Intel inszeniert Modenschau High Fashion trifft High-Tech

Ein Auftritt auf dem Catwalk ist Stress pur für die Mannequins. Der Chiphersteller Intel hat die Anspannung jetzt erstmals mit einer Computerbrille gemessen. Heraus kam: eine Modenschau der ganz besonderen Art in Paris.

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Das Stresslevel wird auf die Wand übertragen. Quelle: AP

München Elektronik hat auf dem Laufsteg in Paris nichts verloren. Normalerweise. Kaum eine andere Branche ist so in ihren Traditionen verwurzelt wie die Haute Couture. Am Freitag war allerdings alles ganz anders. Da hat der Designer Hussein Chalayan auf der Modewoche Models mit Computerbrillen von Intel über den Catwalk geschickt.

Die Brillen sind High-Tech pur. An den Bügeln befinden sich Elektroden. Sie dienen dazu, an den Schläfen die Gehirnströme zu messen. Am Nasensteg ist ein Sensor angebracht, um die Herzfrequenz zu erfassen. Daneben befindet sich ein Mikrofon, das die Atmung aufzeichnet. Ein knopfgroßes Modul von Intel im Bügel verarbeitet die Daten und schickt sie per Funk weiter an einen Gürtel, den die Models tragen. In dem etwas klobigen Gürtel werden die Informationen von der Brille ausgewertet und grafisch aufbereitet. Ein kleiner Projektor wirft die Ergebnisse direkt vom Gürtel an die Wand.


Es hat seinen Grund, dass Intel mit einer solchen eher kuriosen Anwendung in die Öffentlichkeit geht. Der Konzern aus dem Silicon Valley sucht händeringend neue Umsatzbringer. Die Firma lebt im Wesentlichen von Prozessoren für PCs, Notebooks und Server. Prozessoren sind das Gehirn eines jeden Rechners. Allerdings stagniert das Geschäft mit den PCs und Laptops schon seit Jahren. Im boomenden Smartphone-Markt spielt Intel dagegen kaum eine Rolle. Bei der nächsten großen Welle, der tragbaren Elektronik, will das Unternehmen jedoch von Anfang an dabei sein.


Zudem versucht Intel, neue Industrien zu erobern. So hoffen die Amerikaner auf Aufträge von Energieversorgern, Anbietern von Medizintechnik und den Autoherstellern. Erst vergangene Woche hat sich Intel mit Audi, BMW, Daimler und anderen IT-Firmen zusammengeschlossen in der sogenannten „5G Automotive Association“. Die Konzerne wollen dafür sorgen, die Möglichkeiten des künftigen Mobilfunkstandards 5G bestmöglich auszuschöpfen und Fahrzeuge optimal zu vernetzen.

Dass sich Intel gerade mit Chalayan zusammengetan hat, ist kein Zufall. Der Designer ist offen für ungewöhnliche Ideen. Vergangenes Jahr hat der 46-Jährige seine Models in dünnes Papier gehüllt, das sich bei Kontakt mit Wasser auflöste. Zuvor hatte der Kreative einige seiner Entwürfe bereits mit 15.000 Leuchtdioden bestückt. Zwischen 2008 und 2012 stand der britische Modemacher mit zypriotischen Wurzeln in Diensten der fränkischen Sportmarke Puma.

Die Models in Paris waren am Freitag bei der Vorführung der Sommermode 2017 angehalten, ihren Stress durch eine bestimmte Atemtechnik in den Griff zu bekommen. Sechs Sekunden lang sollten die Damen langsam durch die Nase einatmen, dann vier Sekunden lang ausatmen. Den Effekt konnten die Besucher auf einer Leinwand betrachten.


Intel hat kein Geschäftsmodell für die Anwendung in der Schublade. Das Management will vielmehr erreichen, dass die Kunden die Elektronik für ganz neue Produkte und Dienstleistungen einsetzen. Ob die Technik aber noch einmal auf einer Modenschau zu sehen sein wird? Auszuschließen ist das nicht.

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