Interview Hasso Plattner »Wir müssen unternehmerischer werden«

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Staatliche IT-Initiativen nein, außereuropäische Clouds ja

Welche IT-Unternehmen am schnellsten wachsen
Platz 10: ShutterflyGanz unscheinbar kommt dieses Angebot daher, das immer mehr Kunden für sich begeistern kann. Um nichts weiter als Fotos geht es auf der Plattform Shutterfly. Hier können Nutzer ihre Fotos teilen, ausdrucken oder einfach speichern. Auch das Bearbeiten der Bilder ist über ein eingebautes Tool möglich. Und natürlich lassen sich auch Tassen, Fotobücher und Co. über die Plattform bestellen. Quelle: Screenshot
Platz 9: Cognizant Technology SolutionsDas Gesamtpaket zur Datenanalyse für verschiedene Industriebereiche bietet das Unternehmen aus New Jersey an. Außerdem ist es in diesem Bereich als Berater unterwegs. Wichtigster Standort ist allerdings nicht New Jersey, sondern Chennai in Indien, wo insgesamt 137.000 Angestellte arbeiten. Seit März 2008 kooperiert das Unternehmen mit der Telekom-Sparte T-Systems. Geplant ist eine gemeinsame globale Service-Offensive für Systemintegration. Quelle: Screenshot
Platz 8: Riverbed TechnologyRiverbed Technologies ist auf Netzwerklösungen für weite geographisch Flächen, sogenannte WAN-Systeme, spezialisiert. Außerdem bietet das Unternehmen private Datenzentren an - cloudbasiert. Dabei verspricht das Unternehmen einen besonders schnellen Datenverkehr. Quelle: Screenshot
Platz 7: Aruba NetworksDas Unternehmen verbindet Menschen virtuell - mit Hilfe kabelloser Netzwerke sogar kilometerweit. Mit der Technik lässt sich zum Beispiel ein Campus oder ein großes Industriegelände mit kabellosem Highspeed-Internet ausstatten. Quelle: Presse
Platz 6: EbixOn-Demand und E-Commerce - das sind die Felder auf denen sich Dienstleistungen von Ebix international profiliert haben. Das Unternehmen bietet vor allem Software für die Versicherungsbranche an und führt mehr als 30 Büros in den USA, Australien, Singapur, Neuseeland, Kanada, China, Japan und Indien. Quelle: Screenshot
Platz 5: EquinixDas Unternehmen bringt alle Beteiligten eines Geschäftsvorganges zusammen: Die Idee, die Partner und die Kunden - und das weltweit. Equinix hat bereits 4000 Unternehmen aus den Bereichen Cloud, Digitale Inhalte und Finanzen zusammengeführt. Quelle: Screenshot
Platz 4: AthenahealthDem Unternehmen ist die Schnittstelle zwischen der Administration mehrerer Kliniken und der Arbeit der Mediziner gelungen - alles cloudbasiert. Die Firma bietet ein Programm an, über das eine Art elektronisches Krankenblatt der Patienten erstellt werden kann. Die Erkenntnisse aus jedem Patientenvorgang werden so in einer gemeinsamen Datenbank abgelegt. Durch geschickte Analyse können so Krankheitsfälle schneller bearbeitet und Diagnosen genauer getroffen werden. Quelle: Presse

Was antworten diese Politiker, wenn Sie ihnen vorrechnen, dass sie dadurch faktisch das Ende von SAP als deutsches Unternehmen einläuten würden?

Steinbrück hat immer geantwortet, dass es bei Aktiengesellschaften Probleme gäbe, er das aber hinbekäme. Die Grünen haben es unter Joschka Fischer ein Mal verstanden, nun haben sie alles vergessen. Sie sollen sich mal vor deutsche Bauern hinstellen und ihnen erklären, sie müssten jetzt Vermögensteuer auf ihren Grund und Boden bezahlen und dadurch alle viereinhalb Jahre zehn Prozent von ihrem Besitz abgeben. Dann würden die Traktoren nur so um den Reichstag im Kreis herumfahren. Genauso wären die Folgen einer Besteuerung von Betriebskapital. Steinbrück weiß das, macht aber nichts.

Was wäre so schlimm daran, wenn SAP wie viele andere Dax-Konzerne überwiegend in ausländischer Hand läge?

Wenn Aktienvermögen besteuert wird, investiert keiner mehr in Deutschland in Aktien. Warum auch, wenn er das volle Risiko trägt, Unternehmertum fördert und obendrein besteuert wird. Wenn der chinesische Staat aber mehr Aktien hält als alle Deutschen zusammen, dann hat das Auswirkungen auf ein Unternehmen. In einer freiheitlichen, marktwirtschaftlichen Ordnung kann man nicht das Recht am Besitz ignorieren. Daher sollten sich die Politiker gut überlegen, wenn sie die Aktionäre der wertvollsten deutschen Firma durch eine Vermögensteuer zum Gang aus dem Land oder zum Verkauf an ausländische Investoren zwingen würden – auch wenn ich damit natürlich nicht drohen möchte.

Fürchten Sie den wachsenden Wettbewerb mit US-Giganten, der sich bei Trendthemen wie mobiler Datenverarbeitung, Big Data und Cloud Computing anbahnt?

Wir haben inzwischen die interessante Situation, dass SAP mit Oracle, IBM, Microsoft, zum Teil HP und EMC, also mit dem amerikanischen Who’s who im direkten Wettbewerb steht. Denn jetzt machen alle eine Datenbank wie wir mit Hana. Das ist schon ein gewagtes Spiel. Aber wenn wir das nicht wagen würden, würden wir die beste Chance verpassen, die SAP seit der erfolgreichen Unternehmenssoftware R/3 vor gut 20 Jahren hatte. So haben wir aber wirklich etwas Großes erschaffen.

Seit zwei Wochen ist bekannt, dass die Amerikaner mit ihrem Projekt Prism und die Briten mit Tempora den Datenverkehr ausspähen. Daher fordern Politiker verstärkt eine eigenständigere europäische oder deutsche IT-Industrie. Zu Recht?

Wenn die Politik fordert, wir sollten ein deutsches oder europäisches Google bauen, ist das lächerlich. Genau so baut man nämlich kein Google und staatlich schon gar nicht. Staatliche IT-Initiativen können unternehmerische Innovation nie ersetzen. Da lügen wir uns in die Tasche.

Brauchen wir nicht trotzdem eine deutsche oder europäische Cloud?

Das ist etwas anderes. Wir bauen tatsächlich eine Cloud für China und in China, eine in Europa und eine in den USA, vielleicht noch eine in Südamerika, allesamt voneinander getrennt. Die meisten Konzerne machen jedoch Geschäfte in der ganzen Welt, sind also vernetzt. Eine regionale Cloud dient vor allem dazu, den Datenzugriff in der privaten Cloud regional zu regeln und klare Standards für Cloud-Sicherheit zu schaffen. Der weltweite Datenverkehr im Internet läuft heute über diverse Datenknoten, die leider auch staatliche Nachrichtendienste anzapfen können.

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