Internet-Schmiede Freiburg ist das Silicon Schwarzwald

Seite 4/7

Hauptstädtisches Flair im Breisgau

Die beliebtesten Investitionsstandorte der Welt
Platz 9Frankreich liegt im Ranking ganz hinten. Von 808 befragten Managern internationaler Unternehmen nannten nur 6 Prozent Frankreich als einen der besten Investitionsstandorte der Welt. Immerhin: 2012 waren es sogar nur 3 Prozent. Quelle: dpa
Platz 86 Prozent der befragten Manager nennen Großbritannien als einen der attraktivsten Standorte für Investitionen. Auch im Vorjahr lag das Land bei 6 Prozent. Großbritannien wird vor allem von US-Investoren bevorzugt. Quelle: dpa
Platz 7Polens Pemierminister Donald Tusk kommt mit seinem Land nur auf 10 Prozent der Stimmen (2012: 6 Prozent) Quelle: dpa
Platz 614 Prozent der befragten Manager bezeichnen Deutschland als einen besten Investitionsstandorte der Welt. Im Vorjahr waren es 13 Prozent. Besonders geschätzt wird Deutschland für seine gute Infrastruktur, die Qualifikation der Arbeitskräfte und das soziale Klima. Bemerkenswert ist das anhaltend große Interesse chinesischer Unternehmen an Investitionen in Deutschland: Im Jahr 2012 wurden in Deutschland 46 Projekte chinesischer Investoren gezählt (2011: 45); das waren so viele wie in keinem anderen Land Europas. Quelle: Reuters
Platz 5Etwas abwärts ging es für Indien: 19 Prozent befanden Indien für investitionswürdig. 2012 waren es noch 21 Prozent. Quelle: REUTERS
Platz 4Russland wurde von 20 Prozent als begehrter Investitionsstandort genannt. Kaum verändert hat sich die Beliebtheit im Vergleich zum Vorjahr, da waren es 19 Prozent. Quelle: dpa
Platz 325 Prozent der befragten Manager nannten die USA als attraktiv für Investitionen. 2012 waren es noch 19 Prozent. Quelle: dpa

Im Gegensatz zu Städten wie Berlin oder Hamburg verfüge Freiburg über ein kleines, aber feines lokales Netzwerk, in dem praktisch jeder jeden kenne, sagt Lexware-Chef Frey - "mit entsprechend kurzen Wegen bei neuen Projekten".

Der Coole

Ralf Heller und Udo Möbes sind typisch für diese kurzen Wege, das Markenzeichen der Freiburger IT-Szene. Heller, 43, hat in den Neunzigerjahren Digitale Medien an der Hochschule Furtwangen im Schwarzwald studiert. Mit drei Kommilitonen hat er 1995 in Freiburg die Digital-Agentur Virtual Identity gegründet. Möbes, 45, ist Verlagskaufmann und hat in St. Gallen Betriebswirtschaft studiert. Er war in den Neunzigerjahren Marketingleiter beim Haufe-Verlag, zu dem inzwischen Lexware gehört. 2001 stieß er zu Virtual Identity, seit 2004 leitet er die Agentur gemeinsam mit Gründer Heller. Einer der ersten Kunden war - wer wohl? - Lexware. Als Hellers Leute später den Web-Shop für das Unternehmen einrichteten, saß Möbes noch auf der anderen Seite, am Schreibtisch von Lexware.

Bei Virtual Identity in der Freiburger Altstadt nahe dem mittelalterlichen Martinstor geht es noch am ehesten zu wie in der Start-up-Szene Berlins. Ein schickes Fabrikloft wie am Prenzlauer Berg, grüne Sitzecken, in denen sich junge Mitarbeiter Notizen machen, ja sogar eine Dachterrasse für die sommerliche Barbecue-Party, mittendrin Agenturchef Heller mit Kordhose, Pullover, Hemd und Brille, der weiß: "So holen wir ein bisserl hauptstädtisches Flair in den Breisgau." Nach dem Auftrag von Lexware ging es bei Virtual Identity Schlag auf Schlag. Es folgten der Pharmariese Novartis aus dem nahe gelegenen schweizerischen Basel, der Spielwarenhersteller Ravensburger vom Bodensee und das ebenfalls in Basel ansässige Chemieunternehmen Ciba, das 2008 von BASF übernommen wurde.

Inzwischen ist Virtual Identity dem Breisgauer Kosmos entwachsen. Auch weil es schwer sei, "erfahrene Mitarbeiter für Freiburg zu gewinnen", sagt Heller, unterhält die Agentur inzwischen Niederlassungen in Berlin, München und Wien. Zwei Drittel der rund 150 Mitarbeiter sitzen außerhalb von Freiburg und erstellen Web-Sites zum Beispiel für Siemens. Rund 15 Millionen Euro nahm Virtual Identity 2012 mit derartigen Projekten ein.

Der Exot

Der Schrauber - Frieder Hansen stammt aus Südbaden und hat sein Unternehmen bereits 1985 gegründet. Pyramid baute einst Standardcomputer aus asiatischen Komponenten. Heute veredelt das Unternehmen diese zu speziellen Industrie-PCs. Umsatz: 22 Millionen Euro Mitarbeiter: 100 Quelle: Deniz Saylan für WirtschaftsWoche

Pyramid Computer war einmal ein typisches Garagen-Startup, gegründet 1985 von Frieder Hansen in Freiburg. Das Unternehmen hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Hansen startete als klassischer "PC-Schrauber", wie Computerfachleute spöttisch sagen. Das heißt: Seine Firma Pyramid kaufte Komponenten wie Prozessor, Platinen, Speicherchips und Festplatten günstig in Asien ein und baute sie in Deutschland zu PCs zusammen. Diese wurden dann in kleinen Computershops an Privatkunden verhökert. Daneben begann Pyramid aber auch, PCs für Unternehmen zusammenzubauen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%