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IT-Konzern Die Wachstums-Probleme der Software AG

Die Software AG hat Wachstums-Sorgen. Aus eigener eigener Kraft geht es nicht mehr nennenswert nach vorne. Deshalb muss Deutschlands zweitgrößter IT-Konzern weitere Unternehmen zukaufen.

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Software AG-CEO Karl-Heinz Streibich Quelle: dpa Picture-Alliance

So selbstbewusst wie Ende Januar ist Karl-Heinz Streibich lange nicht vor Presse und Investoren getreten: „In den kommenden Jahren steht die Profitabilität bei uns im Vordergrund“, sagte der Vorstandschef der Software AG, Deutschlands zweitgrößtem IT-Konzern nach SAP, bei der Vorlage der Zahlen für 2014. Seine gute Laune war während der Telefonkonferenz förmlich zu greifen. Kein Wunder, konnte er doch vordergründig eine positive Botschaft verkünden: „Profitabilität vor Wachstum heißt, dass wir keine unrentablen Deals und Projekte machen werden“, erläuterte der 62-Jährige. Um dann noch nachzuschieben: „Aber wir werden natürlich auch wachsen.“

Die größten Softwarehersteller der Welt
Platz 10: Salesforce.comCEO Marc R. Benioff schafft es mit Salesforce gerade eben in die Top Ten der umsatzstärksten Softwareunternehmen. Die Firma setzte 2013 3,8 Milliarden Dollar mit Software um. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 33,3 Prozent und macht das Unternehmen zum wachstumsstärksten innerhalb der Top Ten - damit ging es um zwei Plätze nach oben. Salesforce.com bezeichnet sich selbst als Pionier für Cloud Computing im Bereich Geschäftsanwendungen und wirbt damit, dass Unternehmen so die Kosten etwa für Hardware und IT-Management reduzieren können. Salesforce.com wurde 1999 aus der Wiege gehoben und sitzt in München, Düsseldorf und Darmstadt. Datenquelle: Erhebung der Umsatzzahlen von Gartner Quelle: REUTERS
Platz 9: CA TechnologiesEinen Platz abwärts ging es für CA Technologies. Mit 4,2 Milliarden Dollar Umsatz mit Software-Verkäufen 2013 liegt die Wachstumsrate bei -2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Unternehmen bietet IT-Management-Software und -Lösungen an. Rund 14.000 Mitarbeiter sind bei CA angestellt, davon 5300 Entwickler. Gegründet wurde CA 1976 und hat heute 150 Niederlassungen in mehr als 45 Ländern. Neben Unternehmen zählt CA Technologies auch Behörden und Bildungseinrichtungen zu seinen Kunden. Quelle: Gemeinfrei
Platz 8: VMwareMit einer Wachstumsrate von 14,1 Prozent im Vergleich zu 2012 ging es für VMware um einen Rang nach oben. 2013 machte die Firma 4,8 Milliarden Dollar Umsatz mit Software. Im Bild: Der Vorstandsvorsitzende Pat Gelsinger, der 2012 zum Unternehmen stieß. VMware ist ein amerikanisches Unternehmen, das Software im Bereich der Virtualisierung entwickelt. Gegründet wurde es 1998, heute arbeiten rund 13.000 Menschen bei VMware. Die Firma mit Sitz in Palo Alto ist international aktiv. Das bekannteste Produkt ist VMware Workstation, das mehrere parallel laufende Betriebssysteme (Windows, Linux und andere) auf einem Rechner ermöglicht. Quelle: dpa
Platz 7: Hewlett-PackardKonstant auf Rang sieben kann sich HP halten. Mit 4,9 Milliarden Dollar Software-Umsatz sank die Wachstumsrate leicht um -2,7 Prozent. Der 1939 gegründete und weltweit tätige Konzern beschäftigt rund 317.500 Mitarbeiter und sitzt in Palo Alto. Es ist eines der größten US-Technologieunternehmen und war einst das erste seiner Art im Silicon Valley. Die Produktpalette reicht von Softwarelösungen über Server bis zu Notebooks. Quelle: AP
Platz 6: EMCEbenfalls auf dem gleichen Platz wie im Vorjahr bleibt EMC. Das Unternehmen legte eine Wachstumsrate von 4,9 Prozent im Vergleich zu 2012 hin und kam 2013 auf einen Umsatz von 5,6 Milliarden Dollar mit Software-Verkäufen. Der IT-Konzern setzt auf Cloud Computing und unterstützt nach eigenen Angaben andere Firmen dabei, ihre Informationen zu speichern, zu managen, zu schützen und zu analysieren. EMC ist in mehr als 100 Ländern und quer durch alle Branchen aktiv. Weltweit beschäftigt EMC etwa 60.000 Mitarbeiter und hat 400 Vertriebsniederlassungen. Quelle: AP
Platz 5: SymantecStabiler Software-Umsatz auch beim fünftplatzierten Symantec. Wie im Vorjahr machte das US-Unternehmen 6,4 Milliarden Dollar. Im Bild: Symantec-CEO Steve Bennett. Die Firma wurde 1982 gegründet und sitzt in Mountain View in der Nähe des Silicon Valley. Nach eigenen Angaben betreibt Symantec Niederlassungen in 40 Ländern und beschäftigt rund 18.500 Mitarbeiter. Das bekannteste Produkt der Firma ist wohl das Anti-Viren-Programm Norton AntiVirus. Quelle: REUTERS
Platz 4: SAPDas deutsche Unternehmen steht wie 2012 auf Rang vier, verzeichnete aber eine Wachstumsrate von 9,5 Prozent. 18,5 Milliarden Dollar Umsatz machte der Konzern 2013 mit seinen Software-Produkten. 1972 gegründet und mit Sitz in Walldorf beschäftigt SAP heute rund 65.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen macht Software für die Abwicklung sämtlicher Geschäftsprozesse (Buchführung, Vertrieb, Lagerhaltung etc.). Quelle: dpa

Der neue Fokus auf Klasse statt Masse klingt gut. Zugleich ist er allerdings ein indirektes Eingeständnis von Streibich, dass sich seine Wachstumserwartungen für neu zugekaufte Bereiche nicht erfüllt haben. Das bedeutet: In ihrer derzeitigen Aufstellung – auf der einen Seite das Stammgeschäft mit Datenbanken für Großrechner, das seit Jahren schrumpft, auf der anderen Seite Hoffnungsträger, die nicht wachsen wie geplant – kann die Software AG aus eigener Kraft nicht mehr nennenswert zulegen. Das Unternehmen ist daher dazu verdammt, weiter zuzukaufen.

„Die Software AG hat vor allem im Cloud-Geschäft noch Lücken“, sagt Softwareanalyst Knut Woller vom Münchner Investmenthaus Baader Bank. Cloud Computing bezeichnet die Softwarebereitstellung übers Internet. Woller: „Dort dürfte das Unternehmen nicht um größere Zukäufe herumkommen, wenn es wieder stärker wachsen will.“

Daran hat es bei den Darmstädtern zuletzt gehapert: Seit dem Umsatzhöhepunkt 2010 mit fast 1,12 Milliarden Euro ist das Geschäft deutlich auf knapp 860 Millionen Euro geschrumpft. Das lag zum einen an Spartenverkäufen wie der Abgabe des IT-Beratungsarmes IDS Scheer Consulting im vergangenen Jahr. Zum anderen stottert seit einiger Zeit der als Wachstumsmotor gedachte neue Geschäftsbereich mit sogenannter Integrationssoftware, die verschiedene Programme und Computersysteme miteinander vernetzt.

Umsatz und Gewinn der Software AG seit dem Börsengang. (zum Vergrößern bitte anklicken)

Dabei hat Streibich den Spagat zwischen Alt- und Neugeschäft lange Zeit gut hinbekommen. Groß geworden ist die 1969 gegründete Software AG mit einem Datenbankprogramm namens Adabas (Adaptable Database System), das auf IBM-Großrechnern läuft und große Informationsmengen verarbeiten kann.

Zwar wächst das Geschäft nicht mehr, weil der Markt für Großrechner seit Jahren stagniert. Aber die Pflege der Adabas-Altsysteme bei Bestandskunden wie Versicherungen oder Finanzdienstleistern spült weiter ordentlich Geld in die Kasse. „Die Sparte ist bis heute die Cashcow des Konzerns“, sagt Mirko Maier, Aktienanalyst bei der LBBW in Stuttgart. Allein im vierten Quartal 2014 lag die operative Gewinnmarge hier bei gut 68 Prozent – mehr als doppelt so hoch wie die Marge bei Integrationssoftware mit rund 27 Prozent. Streibich hat den stetigen Geldstrom aus dem Datenbankgeschäft genutzt, um ein zweites Standbein aufzubauen.

Top 10 der Softwareunternehmen nach Umsatz 2013

An die Weltspitze katapultiert

Dabei hat er sich auf Software fokussiert, die unterschiedliche Computersysteme und -programme miteinander verbindet – sogenannte Middleware, ein Metier für IT-Spezialisten. Die meisten Nutzer merken von solchen Programmen nichts: Sie sorgen zum Beispiel als Brücke zwischen Bank-Großrechner und Bank-Internet-Seite dafür, dass Online-Banking funktioniert.

Auf solchen Feldern hat Streibich die Software AG durch mehrere Zukäufe in die Weltspitze katapultiert: Die beiden wichtigsten sind 2009 der Kauf von IDS Scheer, der damaligen Nummer drei im deutschen IT-Markt, für rund 482 Millionen Euro. Zwei Jahre zuvor hat er sich für umgerechnet rund 400 Millionen Euro das US-Softwarehaus WebMethods einverleibt. Aus diesen beiden sowie einigen kleineren Übernahmen formt Streibich die intern Business Process Excellence (BPE) genannte Sparte: Sie umfasst verschiedene Softwarepakete zum Management von Geschäftsprozessen.

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