mit Verzögerung ausgezahlt werden. SAP hatte die Änderungen im Vergütungssystem bereits angekündigt.

Von den Aktionären gab es dafür insgesamt Lob, an der Höhe der Bezüge von Vorstandschef Bill McDermott und seinen Kollegen aber auch weiter Kritik. Für 2017 weist der Geschäftsbericht knapp 13,2 Millionen Euro für McDermott aus. Ein Großteil davon stammt aus langfristigen Bestandteilen, die sich unter anderem am Ergebnis und am Aktienkurs orientieren und erst mit Verzögerung ausgezahlt werden. Aufsichtsratschef Plattner verteidigte die Summen erneut. „Die Vorstandsvergütung muss mit Blick auf unsere globalen Konkurrenten international wettbewerbsfähig sein“, sagte er.

Ihre Kritik an dem aus ihrer Sicht bisher intransparenten System hatten die Aktionäre 2017 mit dem Abstimmungsergebnis bei der Entlastung des Aufsichtsrats ausgedrückt: Nur knapp kam die erforderliche Mehrheit zustande. Seitdem sei SAP bei den Governance-Themen ein Befreiungsschlag gelungen, lobte etwa Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). „Sie werden so langsam zum Musterknaben in Sachen Corporate Governance“, sagte sie an Plattner gewandt. Ein Wermutstropfen bleibe: Die Höhe der Vergütung passe einfach nicht in die deutschen Verhältnisse.

Bei der kurzfristigen erfolgsabhängigen Vergütung werden Faktoren wie Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit künftig keine Rolle mehr spielen. Die sogenannte Ermessenskomponente wird gestrichen, nur finanzielle Ziele sind noch ausschlaggebend. Auch die maximal mögliche Höhe dieses Vergütungsbestandteils wird gesenkt. Die war aber ohnehin nicht erreicht worden, so dass dadurch unmittelbar keine Auswirkungen auf die tatsächliche Vergütung zu erwarten sind.

SAP hatte den Umsatz 2017 um sechs Prozent auf knapp 23,5 Milliarden Euro gesteigert, währungsbereinigt wären es acht Prozent gewesen. Das operative Ergebnis legte um 2 Prozent auf 6,77 Milliarden Euro zu. SAP nimmt derzeit verstärkt den lukrativen Markt der Kundenmanagement-Systeme (CRM) ins Visier, den der US-Rivale Salesforce dominiert. McDermott will den Bereich stark ausbauen und komplett mit den übrigen Komponenten der eigenen Unternehmenssoftware vernetzen. „Das ist eine Herausforderung, die nur SAP meistern kann“, sagte er.

Bei der Hauptversammlung im vergangenen Jahr hatten die Aktionäre Intransparenz bei der Managerbezahlung moniert und die SAP nur mit einer hauchdünnen Mehrheit von 50,49 Prozent des anwesenden Aktienkapitals entlastet. Diesmal war das Vorum eindeutig: Knapp 99 Prozent stimmten für die Entlastung des Aufsichtsrats, gut 90 Prozent für das neue Vergütungssystem.

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