Insolventer TV-Hersteller Bildstörung bei Loewe

Wenige Jahre nach einer schweren Krise steckt der Fernsehhersteller Loewe erneut in finanziellen Schwierigkeiten. Quelle: dpa

Wenige Jahre nach einer schweren Krise steckt der Fernsehhersteller Loewe erneut in finanziellen Schwierigkeiten und hat Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet.

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Keine vier Jahre ist es her, da schien die deutsche Fernsehwelt wieder im Lot: „Loewe sieht sich zurück auf Erfolgskurs“, lauteten damals die Schlagzeilen über den Kronacher TV-Hersteller. Der Konzern schien sich vom Absatzschwund der Vorjahre erholt zu haben und nach einer überstandenen Insolvenz wieder auf Kurs zu sein. Stolz erklärte der geschäftsführende Gesellschafter denn auch: „Wir haben heute das beste Loewe Sortiment, das wir je im Markt hatten.“

Spätestens seit heute ist klar: die Erholung war nicht nachhaltig, Loewe hat erneut Insolvenzantrag gestellt. „Wie in der gesamten Branche wird auch unser Geschäft durch die anhaltende Marktschwäche bei Fernsehgeräten schwer belastet“, begründete Loewe-Chef Ralf Vogt den Schritt. Demnach ist das für Loewe relevante Marktsegment in der gehobenen Preisklasse im ersten Quartal um 20 Prozent eingebrochen. Im Rahmen eines Eigenverwaltungsverfahrens soll nun gerettet werden, was zu retten ist. Die Geschäftsführung bleibt im Amt, wird aber von den Sanierungsexperten Reiner Denzler von der Kanzlei DDHW und Sebastian Braun von Reinhart Kober Großkinsky unterstützt. Zudem wurde Rüdiger Weiß von Wallner Weiß vom zuständigen Gericht zum vorläufigen Sachwalter bestellt. Er soll dafür Sorge tragen, dass bei der Rettungsmission die Interessen der Gläubiger gewahrt werden.

„Der Geschäftsbetrieb von Loewe geht während der Sanierung ohne Einschränkungen weiter“, so Vogt. Auch die Löhne und Gehälter der gut 500 Mitarbeiter seien in der Sanierungsphase gesichert. Vielen von ihnen dürfte das Prozedere noch aus der ersten Pleite vertraut sein. Im Herbst 2013 hatte Loewe, tief in die roten Zahlen gerutscht, Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt, ein schon gewonnener Investor sprang wieder ab. In der Folge übernahm die Münchner Beteiligungsgesellschaft Stargate Capital das Unternehmen, reichte das Unternehmen später aber an den Finanzinvestor Clearsight weiter.

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Das 1923 gegründete Unternehmen war ein Pionier der Fernsehtechnik, hat jedoch seit langem mit der übermächtigen Konkurrenz aus Südkorea, Japan und China zu kämpfen. Geschäftsführer Vogt ist erst seit Ende Dezember im Amt. „Das Loewe-Management ist erst vor wenigen Wochen angetreten, die Marke und das gesamte Unternehmen wieder erfolgreich zu machen“, erklärte Vogt. „Wir mussten jetzt erkennen, dass dies schneller und konsequenter geschehen muss, als wir das noch zum Jahresbeginn angenommen hatten.“

Die Technik in Loewe-Produkten ist längst nicht mehr nur Made in Germany. So wurden neben den Partnerschaften mit dem chinesischen Unternehmen Hisense und dem koreanischen Display-Lieferanten LG Display im Februar eine Zusammenarbeit mit dem japanischen Handels- und Technologieunternehmen Toyoichi bekannt gegeben. Von der einst bedeutenden deutschen Konsumgüterindustrie sind nur wenige Hersteller verblieben. Neben Loewe stellt noch Metz TV-Geräte her, seit 2015 unter Regie eines chinesischen Eigentümers.

Mit Material von dpa

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