Immer weniger Besucher „Göhte“ soll die Kinos retten

Den deutschen Kinos gehen die Besucher aus. 2016 gingen so wenig Menschen in die Lichtspielhäuser wie seit 20 Jahren nicht mehr. Die Betreiber geben sich trotzdem optimistisch, dass es dieses Jahr besser wird.

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Elyas M'Barek spielt als unterrichtender Kleinganove Zeki Müller Millionen ein. Quelle: dpa

Düsseldorf Gregory Theile überlegt kurz, bevor er antwortet. Der Chef der Kinopolis-Gruppe, eines der umsatzstärksten Kinounternehmen Deutschlands, wurde soeben nach dem Jahr 2016 gefragt. Einem Jahr, in dem mit 121,1 Millionen Besuchern so wenig Menschen die deutschen Lichtspielhäuser besuchten, wie seit über zwanzig Jahren nicht mehr.

„Vor zehn Jahren gab es in der Tat einen Knick“, gesteht er. In der Zwischenzeit habe man sich aber erholt und in den vergangenen Jahren einen Durchschnittswert von etwa 130 Millionen Besuchern jährlich erreicht. Der Grund ist aus Sicht von Theile einfach: Die filme aus deutscher Produktion seien einfach zu schlecht gewesen.

Für Carsten Horn, Chef der Kinogruppe „Cinemaxx“ ist auch die starke Konkurrent mitverantwortlich. Die Fußball-Europameisterschaft habe für geringere Besucherzahlen gesorgt, „was wir auch aus anderen Jahren mit Fußball-Großevents kennen.“ Noch 2015 habe es mit knapp 140 Millionen Besuchern schließlich ein Rekordjahr gegeben. „Nach einem derartigen Erfolgsjahr sind die Kinobesucher sicherlich schon einmal etwas  gesättigter“, sagt er.

Bislang schaffen es die Kinobetreiber, trotz sinkender Zuschauerzahlen ihre Einnahmen zu steigern. Der Umsatz hat sich von 0,7 Milliarden Euro im Jahre 2005 auf 1,2 Milliarden Euro im Jahre 2015 gesteigert. Der Hauptgrund dafür ist die Preisentwicklung der Eintrittskarten. Kostete ein Ticket 2004 durchschnittlich noch 5,70 Euro, waren es 2016 bereits 8,45 Euro - immerhin eine Erhöhung von rund 48 Prozent. 

Kinopolis und Cinemaxx rechtfertigen diese Entwicklung mit Investitionen. Die 3D-Technik, welche 2010 den durchschnittlichen Eintrittspreis besonders hat steigen lassen, soll da nur der Anfang gewesen sein. Dazu kommen bereits in einigen Kinos in Deutschland so genannte „Motionseats“, also Sitze, die sich passend zum Film bewegen. Steigende Investitionen in Technik, Ausstattung und Service der Kinos sollen den Besuch zu einem Erlebnis machen. Ein Ende des Preisanstiegs scheint daher nicht in Sicht. Gregory Theile hält die gestiegenen Ticketpreise allerdings für gerechtfertigt: „Die Kunden wollen, dass der Kinobesuch sein Geld wert war. Und wenn das eben auf einem Premiumstuhl ist, mit riesiger Leinwand und tollem Ton, ist das meines Erachtens nach auch gegeben.“


Mit Horrorclown zum Erfolg

Der 26. Oktober 2017 ist für beide deutschen Kinobetreiber ein Tag der Hoffnung. Mit ihm sollen die ebenfalls bislang mauen Besucherzahlen im Kinojahr 2017 wieder steigen. „Fack ju Göhte 3“ heißt der Hoffnungsträger, der an eben jenem Donnerstag im Herbst erscheint. Für Hauptdarsteller Elyas M’Barek und seine Kollegen gewohntes Terrain, für die deutschen Kinos eine der letzten Möglichkeiten im Jahr 2017, über sechs Millionen Zuschauer in einen Film zu locken – genau wie die beiden vorherigen „Göhte“-Teile.

Für Martin Moszkowicz von Constantin Film ist ein Misserfolg des Filmes ausgeschlossen. Der Vorstandsvorsitzende des Filmproduktionsunternehmens verspricht sich von der Reihe einen „maßgeblichen Ergebnisbringer – in diesem und den nächsten Jahren.“

Der am heutigen Donnerstag in Deutschland erscheinende amerikanische Horrorthriller „ES“ hat ebenfalls gute Chancen, viele Besucher in die Kinos zu bringen. Die Verfilmung einer Romanvorlage von Stephen King konnte am ersten Wochenende der Veröffentlichung in den USA 123 Millionen Dollar einspielen – der erfolgreichste dortige Horrorfilmstart aller Zeiten. Das ist laut Gregory Theile auch den deutschen Horrorfilmfans aufgefallen. „Wir bemerken ein wahnsinniges Interesse an diesem Film, da dürfen wir eine sehr positive Überraschung erwarten.“ Passenderweise war eine der ersten Ausstrahlungen des Filmes auf englisch im Rahmen des „Fantasy Filmfest“ in Köln im September restlos ausverkauft.

Im vergangenen Jahre enttäuschte ein internationaler Hoffnungsträger allerdings in den deutschen Kinos. Der mehrfach Oscar-prämierte Film „La-La-Land“ kam nur auf zwei Millionen Zuschauer in Deutschland. Ein Erfolg, aber einer, der geringer ausfiel als es viele Marktbeobachter erwartet hatten.

Sollte der Erfolg vom Horrorstreifen „ES“ ausbleiben, gibt es für Kinopolis-Chef Theile noch andere Filme, deren Erfolg eine ausgemachte Sache zu sein scheint. „Natürlich ist 'Star Wars – die letzten Jedi' eine Bank“, sagt Theile. „Der wird mit 'Fack ju Göhte' darum kämpfen, wer die Nase vorn hat.“  Doch die Jedi-Ritter können das Kinojahr erst spät retten. Der Film läuft erst Mitte Dezember an.

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