Kabel Deutschland-Chef "Telekom hat das falsche Netz verkauft"

Der Vorstandschef von Kabel Deutschland, Adrian von Hammerstein, will der Telekom mit dem schnellsten Internet noch mehr Kunden abjagen.

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Vorstandschef Adrian von Hammerstein Quelle: Simon Koy für WirtschaftsWoche

WirtschaftsWoche: Herr von Hammerstein, Kabel Deutschland profitiert wie nie zuvor vom Boom bei schnellen Internet-Anschlüssen. Immer mehr Haushalte wechseln zum deutlich schnelleren Kabelanschluss. Wie lange hält dieser Boom noch an?

Hammerstein: Die richtig guten Zeiten kommen erst noch. Unsere Mittelfristplanung geht davon aus, dass wir unser Wachstum in den kommenden Jahren noch beschleunigen können. Im Vergleich zu anderen Ländern haben wir in Deutschland einen großen Nachholbedarf bei der Vermarktung neuer Angebote über das TV-Kabel. Kabelgesellschaften im europäischen Ausland kommen auf deutlich höhere Marktanteile bei bezahlten Premium-Angeboten wie hochauflösendes Fernsehen und Videos auf Abruf sowie bei schnellen Internet-Anschlüssen. Das liegt an der späten Privatisierung des TV-Kabels in Deutschland, durch die wir erst vor ungefähr fünf Jahren ins Internet-Geschäft eingestiegen sind und uns jetzt in einer rasanten Aufholjagd befinden.

Sind Sie da nicht etwas zu optimistisch? Telekom-Chef René Obermann bläst gerade zum Gegenangriff und will Ihnen überall dort, wo es Kabel-TV gibt, mit einem verstärkten Ausbau von Glasfasernetzen Konkurrenz machen.

Mit der Glasfaser können wir gut mithalten. Deshalb gibt es für uns auch keinen Grund, unsere Prognosen zu revidieren. Die mit der derzeit eingesetzten Technologie physikalisch maximal mögliche Geschwindigkeit für die Datenübertragung über ein Koaxkabel liegt bei 5 Gigabit pro Sekunde. Mit dem Übertragungsstandard Docsis 3.0 könnten wir bis zu 400 Megabit pro Sekunde in die Haushalte unserer Kunden liefern. Und unser aktuelles Spitzenprodukt mit bis zu 100 Megabit pro Sekunde vermarkten wir heute bereits an rund zehn Millionen Haushalte.

Insofern sind wir in Deutschland für die Versorgung des Marktes mit superschnellen Breitbandanschlüssen bestens positioniert. Städte und Kommunen, in denen unsere TV-Kabel bereits liegen, brauchen in der Regel keine neuen Glasfasernetze, die erhebliche Investitionen erfordern. Aber die Bürgermeister wissen oft gar nicht, welcher Schatz mit dem TV-Kabel in der Erde liegt.

Die Schwachstellen der Telekom

Ihr größter Konkurrent Telekom spricht von Kabel-Monopolen und -Privilegien, die abgeschafft und reguliert werden müssen, damit auch die DSL-Anbieter Zugang zu ihrer Infrastruktur bekommen. Bauen Sie ein neues Monopol auf?

Mit Verlaub, das ist doch lächerlich. Die Telekom hat einen Marktanteil von 45 Prozent im Breitbandmarkt. Die Kabelnetzbetreiber sind dagegen ein kleines Pflänzchen, das durch die späte Privatisierung des Kabels erst seit Kurzem wächst und gerade einmal einen Marktanteil von 14 Prozent erreicht hat. Wir bringen zum ersten Mal Infrastrukturwettbewerb in diesen jahrzehntelang von der Telekom dominierten Markt. Von dieser veränderten Wettbewerbssituation profitieren die Kunden ganz erheblich. Solch ein zartes Pflänzchen sollte man hegen und pflegen und nicht mit Regulierungsauflagen erdrücken.

"Wir nehmen das als Kompliment"

So holen Sie mehr aus Ihrem WLAN
Chip-HarmonieDer aktuell schnellste WLAN-Standard hat den kyrptischen Namen 802.11n, der den älteren Standard 802.11g ablöst. Kaufen Sie neue WLAN-Geräte, sollten Sie auf die Unterstützung von 802.11n achten. Damit haben Sie dann auch automatisch ein Gerät, das sowohl auf 2,4 wie auch auf 5 GHz funken kannn (siehe nächstes Bild). Der n-Standard erlaubt einen theoretischen Datendurchsatz von bis zu 300 MBit pro Sekunde, der in der Praxis durch Störungen und Verwaltungs-Overhead bei Datenverbindungen aber nie erreicht wird. So viel zur Standard-Theorie – in der Praxis ist das Thema noch komplizierter. Denn nicht jeder WLAN-Chip im WLAN-Router mit jedem Chip in einem WLAN-Empfänger gleich gut. Auf den Hersteller kommt es an. Fast durchweg gute Ergebnisse liefert der Atheros-Chiopsatz, der beispielsweise in der populären Fritzbox verbaut wird. Eine Ausnahme sind allerdings Ralink- und Broadcom-Chipsätze auf der Empfängerseite – hier liefert der Atheros-Chip eine sehr unterdurchschnittliche Leistung. Eine Übersicht finden Sie bei der Computerbild. In der Entwicklung befinden sich derzeit die Gigabit-WLAN-Standards 802.11ac und 802.11ad. Sie sollen noch weit höhere Datendurchsätze erreichen. Quelle: obs
Auf 5 GHz ist der Nutzer meist alleinViele moderne WLAN-Stationen können auf zwei Frequenzbändern funken: 2,4 GHz und 5 GHz. In jedem Fall gilt das, wenn sie den aktuellen Standard 802.11n beherrschen. Grundsätzlich gilt: Auf 2,4 GHz ist man nie allein. Nach wie vor ist das der Standard für den WLAN-Funk – und einige Geräte wie Apples iPhone beherrschen auch gar kein anderes Frequenzband im WLAN. Wenn Sie daher bemerken, dass der Empfang durch zu viele WLAN-Stationen in der Nachbarschaft gestört ist, probieren Sie alternativ das freie 5-GHz-Frquenzband aus. Theoretisch ist die Dämpfung des Datenfunks durch Wände beim 5-GHz-Frquenzband etwas höher. Das spielt in der Praxis aber meist eine geringere Rolle als die Störungen durch andere WLAN-Stationen. Die theoretische Reichweite des 5-GHz-Datenfunks ist dank höherer maximaler Sendeleistung größer. Außerdem werden auf 5 GHz auch mehr Kanäle angeboten, sodass sich WLAN-Stationen gegenseitig weniger stören – selbst wenn sie alle auf 5 GHz funken. Wenn nicht alle Ihre Geräte das 5-GHz-Frequenzband unterstützen, richten Sie Ihre WLAN-Station im Dual-Betrieb ein. So können sich die Geräte, die 5 GHz bereits unterstützen, auf dieser Frequenz mit dem Router verbinden - die anderen nutzen nach wie vor 2,4 GHz. Quelle: obs
SignalverstärkerWenn auch die Umstellung auf das 5-GHz-Frequenzband nicht reicht, um das WLAN-Signal in die letzten Winkel der Wohnung zu tragen, empfiehlt sich der Einsatz eines WLAN-Signalverstärkers. Sogenannte WLAN-Repeater wird der Empfang verbessert – allerdings zulasten der theoretischen Maximalgeschwindigkeit. Aber Achtung: Nicht alle Repeater harmonieren mit allen WLAN-Stationen – hier ist Recherche angesagt. Eine Alternative zum Kauf eines speziellen Geräts ist der Einsatz eines normalen Routers, der im Repeater-Modus betrieben wird. So können beispielsweise die Fritz-Boxen mit WLAN auch als Repeater genutzt werden. Bei älteren Versionen muss dazu möglicherweise ein Firmware-Update eingespielt werden. Um Kompatibilitätsproblem zu vermeiden, setzen sie am besten auf eine WLAN-Station vom selben Hersteller wie ihre erste Station, wenn Sie sie als Repeater nutzen wollen. Quelle: PR
Externe WLAN-AntenneEine kostengünstige Alternative zum WLAN-Repeater kann auch der Einsatz einer größeren externen WLAN-Antenne sein. Dazu muss Ihre WLAN-Station über eine abschraubbare Antenne verfügen. Das ist beispielsweise bei den verbreiteten D-Link-Routern der Fall. Günstige Antennen gibt es bereits ab rund 20 Euro, Profi-Modelle können mehrere Hundert Euro kosten. Während omnidirektionale Antennen in alle Richtungen gleichzeitig funken, bündeln Richtfunkantennen das Signal und schicken es in eine bestimmte Richtung. Dadurch erhöht sich die Reichweite in diese Richtung enorm. Welche Antenne sich anbietet, kommt auf die Bauweise der Wohnung an. Quelle: TP-LINK
Dank Stromleitung durch die dickste WandStahlbeton, mehrere Etagen oder dickes Gemäuer – es gibt Fälle, in denen selbst Repeater und externe WLAN-Antennen das Signal nicht in den letzten Winkel des Hauses bringen. Doch auch diese Fälle sind nicht hoffnungslos. Ein WLAN-Signal kann nämlich auch die dicksten Mauern passieren, wenn es dazu vorübergehend durch die Stromleitungen des Hauses geschickt wird. Dazu kommt ein sogenannter DLAN-Wireless-Adapter zum Einsatz. Ein Starter-Set mit zwei Adaptern kostet rund 140 Euro. Eine der beiden Adapter wird dabei mittels Ethernet-Kabel mit der WLAN-Station verbunden. Der andere Adapter bringt das WLAN-Signal dann selbst durch die dicksten Wände. Quelle: Devolo
EnergiesparerDie meisten WLAN-Router laufen immer – ob sie gebraucht werden oder nicht. Das schadet der Umwelt und dem Geldbeutel. Wenn Sie wissen, dass Sie Ihren heimischen WLAN-Router zu bestimmten Zeiten ohnehin nie benötigen, weil sie schlafen oder auf der Arbeit sind, lohnt sich eine zeitgescheuerte Pause im Betrieb. Wie Sie diese einstellen, erklärt die Computerbild in einem Artikel. Die Fritz-Box-Modelle 3270, 7170 und 7270 können die WLAN-Leistung automatisch nach Bedarf anpassen. Quelle: PR
Sicher ins DrahtlosnetzDie Zeiten, in denen WLAN-Nutzer ihre Daten völlig unverschlüsselt in den Äther jagten, sind zum Glück längst vorbei. Heute werden alle WLAN-Router standardmäßig mit der WLAN-Verschlüsselung WPA2 ausgeliefert, der bei der Wahl eines sicheren Passworts einen guten Schutz vor Lauschangriffen bietet. Doch genau hier liegt der Knackpunkt: Passwörter, die in einem Lexikon zu finden sind, können leicht geknackt werden. Doch selbst kompliziertere Passwörter sind im Cloud-Zeitalter nicht mehr unbedingt sicher, wenn sie zu kurz sind. So knackte Anfang 2011ein IT-Experte Thomas Roth  das Passwort seines Nachbarn innerhalb von nur 20 Minuten - mit Rechenkraft aus der Cloud von Amazon für 20 Cent die Minute. Dazu waren lediglich zwei Intel-Xeon-Prozessoren und zwei extrem schnellen Grafikprozessoren von Nvidia notwendig. Wählen Sie daher in jedem Fall ein langes und sicheres Passwort mit Sonderzeichen. Viele WLAN-Router bietet außerdem die Möglichkeit, nur bestimmte Geräte im WLAN zuzulassen, die anhand ihrer MAC-Adresse identifiziert werden. Unter Windows erfahren Sie die MAC-Adresse Ihrer WLAN-Schnittstelle über die Kommandozeile (Start-Menü -> Ausführen -> cmd) mit dem Befehl ipconfig /all. Zusätzlichen Schutz bieten verschlüsselte SSL-Verbindungen, beispielsweise beim Online-Banking oder beim Zugriff auf E-Mails. Abzuraten ist in jedem Fall von veralteten Routern, die nur den unsicheren Verschleierungsstandard WEP unterstützen. Quelle: dpa

Die Bundesregierung fördert den Glasfaserausbau durch ihre Breitbandoffensive mit dem Ziel, dass bis 2014 drei Viertel aller Haushalte einen Internet-Anschluss mit einer Geschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde bekommen. Traut Berlin den Kabel-TV-Anbietern zu wenig zu?

Die Bundesregierung macht einen Fehler, wenn sie ausschließlich auf Glasfaser setzt. Denn den größten Beitrag zur Breitbandoffensive leisten die Kabelnetzbetreiber. In unserem Verbreitungsgebiet in 13 Bundesländern gibt es 22,3 Millionen Haushalte. Davon werden wir bis Ende 2013 rund 62 Prozent oder 13,7 Millionen Haushalte mit schnellem Internet versorgen können. Ohne den von uns initiierten Infrastrukturwettbewerb wäre die Bereitschaft der Telekom, in Glasfaser zu investieren, deutlich geringer.

Die Telekom hat die Gefahr offenbar erkannt und tritt bei den zum Verkauf stehenden Kabelbetreibern wie Telecolumbus und Primacom inzwischen als Bieter auf. Kommt die Rückkehr der Telekom ins TV-Kabelgeschäft für Sie überraschend?

Man könnte fast sagen, dass die Telekom vor neun Jahren das falsche Netz, nämlich das TV-Kabelnetz, verkauft hat. Aber im Ernst: Mich wundert die Rückkehr ins Kabelgeschäft nicht. Aus Sicht der Telekom ist das sinnvoll, eben weil es sich beim Kabel um eine moderne und zukunftsfähige Infrastruktur handelt. Wir nehmen das als Kompliment.

Die größte deutsche Wohnungsgesellschaft, die Deutsche Annington, wechselt gerade zur Telekom. Werden weitere Wohnungsgesellschaften folgen?

Wenn ein Unternehmen von der Größe der Telekom sich den Einstieg in solch einen Markt vornimmt, müssen wir das ernst nehmen. Aber wir sind mit unseren Produkten und auch vertrieblich sehr gut aufgestellt. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch in Zukunft auf unsere guten und langjährigen Beziehungen mit der Wohnungswirtschaft bauen können.

Den Mietern kann doch egal sein, ob sie Fernsehen und Internet von Ihnen oder von der Deutschen Telekom bekommen?

Da widerspreche ich energisch. Wechselt ein Wohnungsunternehmen zur Telekom, gibt es in den betroffenen Objekten eben keinen Infrastrukturwettbewerb mehr zugunsten des Kunden. In jedem Haus gibt es typischerweise zwei konkurrierende Infrastrukturen, die bis in die Wohnungen reichen: Telefon und das TV-Kabel. Der Telefondraht ist im Vergleich zu unserem Koaxkabel zwar deutlich leistungsschwächer, kann aber auch Telefon, Internet und Fernsehen übertragen.

Wenn Wohnungsgesellschaften uns kündigen und der Telekom den Betrieb des Koaxkabels übertragen, gibt es nicht mehr zwei Infrastrukturanbieter, zwischen denen der Mieter wählen kann. Ob das im Interesse der Wohnungsgesellschaften und der Mieter ist, wage ich zu bezweifeln.

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