Israelische Start-ups Israels Einhörner kommen nach Deutschland

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Berlin will sich als erste Anlaufstelle etablieren


Ein Riesenthema in der Zusammenarbeit mit Deutschen sei Geschwindigkeit, meint Jeger: „In Deutschland wird ein Plan gemacht und dann präzise ausgearbeitet. In Israel wird gemacht, dem Kunden gezeigt und dann nachjustiert. Kunden sind von deutschen Unternehmen eine andere Herangehensweise gewöhnt. Doch wenn erst einmal das Verständnis da ist, dass in Beta-Tests noch nicht alle Dinge perfekt laufen, das Feedback dafür schneller ins Endprodukt einfließt, wissen Kunden diesen Ansatz zu schätzen.“

Deutsche seien weniger risikoaffin, meint Isseroff von Ironsource: „Die Deutschen sind nicht so von Einnahmen getrieben wie Israelis – hier geht Sicherheit vor.“ Das muss der Manager auch immer wieder seinen Kollegen zu Hause sagen, damit die im Verkaufsgespräch nicht unbedingt die risikoreichen Produkte aus dem Portfolio holen.

Dabei zieht besonders die deutsche Hauptstadt israelische Gründer an, weiß Stefan Franzke, Geschäftsführer von Berlin Partner, einer Initiative, die den Wirtschafts- und Technologiestandort Berlin fördert: Berlin Partner ist die Wirtschafts- und Technologieförderung der Hauptstadt. „42 Prozent aller Berliner Start-ups werden nicht von Deutschen gegründet, viele Gründer kommen aus Israel – auch viel Risikokapital in der Stadt stammt von dort.“

Berlin Partner setzt auf verschiedene Initiativen, um Berlin als erste Anlaufstelle zu etablieren: „Wir laden regelmäßig Start-ups aus Israel ein, um in Berlin den kontinentaleuropäischen Markt anzusprechen – wir betten sie in Berliner Coworking-Spaces und Acceleratorenprogramme ein und bieten Dienstleistungen wie zum Beispiel die Unterweisung in Vertragsgestaltung, Arbeitsrecht oder für Fintechs Einführung ins Bankenrecht“, so Franzke. Vor knapp zwei Jahren wurde eine Start-up-Kooperation mit Tel Aviv ins Leben gerufen, sagt Franzke: „Ein Austausch, in dem deutsche und israelische Gründer das jeweilige Ökosystem kennenlernen sollen.“

Die israelische Metropole war vor zwei Jahren gemeinsam mit Berlin, New York und Paris Gründungsmitglied der Start Alliance. Ein Zusammenschluss, um Start-ups schneller zu internationalisieren und Berlin als Europas zentrale Anlaufstelle für den europäischen Markteintritt zu etablieren.

Um die Attraktivität des Standorts Berlin weiß auch Grischa Alroi-Arloser, Geschäftsführer der deutsch-israelischen Auslandshandelskammer: „Berlin steht aus unterschiedlichen Gründen sehr im Fokus von israelischen Touristen und Auswanderern. Es ist das New York Europas, erinnert in vielen Aspekten stark an Tel Aviv und hat ein sehr lebendiges jüdisches Leben. Im Rahmen dieser Anziehung sind auch Start-ups nach Berlin gegangen.“ Schätzungsweise bis zu 15.000 Israelis leben heute in der Hauptstadt.

Doch nicht nur Berlin will die Einhörner von sich überzeugen, weiß Alroi-Arloser: „Wer im Bereich von Onlinemarketing oder Apps aktiv ist, für den bietet sich Berlin natürlich an. Aber wenn es um KI, Fintech oder Hardware-Innovationen geht, dann ist man in anderen Städten vielleicht besser aufgehoben.“

Das findet naturgemäß auch Abteilungsleiter Eschenbaum bei der IHK Düsseldorf: „Wenn Deutschland in den Fokus israelischer Gründer rückt, dann müssen wir da ran und unsere zentrale Lage auf dem Kontinent als Vorteil nutzen.“ In Düsseldorf und der Metropolregion Rheinland säßen viele große Unternehmer und viele Mittelständler, was in Berlin so nicht der Fall wäre. Immerhin: Der israelische Fahrassistenz-Entwickler Mobileye, der in diesem Jahr von Intel für knapp 15 Milliarden US-Dollar übernommen wurde, hat seinen Deutschlandsitz in der Stadt am Rhein.

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