Interview Hasso Plattner »Wir müssen unternehmerischer werden«

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Erfolg durch stationäre Läden/ SAP-Läden ungewiss

SAP schafft erstmals den Sprung an die Spitze
Platz 158: EonDas Abschalten der Atomkraftwerke in Deutschland hat Eon stark mitgenommen: War der Versorger Ende 2010 noch 61 Milliarden Dollar wert (Platz 114), sind es jetzt nur noch 42,9 Milliarden Dollar. Das bedeutet Rang 158. Damit ist Eon der zehntgrößte Konzern hierzulande, er war mal der größte. Quelle: dpa
Platz 10: EonImmerhin noch in den Top Ten, möchte man bei Eon fast sagen. Früher war der Versorger mal Deutschlands wertvollstes Unternehmen, heute "nur noch" 32,3 Milliarden Euro wert. Feuer und Flamme sind die Aktionäre vor allem wegen der vielen offenen Fragen im Hinblick auf die Energiewende schon lange nicht mehr. Quelle: dpa
Platz 9: AllianzAufwärts ging es dagegen für die Allianz, wenn auch nur ein wenig. Ende 2011 stand Europas größter Versicherer im weltweiten Vergleich noch auf Rang 152, nun auf 144. Der Börsenwert beträgt 33,7 Milliarden Euro. Die Quartalszahlen wiesen solide Gewinne aus, zudem überzeugt Aktionäre eine hohe Dividende. Quelle: dpa
Logo von BMW Quelle: AP
Platz 7: Deutsche TelekomKonstant abwärts geht es für die Deutsche Telekom – da hilft auch die hohe Dividende nichts. Der Börsenwert sank auf 37,8 Milliarden Euro. Das bedeutet weltweit Platz 139. Konzernchef René Obermann muss schleunigst Antworten finden auf die schwierige Situation in den USA und beim Ausbau des Internet-Geschäftes. Quelle: dapd
Platz 6: DaimlerIn Deutschland Rang 6, weltweit auf Platz 135: Daimler legte zuletzt zwar immer wieder Rekordzahlen vor, aber Konkurrenten wie BMW stehen eben noch ein wenig besser da. Daimler ist an der Börse 38,4 Milliarden Euro wert, etwas mehr als vor einem halben Jahr. Quelle: dapd
Platz 5: BayerSpürbar nach oben ging es für Bayer. Der Pharma- und Chemiekonzern zeigt sich äußerst stabil und kam auch mit konjunkturellen Unsicherheiten sehr gut zurecht. 46,4 Milliarden Euro sind die Leverkusener an der Börse wert, ein gutes Stück mehr als Ende 2011 und so kletterte Bayern von Rang 119 auf 111. In Deutschland sind nur vier Konzerne mehr wert ... Quelle: dapd

Was folgern Sie daraus?

SAP muss weniger komplex und bürokratisch werden, aber auf seine Art. Teile des Unternehmens sind schon gut unterwegs, darunter die gesamte Mannschaft, die unsere neue Echtzeitdatenbank Hana weiterentwickelt, das sind inzwischen ja weit über 1000 Leute. Da gibt’s kaum Hierarchien, sie sind weltweit vernetzt. Auch unsere Sparte Cloud Computing, die Software zur Miete aus dem Internet anbietet, ist hier Vorreiter.

Was unterscheidet SAP alt von SAP neu?

Dass wir eine andere Kultur entwickeln. Junge Leute wollen was machen können und nicht ständig bevormundet werden. Die Amis predigen das jeden Tag: Es muss die Freiheit da sein, Fehler zu machen. Wer einen Fehler macht, korrigiert ihn und weiß dann, dass jener Weg nicht funktioniert. Die Fehlervermeidung – und dazu neigen wir Deutschen ja ein wenig – ist der Tod der Kreativität.

Auch wenn das richtig Geld kostet?

Fehler muss man auch im Unternehmen machen dürfen. Wir müssen unternehmerischer werden und härter am Wind segeln, viel schneller am Markt sein. Dann verdienen wir auch früher Geld.

Macht SAP das nicht schon?

Nicht genug. Wir haben beispielsweise viele tolle Sachen mit unserem Datenbankprodukt Hana gebaut. Die werden aber nicht verkauft.

Warum nicht?

Weil der Vertrieb noch nicht darauf ausgerichtet ist, Einzelkomponenten für Hana zu verkaufen. Einzelkomponenten muss man in einem Web-Shop verkaufen. Heute kaufen Menschen und Unternehmen immer mehr online. Hier muss der SAP-Online-Shop die Nummer eins für Geschäftssoftware werden. Da sind wir noch nicht.

Aktien-Info SAP

Apple hat sogar stationäre Läden.

Die Zukunft ist eine Kombination aus Verkauf und Beratung im Internet und Shops mit hoher Visibilität in den großen urbanen Zentren weltweit. Apple macht das, Burberry, jetzt auch Microsoft. Ich habe SAP schon vor Jahren gesagt, sie sollen über eine Shop-Idee nachdenken, auch wenn das für eine Firma mit Geschäftskunden schwierig ist. Hier muss SAP besser werden.

Wie viele Ladenlokale könnten Sie sich für SAP vorstellen?

Das kann ich nicht beurteilen – SAP hat einen Web-Store, der bisher nur eingeschränkt funktioniert. Man kann zum Beispiel bisher nur in den USA und Kanada mit Kreditkarte online bezahlen. Das reicht nicht. Physische Shops kann man sich vor allem in den großen Städten vorstellen.

Ihre beiden Vorstandsvorsitzenden Jim Hagemann Snabe und Bill McDermott sagen seit einiger Zeit, SAP wolle auch näher an die Konsumenten heranrücken. Wie soll das mit Programmen für die Finanzbuchhaltung gehen?

SAP muss emotionaler werden. Wir haben in China zum Beispiel ein Produkt namens „Runway“ auf den Markt gebracht. Das ist eine Art soziales Netzwerk, auf dem man sich mit Freunden über Mode austauschen kann. Man schickt an seine Freunde ein Foto mit neuen Schuhen oder Klamotten und fragt, was die davon halten – und die entscheiden dann, ob man sich das kaufen soll. Das ist in China bei 15- bis 19-Jährigen sehr beliebt, es macht Spaß.

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