Innovationen statt Zerschlagung So kann der Dominator Google besiegt werden

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Legale Monopole

In der öffentlichen Debatte wird groß mit gefährlich gleichgesetzt, aber: „Monopole sind legal“, unterstreicht Kartellrechtler Körber. „Weder das deutsche noch das europäische Kartellrecht verbieten Größe an sich.“ Und nach Almunias Einschätzung sollten „Unternehmen nicht dafür bestraft werden, dass sie wettbewerbsfähig innovativ und erfolgreich sind“.

Unbestritten ist: Googles Marktmacht ist imposant. Rund ein Drittel der weltweiten Umsätze mit Digitalwerbung vereint der Gigant aus dem Silicon Valley auf sich. Das vor 16 Jahren von den Stanford-Wissenschaftlern Sergey Brin und Larry Page aus der Taufe gehobene Unternehmen ist unangefochtene Nummer eins auf mindestens sechs unterschiedlichen Feldern:

Bei der Internet-Suche ist Google in Deutschland besonders stark. Neun von zehn Suchabfragen wickelt Google hier ab. In den USA ist die Präsenz mit 60 Prozent nicht ganz so dominant. Doch die Konkurrenz der Suchallianz Bing von Microsoft und Yahoo existiert nur, weil der Softwareriese sie aus strategischen Gründen großzügig alimentiert mit bisher gut 13 Milliarden Dollar.

Googles mobiles Betriebssystem Android läuft weltweit auf mehr als 80 Prozent aller Smartphones und Tablets. Auf fast allen sind Googles Dienste wie Landkarten, Suche und E-Mail vorinstalliert. In diesem wichtigsten Wachstumsmarkt ist die Konkurrenz von Apple, Microsoft und Blackberry abgeschlagen. Da der Boom sich in die Schwellenländer verlagert hat, wo Android als Gratis-Betriebssystem einen Vorteil hat, wird die Dominanz weiter steigen.

Als Google im November 2006 die anderthalb Jahre junge Videoplattform YouTube für 1,65 Milliarden Dollar kaufte, schien der Preis überzogen. Doch Google hat YouTube zur führenden Unterhaltungsplattform ausgebaut, mit einem weltweiten Marktanteil bei Internet-Videos von gut 82 Prozent. Wer kostenlos Videos auf seinem Fernseher, Computer, Smartphone oder Tablet schauen will, sucht bei YouTube.

Nummer eins ist Google auch bei Web-Browsern. Google Chrome ist mit rund 43 Prozent Marktanteil der weltweit populärste Web-Browser. Damit kontrolliert Google das wichtigste Einfallstor zum Internet. Microsoft kommt mit seinem Internet Explorer nur noch auf knapp die Hälfte und rutscht wegen seinen mageren Marktanteilen bei Smartphones und Tablets weiter ab.

Auch bei E-Mails ist Google vorn. Acht Jahre brauchte der Konzern, um Microsofts Hotmail als populärsten Mailprovider abzuhängen. Seit Mitte 2012 steht Gmail an der Spitze, auch weil Kunden ein Mail-Konto bei Google brauchen, um populäre Dienste wie Google Maps auf Android-Smartphones nutzen zu können. Google hat damit direkten Kontakt zu mittlerweile mindestens einer halben Milliarde Nutzern.

Schließlich ist Google Nummer eins bei digitalen Landkarten. Google Maps wird von mehr als der Hälfte der Smartphone-Besitzer regelmäßig genutzt.

Jede dieser Positionen ist schon für sich betrachtet eindrucksvoll. Doch Googles wahre Macht – und das Missbrauchspotenzial – entsteht durch die enge Verzahnung der Dienste, wenn etwa Nutzern von Android-Mobiltelefonen Google-Angebote angepriesen werden, die nur mit einem Gmail-Konto nutzbar sind; wenn die Google-Suchmaschine bei der Suche nach Videos auf YouTube verweist oder beim Ermitteln der Adresse eines Ladengeschäfts Google Maps offeriert.

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