Seit Jahren wird das iPhone nun in seiner Technik verbessert und zumeist minimal auch im Design verändert. Wie schwierig sind solche Änderungen an einem so prominenten Design-Objekt?
Das ist eine große Herausforderung. So etwas ist aber auch aus anderen Branchen bekannt. Die deutsche Automobilindustrie hat dieses Problem schon seit Jahrzehnten. Chris Bangle beging bei BMW beispielsweise einen radikalen Designbruch, als er das Heck der 7er Serie kürzer machte. Das gab in der BMW-Community einen riesigen Aufschrei.
Eine solche Herausforderung hat Apple nun auch. Denn wenn starke Marken durch ein prominentes Design geprägt sind, dann ist es sehr gefährlich, zu innovative Schritte zu machen. Die große Herausforderung für Apple und im Speziellen für Jonathan Ive liegt darin, dass Apples Design sich im Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation bewegen muss.
Das bedeutet?
Wenn Apple plötzlich zu innovativ würde, gäbe es bei den Anhängern große Irritationen. Bleibt Apple allerdings zu traditionell, geschieht das Gleiche. Die Balance dazwischen zu finden ist die große Herausforderung und ich denke, Apple ist das in den vergangenen Jahren hervorragend gelungen, indem sehr kleine, aber signifikante Änderungen gemacht wurden, wie etwa eine neue Materialwahl.
Bei den ersten iPhone-Modellen waren die Veränderungen sicher größer, aber man kann noch immer ein iPhone 5 klar von einem iPhone 6 unterscheiden – und das ist entscheidend.
Smartphones: diese Betriebssysteme verkaufen sich am besten
Android hat sich seit 2014 mit Abstand am besten verkauft. Ging es vor zwei Jahren bereits über eine Millionen Mal über den Ladentisch, so wird es sich 2016 - Expertenschätzungen zufolge - vermutlich fast1,4 Millionen Mal verkaufen.
Auch das Betriebssystem von Apple schlägt sich gut. Von fast 192.000 Verkäufen konnte es sich 2015 auf über 209.000 steigern, Tendenz für 2016 steigend (über 221.000).
Das nach Umsatz drittgrößte Smartphone-Betriebssystem Windows hat im Jahr 2014 über 35000 Smartphones ausgestattet, 2015 bereits über 44000. 2016 werden es voraussichtlich über 58.000 sein.
2014 wurden fast 8000 Smartphones mit dem Betriebssystem von Blackberry verkauft. Die Verkaufszahlen sind allerdings rückläufig. 2015 sind es nur noch knapp über 5000, 2016 schätzungsweise nur noch unter 4000.
Auch für Firefox OS sieht es nicht gerade rosig aus. 2014 wurden gerade einmal 2256 Smartphone mit diesem Betriebssystem verkauft. Die Tendenz ist weiter abnehmend. (2016:2178).
Andere Anbieter haben insgesamt etwa 3500 Smartphones mit ihrem Betriebssystem ausgestattet. Gartner schätzt, dass 2015 nur noch knapp über 3000 Smartphones mit anderen Anbietern ausgestattet werden, 2016 sogar noch weniger (1835)
Quelle: Gartner (Juni 2015)
Ein Ziel Apples ist es, beim iPhone sämtliche Erhebungen verschwinden zu lassen – warum ist das so interessant?
Diese Anschlussfunktionen dominieren durch ihre technische Auslegung viele Design-Entscheidungen. Das heißt, der Designer muss sich nach den Standards richten und je mehr er sich darüber hinwegsetzen kann, desto individueller kann er sein Design zum Ausdruck bringen. Das wiederrum bedeutet eine starke Differenzierung gegenüber der Konkurrenz. Das ist eine Strategie, die Apple längst auch im Laptop-Segment vollzogen hat. So hat Apple für seine Macs Adapter entwickelt, um beispielsweise Beamer-Stecker anzuschließen, weil der übliche Anschluss so groß ist. Mithilfe des Adapters hat Apple diesen auf ein Minimum reduziert. Auch hier: eine reine Design-Entscheidung.
Mit der Diskussion um das neue iPhone-Modell ist wieder einmal der Home-Button ein großes Thema. Auch dieses Mal wird diskutiert, ob er verschwinden wird. Warum hat dieser Home-Button beim iPhone-Design eine so große Bedeutung?
Der Home-Button ist zunächst einmal sehr signifikant für das Design und zählt zu den großen Revolutionen des iPhones. Seine Grundfunktion ist perfekt: Egal, wo sich der Nutzer im iPhone bewegt, kann er mit einem Druck des Home-Buttons zum Start zurück – nach Hause sozusagen. Das vermittelt das Gefühl, die Kontrolle über das Gerät nicht zu verlieren. Diese Idee war gerade in der Anfangsphase sehr wichtig. Der Home-Button hilft dem Nutzer in der großen Komplexität des iPhones dabei sich nicht zu verirren. Mit einem Knopfdruck erlange ich im Zweifelsfall die Beherrschung zurück. Mit dem Home-Button bin ich nie verloren.
Wäre es dann von dieser Warte aus betrachtet nicht verrückt den Home-Button abzuschaffen?
Denken wir einmal weiter: Die Steigerung des haptischen Kontakts mit dem Gerät wäre ja der ausschließlich visuelle und vokale Kontakt. Wenn ich mein Gerät rein über die Mimik oder Sprache steuern könnte, wie es ja bereits teilweise technisch möglich ist, wäre das revolutionär. Dann brauchen wir den Home-Button nicht mehr. Das wäre die höchste Kunst. Dieter Rams, der Designer vieler Braun-Geräte, den sich Jonathan Ive auch zum Vorbild genommen hat, stellte zehn Regeln für gutes Design auf. Ein Punkt davon ist, „gutes Design ist so wenig Design wie möglich“ und ich glaube, das ist der Auftrag für Apple und sollte auch das Ziel vieler anderer Unternehmen sein: So wenig Design und so viel Leistung wie möglich.
Also wäre der Verzicht auf den Home-Button nur ein logischer nächster Schritt?
Ich denke schon. Der nächste Schritt zu höherer Gebrauchsqualität. Denn Design ist ja auch kein Selbstzweck, sondern Design dient am Ende immer dem Gebrauch. Das ist das A und O bei technischen Geräten. Wendet man das auf Apple an, so ist es einfach nur die logische Weiterentwicklung, um das Design auf das Optimum zu steigern.