Israelische Start-ups Israels Einhörner kommen nach Deutschland

Seite 3/3

Deutscher Mittelstand als interessanter Partner

Eine wichtige Rolle kann dabei auch der Digihub Düsseldorf/Rheinland spielen, erklärt Eschenbaum: „Er verknüpft lokale Unternehmen mit Start-ups. Daran beteiligen sich in Düsseldorf nicht nur deutsche, sondern auch japanische Unternehmen, von denen ja viele hier ihren Europasitz haben.“

Auch Alroi-Arloser hat Pläne für mehr deutsche Standorte: „In Frankfurt wurde bereits ein Accelerator für Fintechs gegründet. Ähnliche Modelle wollen wir in den nächsten Jahren gemeinsam mit dem Land Nordrhein-Westfalen auch in Düsseldorf, Aachen oder Bochum installieren.“ Dahinter stecke die Idee, dass ein Unternehmen eine Aufgabenstellung formuliere, Geld einzahle und die AHK dann Start-ups in Israel ausfindig mache, die sich mit der Problemstellung auseinandersetzen, erklärt Alroi-Arloser: „Zusammen mit einem Start-up aus Deutschland entwickelt man dann gemeinsam die Lösung für das formulierte Problem und pitcht das Thema bei dem entsprechenden Unternehmen.“

Die Vorteile solcher Kooperationen und die Ansiedlung israelischer Start-ups sind vielfältig, weiß Markus Gick von der Bertelsmann-Stiftung, die unlängst eine Studie über das israelische Gründer-Ökosystem und seine Chancen für den deutschen Mittelstand veröffentlicht hat: „Israelische Gründer bringen neben einem großen Unternehmergeist und ihren Netzwerken auch eine hervorragende Ausbildung mit.“ Bei einer erfolgreichen Zusammenarbeit ließen sich zudem aufgrund der engen Vernetzung im israelischen Ökosystem sehr leicht weitere innovative Unternehmen an die Region binden, meint Studienleiter Gick: „Der Erfahrungs- und Wissensschatz und die enge Vernetzung können dann zudem wie ein Innovationsimpuls auf das lokale Ökosystem wirken.“

Dabei sei vor allem der deutsche Mittelstand ein interessanter Partner für israelische Start-ups, glaubt Gick: „Und hier haben eben auch kleine Städte und Regionen – nicht nur Berlin, Hamburg, München und Köln, hervorragende Chancen vom Innovationspotenzial Israels zu profitieren.“ Von der Zusammenarbeit mit, aber auch der Ansiedlung von israelischen Start-ups könnten beide Seiten profitieren, ist Gick überzeugt: „Israelischer Gründergeist und deutsches langfristiges Denken ergänzen sich gut.“ Es könne aber auch zu einem Mentalitätswechsel führen: „Vielleicht könnten wir in der deutschen Gesellschaft lernen, wieder stolz auf unsere Gründer und Unternehmer zu sein – so wie die israelischen Eltern, für die der Beruf „Unternehmensgründer“ oder „Start-upist“ mittlerweile ähnlich prestigeträchtig ist wie der Beruf als Anwalt oder Arzt.“

In Berlin hat sich Ironsource-Manager Isseroff mittlerweile mit der deutschen Mentalität vertraut gemacht - er hat vielleicht einen Heimvorteil: Seine Großeltern, sowohl väterlich als auch mütterlicherseits kamen aus München und Berlin nach Israel. Seit der Schule und später auch in der Armee wurde Isseroff jedenfalls immer „der Deutsche“ genannt: „Das liegt vielleicht daran, dass ich immer sehr präzise und nach Methodik gearbeitet habe - das hat wahrscheinlich etwas mit meinem Erbe zu tun“, lacht der Manager.

Apropos Erbe: Am Wochenende wird seine Großmutter in ihre alte Heimatstadt Berlin kommen. Zusammen mit ihr wird Isseroff eine kleine Stadt in Brandenburg besuchen, wo eine Straße nach seinem Großvater benannt wurde, der dort Bürgermeister war. Der Umzug nach Deutschland habe sich dann auch irgendwie ein wenig so angefühlt, als käme er nach Hause, meint Isseroff.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%