Instant-Messenger Snapchat wagt den Börsengang

Das Start-up könnte laut Medienberichten mit bis zu 25 Milliarden Dollar bewertet werden, eine offizielle Börsenzulassung soll beantragt worden sein. Es wäre der größte Börsengang seit dem des Online-Kolosses Alibaba.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Der Betreiber Snap könnte im Frühjahr einen Mega-Börsengang hinlegen. Quelle: dpa

San Francisco Wer genau hingehört hatte, dem hatte Evan Spiegel schon vor geraumer Zeit den entscheidenden Hinweis gegeben. Bereits bei der Umbenennung der Firma hinter der beliebten Messaging-Plattform von Snapchat in „Snap Inc.“ Ende September, hatte der 26-jährige Gründer gewitzelt, der neue Name sei insbesondere gedacht „für die Leute an der Wall Street“.

Nun macht der Chef des Fotodienstes ernst. Medienberichten zufolge hat er noch vor den US-Wahlen die Börsenzulassung für sein Unternehmen bei der US-Aufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) beantragt. Das Debut des Netzwerks an der Wall Street war in der Branche lang erwartet worden und könnte frühestens im März kommenden Jahres erfolgen.

Die App Snapchat mit dem Gespenst als Logo wurde durch Fotos bekannt, die nach dem Anschauen von selbst verschwinden. Als Gegenentwurf zum sozialen Netzwerk Facebook, wo alle Bilder, Kommentare oder Chats auf ewig gespeichert werden, wurde der Dienst bald berühmt, besonders bei jungen Nutzern. Laut der letzten eigenen Angaben von Juni besitzt das Netzwerk über 150 Millionen täglich aktive Nutzer.

Snapchat ist damit schon jetzt beliebter als Twitter. Laut einer Schätzung von E-Marketer werden die Umsätze bis Ende 2017 auf eine Milliarde Dollar klettern. Mit der smarten Sonnenbrille „Spectacles“, in die eine Kamera eingebaut ist, versucht sich das erst 2011 gegründete Jungunternehmen nun auch testweise im Hardware-Segment.

An der New Yorker Börse könnte Snap mit bis zu 25 Milliarden Dollar bewertet werden und vier Milliarden Dollar einnehmen, schätzt das „Wall Street Journal“, das wäre der größte Börsengang seit dem chinesischen Internetkonzern Alibaba im September 2014. Bislang warb Snap Investorengelder in Höhe von 2,6 Milliarden Dollar ein. Zu den Finanziers gehören unter anderem Alibaba und Kleiner Perkins Caufield & Byers, eine der ältesten Investmentfirmen des Silicon Valleys.

Die Ankündigung des Valley-Newcomers könnte der ganzen Tech-Branche Aufwind geben, sind Börsengänge dort doch in jüngster Zeit eher rar gesät. 2016 gilt quer durch alle Branchen schon jetzt als das schlechteste Jahr seit 2009. Außer Twilio, einem IT-Anbieter aus San Francisco, wagte kaum ein „Einhorn“, wie das Valley Start-ups mit einer Bewertung jenseits der Milliarde nennt, das Debut an der Wall Street. Dem Börsengang von Snap könnten nun weitere Start-ups folgen, darunter der Fahrservice Uber, der inzwischen mit fast 70 Milliarden Dollar bewertet wird, oder der Wohnraumvermittler Airbnb.

Ex-Stanford-Student Spiegel, der das Netzwerk mit Studienfreund Bobby Murphy in Los Angeles gegründet hat, setzt mit seinen Börsenplänen den großen Konkurrenten, Facebook-Chef Mark Zuckerberg, weiter unter Druck. Zuckerberg hatte 2013 versucht, Snapchat für den Preis von drei Milliarden Dollar zu übernehmen wie zuvor Instagram und WhatsApp. Doch Spiegel ließ sich nicht auf den Deal ein und setzte stattdessen auf einen aggressiven Expansionskurs.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%