Vodafone hat im Milliarden-Rennen um die Übernahme von Kabel Deutschland zweimal binnen zwei Wochen sein Angebot aufgestockt. Nun sind die Briten beinahe am Ziel. Der britische Mobilfunker bietet den Aktionären 87 Euro je Anteil. Damit werde Deutschlands größter Kabel-Anbieter inklusive Schulden mit 10,7 Milliarden Euro bewertet, teilten die Unternehmen am Montag mit.
Die Führung von Kabel Deutschland empfiehlt den Aktionären, dieses Gebot anzunehmen. Damit könnten die rund 8,5 Millionen Kunden der Münchner künftig zu Vodafone-Kunden werden. „Gemeinsam haben wir die Chance, der führende Telekommunikations- und TV-Anbieter in Deutschland zu werden und eine einzigartige schlagkräftige Kombination aus Festnetz und Mobilfunk zu schaffen“, erklärte Vorstandschef Adrian von Hammerstein am Montag. „Es geht um Wachstum“, sagte Vodafone-Chef Vittorio Colao.
Allerdings gibt es noch Hürden. Kabel-Deutschland-Aktien befinden sich weitgehend im Streubesitz, was eine Übernahme erschwert. Größter Aktionär ist der Finanzinvestor Blackrock mit rund zehn Prozent. Zudem muss das Kartellamt dem Milliarden-Deal seinen Segen geben. Die Übernahme wäre der größte Medien- und Telekommunikationsdeal in Deutschland seit mehr als einem Jahrzehnt. Das könnte den Wettbewerb anheizen – zum Vorteil der Kunden.
Kennzahlen Kabel Deutschland
Der Kabelnetzbetreiber verzeichnete im Geschäftsjahr 2011/12 einen Umsatzanstieg von 6,3 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro (Vorjahr 1,6 Milliarden Euro)
Das Netto-Ergebnis (Gewinn nach Steuern) betrug für 2011/12 159 Millionen Euro. Im Vorjahr machte Kabel Deutschland noch einen Netto-Verlust von gut 45 Millionen Euro.
Die Abozahl stieg zum 31. März 2012 gegenüber dem Vorjahr um 750.000 auf über 13,4 Millionen (Vorjahr 12,7 Millionen, plus 5,9 Prozent). Kabel Deutschland konnte die Gesamtzahl der Abonnements rund um den Kabelanschluss auf 12,7 Millionen steigern (Vorjahr 12,1 Millionen). Die Zahl der Internet- und Telefon-Abonnements stieg im Vorjahresvergleich um 511.000 oder 20,0 Prozent auf 3 Millionen (Vorjahr 2,5 Millionen)
Auch die Nachfrage nach den Premium TV-Angeboten (Pay TV und digitale HD-Videorecorder) nahm deutlich zu. Zum Ende des Geschäftsjahres am 31. März 2012 hatte Kabel Deutschland 1,7 Millionen Premium TV-Abo-Kunden (Vorjahr 1,3 Millionen), ein Plus von 415.000 Abonnements oder 32,9 Prozent.
Offen ist aber auch noch, wie der Mitbieter Liberty Global reagiert. Der zum Imperium des Murdoch-Rivalen John Malone gehörende US-Kabelgigant könnte Vodafone noch dazwischen funken. Die Amerikaner hatten bereits einen vorläufigen Vorschlag bei den Münchnern eingereicht – dabei kursierte ein Preis von 85 Euro. „Der Kampf um Kabel Deutschland kommt nicht unerwartet“, meint Ralf-Dieter Wagner vom Beratungsunternehmen Accenture. „Das ist die nächste Stufe der Konsolidierung, die sich in der Infrastrukturbranche in Deutschland und im europäischen Ausland schon seit einiger Zeit abzeichnet.“
Allerdings müssten sie die Wettbewerbshüter überzeugen. „Vermutlich wird das Kartellamt aber hier besonders genau hinsehen, weil Liberty Global mit Unitymedia bereits eine sehr marktstarke Position innehat“, sagt Armin Rott, Professor für Medienökonomie an der Uni Hamburg, zu Handelsblatt Online. „Das Kartellamt war in der Vergangenheit hier stets bemüht, ein Kabel-Monopol zu verhindern.“ Vodafone-Chef Colao rechnet indes nicht mit dem Widerstand der Wettbewerbshüter.
Die Übernahme ist auch ein Zeichen für den Wandel der Branche. „Der Kampf um Kabel Deutschland kommt nicht unerwartet“, meint Ralf-Dieter Wagner vom Accenture-Geschäftsbereich „Communications, Media & Technology“. „Das ist die nächste Stufe der Konsolidierung, die sich in der Infrastrukturbranche in Deutschland und im europäischen Ausland schon seit einiger Zeit abzeichnet.“ Sowohl für Liberty als auch für Vodafone wäre Kabel ein wichtiger Baustein, um das Deutschland-Geschäft auszubauen.