Was antworten diese Politiker, wenn Sie ihnen vorrechnen, dass sie dadurch faktisch das Ende von SAP als deutsches Unternehmen einläuten würden?
Steinbrück hat immer geantwortet, dass es bei Aktiengesellschaften Probleme gäbe, er das aber hinbekäme. Die Grünen haben es unter Joschka Fischer ein Mal verstanden, nun haben sie alles vergessen. Sie sollen sich mal vor deutsche Bauern hinstellen und ihnen erklären, sie müssten jetzt Vermögensteuer auf ihren Grund und Boden bezahlen und dadurch alle viereinhalb Jahre zehn Prozent von ihrem Besitz abgeben. Dann würden die Traktoren nur so um den Reichstag im Kreis herumfahren. Genauso wären die Folgen einer Besteuerung von Betriebskapital. Steinbrück weiß das, macht aber nichts.
Was wäre so schlimm daran, wenn SAP wie viele andere Dax-Konzerne überwiegend in ausländischer Hand läge?
Wenn Aktienvermögen besteuert wird, investiert keiner mehr in Deutschland in Aktien. Warum auch, wenn er das volle Risiko trägt, Unternehmertum fördert und obendrein besteuert wird. Wenn der chinesische Staat aber mehr Aktien hält als alle Deutschen zusammen, dann hat das Auswirkungen auf ein Unternehmen. In einer freiheitlichen, marktwirtschaftlichen Ordnung kann man nicht das Recht am Besitz ignorieren. Daher sollten sich die Politiker gut überlegen, wenn sie die Aktionäre der wertvollsten deutschen Firma durch eine Vermögensteuer zum Gang aus dem Land oder zum Verkauf an ausländische Investoren zwingen würden – auch wenn ich damit natürlich nicht drohen möchte.
Fürchten Sie den wachsenden Wettbewerb mit US-Giganten, der sich bei Trendthemen wie mobiler Datenverarbeitung, Big Data und Cloud Computing anbahnt?
Wir haben inzwischen die interessante Situation, dass SAP mit Oracle, IBM, Microsoft, zum Teil HP und EMC, also mit dem amerikanischen Who’s who im direkten Wettbewerb steht. Denn jetzt machen alle eine Datenbank wie wir mit Hana. Das ist schon ein gewagtes Spiel. Aber wenn wir das nicht wagen würden, würden wir die beste Chance verpassen, die SAP seit der erfolgreichen Unternehmenssoftware R/3 vor gut 20 Jahren hatte. So haben wir aber wirklich etwas Großes erschaffen.
Seit zwei Wochen ist bekannt, dass die Amerikaner mit ihrem Projekt Prism und die Briten mit Tempora den Datenverkehr ausspähen. Daher fordern Politiker verstärkt eine eigenständigere europäische oder deutsche IT-Industrie. Zu Recht?
Wenn die Politik fordert, wir sollten ein deutsches oder europäisches Google bauen, ist das lächerlich. Genau so baut man nämlich kein Google und staatlich schon gar nicht. Staatliche IT-Initiativen können unternehmerische Innovation nie ersetzen. Da lügen wir uns in die Tasche.
Brauchen wir nicht trotzdem eine deutsche oder europäische Cloud?
Das ist etwas anderes. Wir bauen tatsächlich eine Cloud für China und in China, eine in Europa und eine in den USA, vielleicht noch eine in Südamerika, allesamt voneinander getrennt. Die meisten Konzerne machen jedoch Geschäfte in der ganzen Welt, sind also vernetzt. Eine regionale Cloud dient vor allem dazu, den Datenzugriff in der privaten Cloud regional zu regeln und klare Standards für Cloud-Sicherheit zu schaffen. Der weltweite Datenverkehr im Internet läuft heute über diverse Datenknoten, die leider auch staatliche Nachrichtendienste anzapfen können.