




Am Mittwochabend holten Meg Whitman mal wieder die Schatten der Vergangenheit ein. Der von der ehemaligen Ebay-Chefin geführte kalifornische Computerkonzern Hewlett Packard musste den größten Verlust in seiner immerhin 73-jährigen Geschichte bekanntgeben – rund 8,9 Milliarden Dollar Miese. Im Vorjahreszeitraum hatte der Konzern noch 1,9 Milliarden Dollar Profit erwirtschaftet. Diesmal war ausnahmsweise nicht der im September vergangenen Jahres gefeuerte Whitman-Vorgänger und Chef-Prügelknabe Léo Apotheker schuld. Der Rekordverlust lag vor allem an Wertberichtigungen für das im Mai 2008 für 13,9 Milliarden Dollar erworbene texanische Beratungsunternehmen EDS. Dieser Kauf geht auf die Kappe von Apotheker-Vorgänger Mark Hurd.
Mit dem damals gefeierten Coup konnte dieser die Umsätze seiner Servicesparte auf einen Schlag fast verdoppeln, was die Wall Street freute. Doch der Umsatzzuwachs war teuer erkauft, wie sich nun herausstellt. Die Integration der texanischen Berater in die Unternehmenskultur von HP gestaltete sich schwierig. Am Ende profitierte von der Marktkonsolidierung vor allem der HP-Wettbewerber IBM. Dafür muss der Konzern aus dem Silicon Valley nun eine Zeche von knapp neun Milliarden Dollar zahlen. Ohne die Wertberichtigungen hätte HP bei einem Umsatz von 29,7 Milliarden Dollar etwa zwei Milliarden Dollar verdient – immerhin.
Aber die Zahlen sind mau. Seit vier Quartalen in Folge sinkt der Absatz. Bis auf eine Ausnahme ging in jeder Sparte der Umsatz zurück. Vor allem im Geschäft mit Computern, wo der Umsatz um zehn Prozent fiel. Aber auch die Drucker -und Servicesparte musste mit drei Prozent Rückgang Federn lassen. Am peinlichsten ist jedoch der Verlust in der Speicher– und Serversparte. Der Bereich, der wegen der Verlagerung von Software ins Internet – dem sogenannten Cloud Computing – boomen müsste, verlor vier Prozent.





Die große Ausnahme gegen den Absatztrend ist das Geschäft mit Software, das 18 Prozent zulegen konnte. Was eine gewisse Ironie birgt. Denn der Zugewinn kommt in weiten Teilen von dem im August 2011 von Apotheker zugekauften Unternehmen Autonomy. Für den britischen Datenanalyse-Spezialisten hatte der damalige HP-Konzernchef satte 10,3 Milliarden Dollar berappt, was viele Beobachter für überbezahlt halten. Und so könnte Autonomy in ein paar Jahren das gleiche Schicksal wie EDS blühen – ein ehemals gefeierter Coup, der sich im Nachhinein doch nicht als so prächtig entpuppt.
Bei den miesen Zahlen gibt es nicht viel zu beschönigen. Jahre von Streitereien und Missmanagement haben das einstige Vorzeigeunternehmen des Silicon Valley arg beschädigt. Die Leidtragenden sind vor allem die Beschäftigen. 27.000 von ihnen – etwa acht Prozent der Belegschaft – sollen bis zum Herbst 2014 den Konzern verlassen müssen. 11.500 davon sollen bereits im Oktober diesen Jahres gehen, schneller als erwartet.
Whitman bleibt so nur die Flucht nach vorn übrig. „Wir stehen noch ganz am Anfang eines Turnaround“, beschwichtigte sie und schürte so Hoffnungen auf bessere Zeiten. Auch im Top-Management greift sie durch. John Visentin, Chef der Dienstleistungssparte, wird ersetzt. Anfang August heuerte sie mit Ramon Baez einen neuen Chief Information Officer an.