Bei den Diensten, so Cook, steckt noch eine Menge Wachstum drin. Es ist ein Hinweis darauf, dass dem Konzernchef klar ist, dass er zwar weiterhin Premiumpreise für sein iPhone-Flaggschiff verlangen kann, allerdings weniger Käufer dafür findet. Doch das sieht er nicht als Problem, wenn nur die Zahl der genutzten Apple-Geräte weiter zulegt. Mit anderen Worten: Apple wird künftig eine breitere Palette von Geräten anbieten – vom noch günstigeren Einstiegs- bis hin zum Spitzenmodell. Diese beinhaltet nicht nur iPhones, sondern auch Macs, iPads, Apple Watches und vielleicht sogar eine Datenbrille für erweiterte Realität, von dessen Zukunftschancen Cook am Donnerstagabend wieder einmal überschwänglich schwärmte.
Die Strategie, wesentlich mehr Zusatzgeschäft aus der Hardware herauszuholen, macht Sinn. So kommt der Konzern nicht nur aus seiner gefährlichen Abhängigkeit von seinem Bestseller iPhone heraus, sondern kann trotz der Marksättigung mit hochwertigen Smartphones plausibel weiter wachsen. Anders ausgedrückt: Apple steht in der Blüte. Doch wenn Cooks Strategie aufgeht, dann ist auf dem Baum trotzdem noch Platz für weitere Früchte, der Winter noch in weiter Ferne.
Während die Trumpsche Steuerreform die öffentlichen Kassen schmälert, können Apple Aktionäre frohlocken. Nicht nur, dass Apple laut Finanzchef Maestri künftig im Schnitt nur noch mit einem Steuersatz von 15 Prozent rechnet – im Weihnachtsgeschäft waren es 26 Prozent. Was bedeutet, dass Apple künftig noch mehr Gewinn einsacken wird.
Mehr noch: Der Konzern hat nun einen wesentlich „flexibleren Zugriff“ auf sein Auslandsvermögen. Sagenhafte 285 Milliarden Dollar hat Apple gehortet, davon 269 Milliarden – rund 94 Prozent – im Ausland. Weil der Konzern vor der Trumpschen Steuerreform bei Heimholen des Auslandvermögens in die USA mindestens 35 Prozent Steuern hätte zahlen müssen, ist das reichste Unternehmen der Welt paradoxerweise zugleich einer der größten Schuldner.
Geldregen im Frühjahr
Mit den aufgenommenen 122 Milliarden Dollar hat Apple bislang Aktienrückkäufe und Dividenden bezahlt, ohne sein Auslandsvermögen anrühren zu müssen und damit Steuern zu triggern. Die Strategie hat sich ausgezahlt. Statt mindestens 95 Milliarden Dollar muss Apple nun nur 38 Milliarden Dollar an den US-Fiskus abdrücken.
Maestri will Schulden und Barmittel künftig besser austarieren. Das bedeutet nicht, dass Apple keine Schulden mehr aufnimmt, wie Cook eilig klarstellt. Aber der Konzern kann so große Akquisitionen noch einfacher stemmen. Selbst das hochgehypte Tesla Motors – mit knapp 60 Milliarden Dollar Börsenwert – ist so finanzierbar.
Vor allem muss Cook sich im Gegensatz zu anderen Unternehmen keine Sorgen über steigende Kreditzinsen machen. Weil Apple aber unmöglich all sein Geld für Übernahmen ausgeben kann, können Aktionäre auf noch höhere Dividenden und Aktienrückkäufe hoffen. Im Frühjahr wollen sich Cook und Maestri zu den künftigen Plänen äußern. Allein das dürfte die Phantasie der Aktionäre und damit die Apple Aktie beflügeln. Am Donnerstag nach Börsenschluss gelang das bereits. Da legte sie um immerhin 3,4 Prozent zu. Die Chance, als erstes Unternehmen der Welt die Börsenbewertung von einer Billion Dollar zu knacken, rückt damit wieder näher.