
Erwartungen auf Basis vergangenen Verhaltens können sich zu einem Fluch entwickeln. Kinder, welche jedes Jahr eine neue, noch bessere, noch teurere Spielkonsole zum Geburtstag bekommen, dann jedoch von den Eltern nur mit einem Spiel für das Vorjahresgerät abgespeist werden, sind ebenso enttäuscht wie Partner in Liebesbeziehungen, die bisher zum Jahrestag stets originell überrascht wurden, sich aber eines Tages mit einer Schachtel Pralinen abfinden müssen, oder wie Angestellte, die bisher auf Wunsch von zu Hause arbeiten durften, nun aber immer ins Büro kommen müssen (so wie bei Yahoo). In allen drei Situationen ist die Zufriedenheit der "Betroffenen" mit der jeweiligen Situation geringer, als wenn ihre Erwartungen von vornherein niedriger gewesen wären. Wenn das Kind also nur jedes dritte Jahr eine neue Konsole geschenkt bekommt, die Überraschung zum Jubiläum der Beziehung stets nur symbolischen Charakter hat und die Heimarbeit seit jeher eine Seltenheit darstellt.





Apple ist ein ganz typischer Fall dafür, was passiert, wenn ein Unternehmen über lange Zeit die Erwartungen übertrifft: Die Kunden gewöhnen sich daran, sie erachten es als Selbstverständlichkeit, perfekte, innovative Produkte vorgesetzt zu bekommen, die hinsichtlich Design, Bedienung und Qualität die Angebote der Konkurrenz hinter sich lassen. Sie legen andere Standards an die Firma an als an ihre Wettbewerber, sind dafür aber auch besonders zahlungswillig und loyal.
iOS-Updates am laufenden Band
Ich kritisierte bereits bei App.net und Twitter in überspitzter Form, dass Nutzer von iOS nun am laufenden Band neue Updates des mobilen Apple-Betriebssystems zum Download angeboten bekommen. Das gestern lancierte iOS 6.1.3 schließt eine Sicherheitslücke und sperrt einen Jailbreak aus. Erst am 19. Februar veröffentlichte das Unternehmen iOS 6.1.2, nur 13 Tage nach iOS 6.1.1. In beiden Fällen ging es um Bugfixes. 6.1.1 folgte neun Tage nach dem Release von 6.1. Zuvor wurde das lang ersehnte, am 19. September publizierte iOS 6 zweimal nachgebessert, einmal im November und einmal im Dezember. Insgesamt wurde iOS 6 nach dem – erstmals deutliche Schwächen aufweisenden - Release damit innerhalb von sechs Monaten sechs Mal geflickt. Von iOS 5 gab es nach der Veröffentlichung nur drei Updates, wobei eines sogar zahlreiche funktionelle Verbesserungen mit sich brachte. Auch in früheren Versionen wurde das OS weniger häufig mit einzelnen Bugfixes und Security-Updates "beglückt".