Die Bundesregierung fördert den Glasfaserausbau durch ihre Breitbandoffensive mit dem Ziel, dass bis 2014 drei Viertel aller Haushalte einen Internet-Anschluss mit einer Geschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde bekommen. Traut Berlin den Kabel-TV-Anbietern zu wenig zu?
Die Bundesregierung macht einen Fehler, wenn sie ausschließlich auf Glasfaser setzt. Denn den größten Beitrag zur Breitbandoffensive leisten die Kabelnetzbetreiber. In unserem Verbreitungsgebiet in 13 Bundesländern gibt es 22,3 Millionen Haushalte. Davon werden wir bis Ende 2013 rund 62 Prozent oder 13,7 Millionen Haushalte mit schnellem Internet versorgen können. Ohne den von uns initiierten Infrastrukturwettbewerb wäre die Bereitschaft der Telekom, in Glasfaser zu investieren, deutlich geringer.
Die Telekom hat die Gefahr offenbar erkannt und tritt bei den zum Verkauf stehenden Kabelbetreibern wie Telecolumbus und Primacom inzwischen als Bieter auf. Kommt die Rückkehr der Telekom ins TV-Kabelgeschäft für Sie überraschend?
Man könnte fast sagen, dass die Telekom vor neun Jahren das falsche Netz, nämlich das TV-Kabelnetz, verkauft hat. Aber im Ernst: Mich wundert die Rückkehr ins Kabelgeschäft nicht. Aus Sicht der Telekom ist das sinnvoll, eben weil es sich beim Kabel um eine moderne und zukunftsfähige Infrastruktur handelt. Wir nehmen das als Kompliment.
Die größte deutsche Wohnungsgesellschaft, die Deutsche Annington, wechselt gerade zur Telekom. Werden weitere Wohnungsgesellschaften folgen?
Wenn ein Unternehmen von der Größe der Telekom sich den Einstieg in solch einen Markt vornimmt, müssen wir das ernst nehmen. Aber wir sind mit unseren Produkten und auch vertrieblich sehr gut aufgestellt. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch in Zukunft auf unsere guten und langjährigen Beziehungen mit der Wohnungswirtschaft bauen können.
Den Mietern kann doch egal sein, ob sie Fernsehen und Internet von Ihnen oder von der Deutschen Telekom bekommen?
Da widerspreche ich energisch. Wechselt ein Wohnungsunternehmen zur Telekom, gibt es in den betroffenen Objekten eben keinen Infrastrukturwettbewerb mehr zugunsten des Kunden. In jedem Haus gibt es typischerweise zwei konkurrierende Infrastrukturen, die bis in die Wohnungen reichen: Telefon und das TV-Kabel. Der Telefondraht ist im Vergleich zu unserem Koaxkabel zwar deutlich leistungsschwächer, kann aber auch Telefon, Internet und Fernsehen übertragen.
Wenn Wohnungsgesellschaften uns kündigen und der Telekom den Betrieb des Koaxkabels übertragen, gibt es nicht mehr zwei Infrastrukturanbieter, zwischen denen der Mieter wählen kann. Ob das im Interesse der Wohnungsgesellschaften und der Mieter ist, wage ich zu bezweifeln.