Infineon-Hauptversammlung Das US-Störfeuer sorgt für Alarm

Mit der Bilanz von Infineon können Aktionäre hoch zufrieden sein. Doch die Blockade einer wichtigen Übernahme durch die US-Behörden sorgt für große Unruhe. Drohen Deutschlands größtem Chiphersteller weitere Probleme?

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Der Chipkonzern stellt sich nach dem Veto der US-Behörden auf ein mögliches Scheitern seiner Übernahmepläne für den Halbleiterspezialisten Wolfspeed ein. Quelle: dpa

München Mehr Umsatz, ein besseres Ergebnis, eine höhere Dividende. Es hätte ein durch und durch harmonisches Aktionärstreffen werden können bei Infineon an diesem Donnerstag in München. Hätten da nicht vergangene Woche die US-Behörden eine völlig unerwartete Entscheidung getroffen: Die amerikanischen Aufseher blockieren die geplante Übernahme des US-Wettbewerbers Wolfspeed durch Infineon.

„Das war keine gute Nachricht“, betonte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Mehr noch: Die Kleinaktionärsvertreterin fürchtet weitere Schwierigkeiten für Deutschlands größten Halbleiterhersteller in den USA: „Laufen Sie Gefahr, unter einen Bann und Strafzölle in den USA zu fallen?“

So wie Bergdolt sind auch viele andere Aktionäre alarmiert von dem Störfeuer aus den USA. Es zögen graue Wolken am Horizont auf durch Staaten, die sich abschotteten, unterstrich Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK).

Infineon wollte den US-Halbleiterspezialisten Wolfspeed dieses Frühjahr für 850 Millionen Dollar kaufen. Das Unternehmen stellt Chips für die Ladetechnik von Elektroautos her. Die Übernahme sei voll im Plan, sagte Infineon-Chef Reinhard Ploss noch Anfang Februar. Das Okay der Behörden sei in diesem Quartal zu erwarten.

Auf der Hauptversammlung nun musste der Unternehmenslenker eingestehen, dass er sich getäuscht hatte. Ploss wollte den Deal zwar noch nicht komplett abschreiben. Aber der 61-Jährige gab sich sehr zurückhaltend: „Wir sehen ein ganz erhebliches Risiko, dass wir die Übernahme nicht wie geplant oder sogar überhaupt nicht werden durchführen können.“

Die Behörde habe keine geeigneten Maßnahmen genannt, wie Infineon die Bedenken ausräumen könnte. Im Klartext: Infineon kann allenfalls auf einen unerwarteten Sinneswandel der Amerikaner hoffen. Dass Infineon kein Verständnis für solche Blockaden hat, machte Ploss vor den gut 2000 Aktionären auf dem Münchener Messegelände deutlich: „Nationale Alleingänge oder gar Abschottung sind keine Antwort auf globale Probleme.“


Aktionäre haben wenig zu meckern

Abgesehen von den Schwierigkeiten in den USA sind die Aktionäre jedoch sehr zufrieden. „Das war ein gutes Jahr für Infineon, und auch die Aussichten sind gut“, so DSW-Vertreterin Bergdolt. In der Tat, es gibt wenig zu meckern. Die Dividende klettert dieses Jahr um zehn Prozent auf 22 Cent je Aktie. Die Ausschüttung hat sich damit seit Amtsantritt von Ploss im Herbst 2012 fast verdoppelt.

Nicht nur die Dividende steigt. So sind auch die Erlöse im vergangenen Geschäftsjahr geklettert, und zwar um zwölf Prozent auf knapp 6,5 Milliarden Euro. Fünf Prozentpunkte davon trug die Eingliederung von International Rectifier bei. Das ist ein Konkurrent aus Kalifornien, den Infineon bereits 2015 erworben, aber nur drei Quartale konsolidiert hatte.

Im Geschäftsjahr 2016, das am 30. September endete, lag die operative Rendite – Infineon wählt die Summe der Segmentergebnisse als Grundlage – bei 15,2 Prozent. Das ist etwas schwächer als die 15,5 Prozent vom Vorjahr, aber noch deutlich besser als in der Vergangenheit. Das interne Ziel lag zuletzt bei 15 Prozent.

Unterm Strich blieben 743 Millionen Euro übrig, ein Plus von rund 17 Prozent. Dass der Gewinn stärker kletterte als der Umsatz, hat vor allem einen Grund: Im Vorjahr musste Infineon eine Kartellstrafe der EU von 83 Millionen Euro schultern.

Auch fürs laufende Geschäftsjahr sieht es gut aus. Der Umsatz soll um bis zu acht Prozent klettern, die Marge auf 16 Prozent steigen. „Das ist ein wichtiger Schritt hin zu höherer Profitabilität“, unterstrich Ploss. In den nächsten Jahren soll Infineon im Schnitt sogar 17 Prozent Marge erreichen. Ploss: „Die Nachfrage nach unseren Produkten steigt – und das auch langfristig.“

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