Hotelsuche Bei Trivago ist das stürmische Wachstum vorbei

Trivago hat 2017 erstmals einen Milliardenumsatz erzielt, unterm Strich aber stehen rote Zahlen. Neue Angebote sollen das Geschäft beleben.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Anders als Wettbewerber wie Trip Advisor oder Kayak bietet das Düsseldorfer Portal nur Unterkünfte, keine Flüge oder Mietwagen an. Quelle: Bloomberg

Düsseldorf Zuerst die gute Nachricht: Trivago, das Vergleichsportal für Hotels aus Düsseldorf, hat zwölf Jahre nach seiner Gründung als Drei-Mann-Start-up erstmals die magische Marke von einer Milliarde Euro Umsatz übersprungen. Nur wenige Gründungen aus Deutschland haben das geschafft. Die Erlöse stiegen um 37 Prozent auf 1,035 Milliarden Euro, im Vorjahr lag das Wachstum noch bei 53 Prozent.

Doch bei genauerem Hinsehen ist das Bild getrübt. Das Wachstum von Trivago ging im vierten Quartal auf nur noch sieben Prozent deutlich zurück – und lag im Gesamtjahr leicht unter den bereits gekappten Erwartungen. Auch das bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) war im Schlussquartal negativ. Unter dem Strich stand 2017 ein Nettoverlust von 13 Millionen Euro.

Das war zwar weniger als im Vorjahr mit 51,4 Millionen Euro. Allerdings hatten sich damals Sondereinflüsse im Vorfeld des Börsengangs negativ ausgewirkt. „Aufs Jahr betrachtet liegen die Zahlen in unseren Erwartungen. In den einzelnen Quartalen hätten wir uns etwas mehr Stabilität gewünscht“, sagte Trivago-Chef Rolf Schrömgens dem Handelsblatt. Der starke Euro habe zusätzlich zu schaffen gemacht, weil Trivago in Ländern wie den USA sehr aktiv ist.

Ein wichtiger Schlüsselindikator, die Rendite gemessen an den Werbeausgaben, hat sich ebenfalls leicht verschlechtert. Jeder Werbeeuro spielte 1,15 Euro Umsatz ein, im Vorjahr waren es noch 1,20 Euro. Trivago investierte schon immer sehr viel in Werbung – vor allem in TV-Spots, die die Marke weltweit bekannt gemacht haben. Die Werbeausgaben kletterten weiter leicht auf stolze 91 Prozent vom Umsatz.

Der Aktienkurs fiel zum Börsenstart an der Nasdaq anfangs um 4,3 Prozent auf 7,74 Dollar je Aktie, erholte sich aber wieder. Beim Börsengang lag der Kurs bei rund elf Dollar je Aktie. Von zehn Analysten empfiehlt einer zum Kauf, acht zum Halten und einer zum Verkauf der Aktie. Analyst Lloyd Walmsley von der Deutschen Bank zeigte sich Ende 2017 zuversichtlich, dass das Schlimmste hinter Trivago liege.

Der Hauptgrund für das schwächere Wachstum und die Verluste: Die beiden Hauptakteure auf Trivagos Werbemarktplatz boten bei den Auktionen weniger als vorher – das US-Reiseportal Expedia, seit 2013 mit rund 60 Prozent Mehrheitseigner von Trivago, und Konkurrent Priceline mit der Seite Booking.com.

Beide zusammen hatten zum Jahresende 2017 immer noch mehr als 70 Prozent Anteil an Trivagos Werbemarktplatz, zuvor waren es sogar 80 Prozent. Damit ist die Abhängigkeit von nur zwei Anbietergruppen immer noch sehr hoch. Analysten hatten das stets bemängelt. Das ändert sich weiter, auch weil Trivago mehr Hotels direkt auf den Bietermarktplatz holt und den Wettbewerb damit wieder anheizt. Denn von dem lebt der Hotelvergleich.


Künstliche Intelligenz soll maßgeschneiderte Angebote schaffen

„Hoteliers wollen – wie wir auch – möglichst unabhängig sein von großen Online-Reisebüros wie Booking oder Expedia“, so Schrömgens. Die neue Trivago-Tochter Trivago Hotel Relations hat inzwischen rund 400.000 Hoteliers aus der ganzen Welt akquiriert. Aber nicht nur Hotels, sondern auch private Ferienunterkünfte sollen in Zukunft verstärkt bei Trivago zu sehen sein. Den Anfang machen seit kurzem Angebote von Home Away, einer Tochter von Trivago-Mutter Expedia. Weitere Anbieter sollen folgen.

Anders als Wettbewerber wie Trip Advisor oder Kayak bietet Trivago nur Unterkünfte, keine Flüge oder Mietwagen an. Diese sollen aber immer passgenauer und individueller für jeden Nutzer und seine Vorlieben angezeigt werden. Künstliche Intelligenz soll helfen, maßgeschneiderte Angebote zu generieren. Dafür hat Trivago vor einigen Monaten das deutsche Reise-Start-up Tripl zugekauft.

„Wir haben immer Baustellen im Hause, an denen wir kontinuierlich arbeiten“, sagt Trivago-Chef und Mitgründer Schrömgens. Eine gut sichtbare Baustelle befindet sich am Düsseldorfer Medienhafen. Die Zentrale zieht im späten Frühjahr in einen hochmodernen Campus um, der auch im Silicon Valley stehen könnte. Die allermeisten der inzwischen 1600 Mitarbeiter arbeiten am Düsseldorfer Stammsitz.

Das Jahr 2018 ist für Trivago weiter mit Unsicherheiten behaftet. Die britische Wettbewerbsbehörde CMA prüft derzeit, ob Hotelportale Verbraucher möglicherweise in die Irre führen. Betroffen von den Untersuchungen sind neben Trivago unter anderem auch die Buchungsportale wie Booking, Expedia und Hotels.com. Deshalb droht Trivago in den USA zusätzlich eine Sammelklage von enttäuschten Anlegern.

Für dieses Jahr setzt sich Trivago deutlich bescheidenere Ziele. Die stürmischen Start-up-Zeiten mit zweistelligen Umsatzzuwächsen scheinen vorbei zu sein. Die Düsseldorfer erwarten für 2018 ein Umsatzplus von fünf bis zehn Prozent. Die bereinigte Ebitda-Marge dürfte sogar leicht negativ sein. Schrömgens ist zuversichtlich, die diesjährigen Ziele zu erreichen: „Ich bin da guter Dinge.“

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%