Innovationen statt Zerschlagung So kann der Dominator Google besiegt werden

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Suchsparte und Dienstleistungssparte

Doch der Kleinkrieg geht weiter, so Stoppelman: „Sie haben es noch nicht aufgegeben, uns gegen die Wand zu drücken.“ So zeigt Google in den Suchergebnissen über Restaurants so viele Details an, dass Yelps wichtigste Kategorie nur noch nutzt, wer sehr tief gehende Informationen sucht. Damit besteht die Gefahr, dass die Zahl der direkten Besucher von Yelps Seite sinkt, was deren Werbeumsatz drückt. Ein klarer Fall, wie Google die Macht seiner Suchmaschine nutzt, um eigene Angebote zu päppeln und deren Konkurrenten zu schaden.

Googles Macht ließe sich im Prinzip am leichtesten eindämmen, wenn der Konzern aufgespalten würde, etwa in eine Such- und eine Dienstleistungssparte. Dienste wie Shopping, Flugsuche, Restaurantbewertungen oder Web-Mail müssten auf eigenen Füßen stehen, selbst Werbung verkaufen und mit Wettbewerbern um die besten Plätze in Googles allgegenwärtiger Suchmaschine konkurrieren.

Auch die Google-Apps und Android wären autonom und müssten ihre Einsichten in die Bedürfnisse ihrer Nutzer selbstständig vermarkten. Das würde die marktführende Stellung von Googles Suchmaschine zwar nicht gefährden. Doch damit hätten es Wettbewerber etwas leichter.

Es muss nicht immer Google sein
Screenshot der Google-Homepage Quelle: Screenshot
Screenshot der Bing-Homepage Quelle: Screenshot
Screenshot der DuckDuckGo-Hompegae Quelle: Screenshot
Screenshot der Blekko-Homepage Quelle: Screenshot

Googles Geschäftsmethoden

Doch alle Zerschlagungspläne sind illusorisch, es fehlt die gesetzliche Grundlage. Schon mehrfach haben US-Wettbewerbshüter Googles Geschäftsmethoden geprüft – und rund neun Millionen Seiten an Akten produziert. Diese Mammutarbeit mündete im Januar 2013 in einen Vergleich, in dem Google geringe Auflagen wie einen Kopierstopp von Inhalten und deren Einfügen in eigene Angebote gegen den ausdrücklichen Willen der Urheber akzeptierte.

Selbst das wäre allerdings nach Auffassung der damals beteiligten US-Wettbewerbshüter wie Thomas Rosch gar nicht nötig gewesen: Google habe keine Regeln gebrochen und vor allem bei Restaurantbewertungen und Shopping nachweislich über kein Monopol verfügt. Google stimmte dem Vergleich zu, um das langwierige Verfahren zum Abschluss zu bringen.

Wo Google seine Finger im Spiel hat
Google GlassEines der spannendsten Projekte des Suchmaschinen-Anbieters ist sicherlich Google Glass. Mit der Datenbrille ist es möglich E-Mails abzufragen, im Internet zu surfen, zu fotografieren und zu filmen. 2013 hat das Unternehmen erste Datenbrillen an Webentwickler und Geschäftspartner verkauft, mittlerweile ist die Brille frei verfügbar. Quelle: dpa
Online-MusikdienstGoogle stärkt sein Musikgeschäft mit dem Kauf des Streaming-Dienstes Songza, der passende Lieder für verschiedene Situationen zusammenstellt. Nutzer der Songza-App können zum Beispiel zwischen „Musik zum Singen unter der Dusche“, zum Autofahren oder zum Joggen entscheiden. Solche Song-Listen werden von Songza-Mitarbeitern zusammengestellt, es gibt Angebote für verschiedene Tageszeiten und Stilrichtungen. Zugleich kann sich auch die Software hinter dem Dienst an den Musikgeschmack der Nutzer anpassen. Die Musikauswahl kann über Daten aus dem Netz auch das aktuelle Wetter am Standort des Nutzers abgestimmt werden. Google nannte bei Bekanntgabe des Deals am Dienstag keinen Kaufpreis. Nach Informationen der „New York Times“ waren es mehr als 39 Millionen Dollar. Songza ist bisher nur in Nordamerika verfügbar und hatte Ende vergangenen Jahres 5,5 Millionen Nutzer. Der kostenlose und werbefinanzierte Dienst werden zunächst unverändert weiter betrieben, erklärte Google. Mit der Zeit werde man nach Wegen suchen, wie die Musikplattform Google Play Music von Songza profitieren könnte. Quelle: Screenshot
SatellitentechnikGoogle stärkt seine digitalen Kartendienste mit dem Kauf des Satelliten-Spezialisten Skybox Imaging, der Bilder aus dem All in hoher Auflösung erstellt. Der Preis liegt bei 500 Millionen Dollar in bar, wie der Internet-Konzern mitteilte. Skybox bietet seinen Kunden das Beobachten gewünschter Gebiete mit detailreichen Fotos und 90 Sekunden langen Videos an. Als Dienstleistungen nennt Skybox zum Beispiel die Überwachung von Feldern auf Schädlingsbefall und die Aufsicht über Energie-Pipelines. Auch die Auswertung der Container-Bewegungen in Häfen, der Aktivität auf Flughäfen oder der Bestände auf Parkplätzen von Autohändlern ist möglich. Die Satelliten von Skybox sollen helfen, die Google-Karten auf aktuellem Stand zu halten, erklärte der Internet-Konzern am Dienstag. Außerdem hoffe Google, damit die Versorgung mit Internet-Zugängen und die Hilfe bei Unglücken und Naturkatastrophen zu verbessern. Google ist selbst bei der Entwicklung digitaler Satellitenkarten mit seinem Projekt Google Earth weit vorangekommen. Etablierte Anbieter wie DigitalGlobe oder GeoEye haben den Erdball erfasst, Skybox verspricht jedoch frischere Bilder auf Bestellung. Skybox ist einer von mehreren neuen Anbietern, die von drastisch gesunkenen Kosten für Entwicklung und Herstellung von Satelliten profitieren wollen. Sie packen ihre Technik in deutlich kleinere Satelliten als man sie früher baute. Skybox will über die Jahre rund zwei Dutzend Satelliten ins All bringen, steht bei dem Plan aber erst am Anfang. Die Skybox-Satelliten sind nach bisherigen Berichten rund 100 Kilogramm schwer. Das macht es auch günstiger, sie ins All zu bringen als früher. Die Kosten pro Satellit werden auf rund 25 bis 50 Millionen Dollar geschätzt. Quelle: Screenshot
SatellitentechnikErst im April 2014 hatte Google den Hersteller von Solardrohnen Titan Aerospace gekauft. Mit dem Kauf will Google seine Pläne vorantreiben, drahtloses Internet auch in abgelegenste Teile der Welt zu bringen. Über den Kaufpreis für das US-Unternehmen, das 20 Mitarbeiter beschäftigt, wurde nichts bekannt. Titan entwickelt solarbetriebene Satelliten. Sie sollen 2015 erstmals kommerziell in Betrieb genommen werden. Die Drohnen fliegen in rund 20 Kilometern Höhe und können dort fünf Jahre bleiben. Ihre Spannweite ist mit 50 Metern etwas kürzer als die einer Boeing 777. Medienberichten zufolge war auch Facebook an Titan interessiert. Quelle: AP
Sicherheits-GadgetsGoogle hat die Firma SlickLogin gekauft, die eine innovative Art erfunden hat, herkömmliche Passwörter mit einer zweiten Sicherheitsstufe zu ergänzen. Das israelische Start-up setzt dabei auf Ultraschall-Töne, die zwischen Smartphone und PC eines Nutzers ausgetauscht werden. SlickLogin gab die Übernahme am Sonntag bekannt, eine Preis wurde nicht genannt. Nach Informationen des Technologieblogs „Geektime“, das als erstes von dem Deal berichtet hatte, geht es um einige Millionen Dollar. Derzeit setzt Google als zweite Zugangsstufe zusätzlich zum Passwort Zahlencodes ein, die über eine App auf das Smartphone geschickt werden. Der Vorteil des von SlickLogin entwickelten Systems ist, dass die Authentifizierung automatisch laufen kann, ohne dass der Nutzer sich darum kümmern muss. SlickLogin hatte das Ultraschall-Konzept im vergangenen September vorgestellt und befand sich bis zuletzt noch in einer geschlossenen Test-Phase. Nach Informationen von „Geektime“ bestand die Firma immer noch aus den drei Gründungsmitgliedern. Quelle: WirtschaftsWoche Online
Autonome AutosNicht nur große Automobilkonzerne, auch Google forscht mit viel Aufwand an selbstfahrenden Pkw. Dafür entwickelt der Konzern selbst die Software, die das Auto steuert. Dabei will der Konzern wohl sogar eigene Fahrzeuge auf den Markt bringen, die als autonome Taxen am Straßenverkehr teilhaben sollen. Für die Produktion der Autos gab es bereits Gespräche mit dem deutschen Zulieferer Continental und dem Fertiger Magna. Quelle: dpa
Medizinische GadgetsGoogles geheime Forschungsabteilung Google X hat ihre nächste Erfindung öffentlich gemacht. Es ist eine digitale Kontaktlinse für Diabetiker, die Blutzucker-Werte kontrolliert. Google X soll für den Internet-Konzern die Grenzen des Möglichen austesten. Die Entwickler aus dem Forschungslabor testen laut einem Blogeintrag Prototypen einer Kontaktlinse, bei der zwischen zwei Schichten ein Sensor sowie ein Miniatur-Funkchip integriert sind. Die Linse messe die Glucose-Werte in der Tränen-Flüssigkeit jede Sekunde. Der Prototyp sei in mehreren klinischen Forschungsstudien erprobt worden. Die Kontaktlinse solle die Daten an eine begleitende Smartphone-App funken. Chip und Sensor seien so winzig wie Glitzer-Partikel und die Antenne dünner als das menschliche Haar. Er werde auch erwogen, für Warnsignale Mikro-LEDs direkt in die Linse zu integrieren, hieß es. Es sei noch viel Arbeit zu tun bis die Kontaktlinse als fertiges Produkt auf den Markt komme, schränkten die Entwickler ein. Google wolle sich dafür in dem Bereich erfahrene Partner suchen, die Zugang zu der Technologie bekämen. An dem Projekt arbeitet federführend der Forscher Babak Parviz mit, der schon an den Anfängen der Datenbrille Google Glass stand. Er hatte bereits 2009 demonstriert, wie man Kontaktlinsen mit LEDs versehen kann. Quelle: dpa

Vorinstallierte Google-Dienste

Nach US-Recht kann ein Unternehmen Monopolist sein. Rechtlich brisant wird es nur, wenn Konsumenten geschädigt werden. Doch das greift bei der Gratiskultur im Web ins Leere. Und der Schutz von Wettbewerbern ist laut US-Gesetzen nicht vorgesehen. Schon im Microsoft-Monopolprozess fiel der Nachweis schwer, dass der Konzern mit dem Bündeln seines Internet Explorers mit dem Betriebssystem Windows wirklich Konsumenten schädigte.

Google bietet allerdings eine offene Flanke, zumindest aus Sicht der Anwälte von Hagens Berman. Die auf Verbraucherrechtsklagen spezialisierte Kanzlei aus Seattle im US-Staat Washington wirft dem Riesen vor, Hersteller von Android-Handys dazu zu zwingen, Google-Dienste prominent auf ihren Geräten vorzuinstallieren und so den Markt zu manipulieren. Sie hat Google deshalb im Auftrag von Endkunden in den USA verklagt. Google bestreitet, dass Android nur im Bündel mit Google-Diensten genutzt werden darf. Tatsächlich setzt etwa Amazon Android nicht nur ohne diese Auflagen ein, sondern unterdrückt auf seinen Tablets und dem neuen Smartphone sogar Google-Dienste wie Gmail.

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