Was ist „Fehler Nummer Zwei“?
Zu wenig interne und zu viel externe Kompetenz, die ein IT-Großprojekt stemmen soll. Unternehmen neigen dazu, sich für große Tech-Projekte zu viele Fachleute von außen zu holen und zu wenig eigene Kompetenzen aufzubauen.
Das ist zum einen riskant, weil mit den Beratern das Know-how am Ende wieder weg ist und dem Unternehmen fehlt. Aber es ist auch riskant, weil Leute von außen selten so gut über die internen Stolperstellen und potenziellen Fallstricke Bescheid wissen, wie interne Spezialisten.
Manchen Externen fehlt es auch schlicht an Identifikation mit der Firma und dem Projekt. Das meine ich gar nicht vorwurfsvoll. Das liegt in der Natur der Sache. Die Internen dagegen wissen, dass sie mit der Technik, die sie in so einem Umbau einführen, auch dann noch werden arbeiten müssen, wenn die Externen weitergezogen sind. Also denken sie nachhaltiger.
Was ist aus Ihrer Sicht ein gutes Kräfteverhältnis?
Ein Drittel Externe. Maximal.
Der Markt für IT-Fachleute ist leer. Kaum ein Unternehmen, das einen SAP-Umbau plant, wie Sie ihn gerade vorhaben, hat die entsprechenden Personalkapazitäten. Erreichen Sie die Quote denn selbst?
Nicht von Anfang an, weil wir unser Personal natürlich am Normalbedarf ausgerichtet hatten. Aber seit klar ist, was wir umsetzen wollen, bauen wir auf.
ITler sind knapp und teuer. Wie leicht konnten Sie die benötigten Stellen denn intern durchsetzen? Und wie erfolgreich sind Sie auf dem Arbeitsmarkt?
Alle haben verstanden, dass wir die Kompetenzen vor allem im Haus brauchen. Und inzwischen nähern wir uns unserer Zielquote immer weiter an. Auch, weil wir – glaube ich – ein für IT-Spezialisten enorm spannendes Projekt stemmen. Das weckt Interesse in der Szene.
Aber die Wahrheit ist auch: Mindestens mal im ersten Jahr ist ein IT-Projekt unserer Größe gar nicht so sehr eine Technologie- sondern eine Personalbaustelle. Wir suchen weiter reichlich gute Leute.
Sie sprachen von drei entscheidenden Fehlern.
Richtig. Große IT-Vorhaben – ganz egal, ob es sich um SAP-Projekte oder solche mit anderen Anbietern handelt – brauchen Zeit. Wir etwa rechnen mit fünf Jahren für den Umbau. Und das ist nicht einmal besonders lange. Um so etwas durchzuziehen, braucht es Ausdauer und Durchhaltewillen. Wer das nicht bedenkt und beherzigt, fährt den Karren garantiert irgendwann vor die Wand.
Warum?
Im Grunde wollen wir doch alle an spannenden Aufgaben arbeiten, oder? So ein IT-Großprojekt ist das ganz sicher – zumindest am Anfang. Da ist es cool, so etwas voranzutreiben. Die ersten Schritte, die ersten Veränderungen, die ersten Meilensteine, die man erreicht, die begeistern. Die sorgen für Aufmerksamkeit und Anerkennung.
Aber dann wird es halt zäh und irgendwann auch uncool. Da kommen neue Themen, da liegt der Fokus im Unternehmen woanders. Und Du steckst immer noch im Projekt – und die Ebene ist lang. Mit dem x-ten Teilschritt begeisterst Du keinen mehr. Im dritten Jahr wird es so richtig schmerzhaft. Und das Risiko, dass irgendwelche neuen Themen anfangen, die Großbaustelle zu kannibalisieren, das steigt mit jedem Monat.
Wer da den Fokus verliert, wer da beginnt, Personal zu verschieben, der legt den Grundstein für Verzögerungen, für Probleme, Kostensprünge und – mitunter zumindest – auch fürs spätere Scheitern.