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IT-Gipfel in Berlin Warum der IT-Gipfel mal wieder nichts bringen wird

Gegen den Rückstand Deutschlands beim Breitband-Internet oder beim Cloud Computing konnte der IT-Gipfel bisher wenig ausrichten. Das beweist ein Blick in die Vergangenheit. Warum lassen wir es also nicht gleich bleiben?

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Bundeskanzlerin Angela Merkel beim letztjährigen IT-Gipfel im Oktober 2014 in Hamburg. Quelle: dpa

Und jährlich grüßt das Murmeltier: Am Mittwoch treffen sich wieder die hiesigen Granden aus Politik und Wirtschaft – allen voran Kanzlerin Angela Merkel, um Strategien und Konzepte für eines der Megathemen unserer Zeit, die digitale Transformation, zu diskutieren. Zum nunmehr neunten Mal gibt es die Veranstaltung, in ordentlicher Verbalakrobatik zum „Nationalen IT-Gipfel“ hochstilisiert.

Und es stimmt ja auch – die seit Jahren laufende Digitalisierung wirbelt bereits ganze Wirtschaftszweige durcheinander, sorgt also für Risiken auf der einen und immense Chancen auf der anderen Seite. Sich darauf einzustellen ist für Politik wie Wirtschaft gleichermaßen notwendig: Die Regierung muss die politischen Rahmenbedingungen der neuen Wirtschaft festlegen und zugleich die dazu notwendige IT-Infrastruktur vorantreiben.

Die Unternehmen müssen ihrerseits die Geschäftsmodelle der Digitalisierung anpassen – oder gar gleich völlig neue Konzepte erstellen. Viel zu tun also für beide Seiten. Stellt sich nur die Frage, ob der IT-Gipfel wirklich der passende Rahmen ist, um die Digitalisierung in Deutschland substanziell voranzutreiben.

Diese Länder haben das schnellste Internet
Breitband-Internet Quelle: REUTERS
Helsinki Quelle: dpa
Prag Quelle: dpa
Irland Quelle: gms
Riga Quelle: dpa
Platz 6: NiederlandeDen Sprung auf 14,2 Megabit pro Sekunde schaffen unsere niederländischen Nachbarn. Quelle: dpa
Schweiz Quelle: dpa

Die Antwort darauf lautet meines Erachtens: Nein, das ist er nicht. Zwar strotzt auch die diesjährige Agenda nur so vor klangvollen IT-Modeschlagwörtern wie Industrie 4.0, Mobilität und digitale Infrastruktur, Start-ups, moderne Verwaltung im digitalen Zeitalter und IT-Sicherheit.

Ein Blick auf die acht IT-Gipfel seit dem Jahr 2006 zeigt jedoch klar und deutlich: Außer vielen hehren Absichtserklärungen seitens der Politik und der Wirtschaft ist bis heute wenig passiert. Deutschland tritt auf vielen Feldern der IT auf der Stelle – und rangiert deutlich hinter anderen Industrienationen.

Zum Beispiel der Breitbandausbau - er wird seit Jahren von Politik wie Industrie propagiert, die Realität zeichnet dagegen bis heute ein trauriges Bild: Laut der jüngsten Erhebung des amerikanischen Internet-Dienstleisters Akamai beträgt die durchschnittliche Internet-Geschwindigkeit in Deutschland 10,7 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) – dies reicht im internationalen Vergleich gerade mal für Rang 24. An der Spitze liegen hier Staaten wie etwa Südkorea (23,1 Mbit/s), Hongkong (17 Mbit/s) oder Japan (16,4 Mbit/s).

Oder das Cloud Computing: Für immer mehr Unternehmen Anwenderunternehmen wird die Nutzung von Software per Internet, neudeutsch Cloud genannt, zum wichtigen Wirtschaftsfaktor. Grund sind höhere Flexibilität und einfachere Wartung der IT-Systeme. Allerdings zeigt sich auch hier im internationalen Vergleich ein großes Ungleichgewicht: Während 60 Prozent der Unternehmen weltweit die Cloud nutzen, sind es in Deutschland gerade mal 44 Prozent der Firmen.

Gegen solche und viele andere Defizite wird auch der neunte IT-Gipfel wenig ausrichten, wie die Vergangenheit eindrucksvoll bewiesen hat - leider.

Provokanter formuliert: Beim IT-Gipfel handelt es vor allem um einen Merkel-typischen Digital-Debattierclub voller loser Absichtserklärungen, der in der Praxis weitgehend ohne Folgen oder Konsequenzen ist. Im Grunde könnte man sich die Veranstaltung also auch locker schenken.

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