iPhone-Hersteller Apples Faktor X

Der iPhone-Hersteller stellt einen neuen Umsatzrekord auf - trotz weniger Smartphone-Verküfe. Die Sorge vor dem Ende des Booms wächst.

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San Francisco Apple ist für seinen Erfindergeist bekannt. Mit seinen Produkten krempelte es immer wieder ganze Industrien um. Die Firma revolutionierte das PC-Geschäft, die Musikbranche, das Mobiltelefon sowieso. Die IT-Branche feierte Cupertino traditionell für den Designgeist. Doch inzwischen profitiert Apple von einem anderen Talent.

Wie kein anderer Konzern vermag Apple die Konsumlust der Kunden anzustacheln. Da scheint es fast schon egal, welche Preise es für seine Produkte aufruft. Das neue iPhone X kostet knapp unter 1000 Dollar, doch den Konzernergebnissen von Apple schadet dies nicht – bislang jedenfalls, wie Apples neue Quartalszahlen belegen.

Der Konzern zerstreut die Sorge, das neue Gerät, das iPhone mit dem Faktor X, zerstöre die Profite. Der Hersteller setzt zwar weniger iPhones ab als erwartet, kann aber pro Gerät mehr erlösen. Gerade einmal 77,3 Millionen Smartphones verließen Apples Läden. Die Wall Street spekulierte auf 80 Millionen. Die iPhone-Umsätze stiegen dennoch um 13 Prozent im Vorjahresvergleich auf 61,6 Milliarden Dollar. Apple gelingt es, Smartphones für den Rekordpreis von durchschnittlich 796 Dollar zu verkaufen, ein Plus von 15 Prozent.

Weil Apples Schicksal an den iPhone-Verkäufen hängt, wuchsen auch die gesamten Konzernumsätze. Sie kletterten von Oktober bis Dezember um 13 Prozent auf 88,3 Milliarden Dollar und übertrafen die Erwartungen von Analysten wie Thomson Reuters, die nur einen Anstieg auf 87,28 Milliarden vorhergesagt hatten. Apples Gewinne stiegen um zwölf Prozent auf 20,07 Milliarden Dollar.

Doch die Angst vor einem Ende des Smartphones-Booms geht auch bei Apple um. In den vergangenen zwei Wochen geriet der Kurs durch Spekulationen unter Druck, der Konzern verkaufe weniger der teuren Jubiläumsprodukte als gedacht. Apple habe seine Produktion deshalb um bis zu 50 Prozent gedrosselt. Die Aktie verlor daraufhin bis zu sieben Prozent.

Im Gespräch mit den Investoren versuchte Apple-Chef Tim Cook denn auch alles, um die Zweifel am X-Faktor auszuräumen. „Das iPhone X hat unsere Erwartungen übertroffen und ist seit dem Verkaufsstart im November jede Woche unser bestverkauftes iPhone”, beteuerte Cook. Die Verkaufszahlen des Jubiläumstelefons nannte er hingegen nicht.

Erste Auswirkungen einer nachlassenden iPhone-Euphorie spürt auch Apple. Es setzte eine Million weniger Telefone ab als vergangenes Jahr. Die schwache Prognose für das laufende zweite Geschäftsquartal, die Apple mit einem Umsatz von zwischen 60 und 62 Milliarden Dollar ausgab, enttäuschte ebenfalls. Damit stellt der Konzern den Investoren ein künftiges Wachstum von nur 15 Prozent in Aussicht, die Wall Street hatte auf ein Plus von 24 Prozent gewettet. Dies könnte darauf hindeuten, dass sich Apple auf ein Abschwächen des Smartphone-Hypes einstellt.

Um den allgemeinen Markttrend abzufedern, erschließt Apple-Chef Cook sukzessive neue lukrative Einnahmequellen - wie die wichtige Sparte mit Software-Anwendungen, zu der Apple Pay, Apple Music und der App Store zählen. Die sogenannten „Services“ tragen inzwischen 16 Prozent zu den gesamten Konzernumsätzen bei und setzten vergangenes Quartal 8,5 Milliarden Dollar um.

Die Wall Street reagierte zufrieden, wenn auch nicht euphorisch auf die Apple-Zahlen. Die Aktie des iPhone-Herstellers notierte nachbörslich leicht im Plus (0,2 Prozent), nachdem sie vergangene Woche um knapp vier Prozent gefallen war. Kursschwankungen kommen bei Apple allerdings häufiger vor. Nach einer Berechnung von MarketWatch auf der Grundlage der vergangenen 20 Quartalsreporte bewegt sich der Apple-Kurs durchschnittlich um 4,8 Prozent pro Tag.

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