Kabelanbieter Vodafone will Unitymedia von Liberty Global übernehmen

Deutschland ist mit Unitymedia für Liberty Global nach Großbritannien der zweitgrößte Markt. Quelle: dpa

Der deutsche Kabelnetzanbieter Unitymedia fällt an Vodafone. Der Mobilfunkriese wird große Teile des Breitbandanbieters Liberty Global kaufen, zu dem Unitymedia zählt. Konkurrent Telekom kündigt Gegenwehr an.

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Vodafone will große Teile des britischen Breitbandanbieters Liberty Global kaufen, darunter auch den deutschen Kabelnetzanbieter Unitymedia mit 7,2 Millionen Kunden. Die beiden Konzerne einigten sich laut Angaben von Vodafone auf einen Kaufpreis von 18,4 Milliarden Euro. Der Kauf soll bis Mitte nächsten Jahres über die Bühne gehen. Die Synergien veranschlagen die Briten mit jährlich 535 Millionen Euro - allerdings ohne Aufwendungen für die Integration der Liberty-Aktivitäten. Die Vodafone-Aktie legte zum Handelsstart in London am Mittwoch leicht zu.

Im Rahmen der Eröffnung des Vodafone 5G Labs äußerte sich Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter erfreut über den Deal: „Wir sind sehr glücklich, dass wir heute mit Liberty die Übernahme vereinbaren konnten.“ Der Kauf biete die Riesenchance Deutschlands Gigabitausbau zu beschleunigen. Geplant sei bis zum Jahr 2022 25 Millionen Anschlüsse mit Gigabit-Leitungen erschließen, drei Jahre schneller als die Bundesregierung plant. „Wir haben in Deutschland schon lang genug über den Gigabitausbau geredet, jetzt muss halt auch mal einer auf den Knopf drücken. Und wir machen das jetzt“, so Ametsreiter

Vodafone ist bislang nicht in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg aktiv, wo Unitymedia ausschließlich tätig ist. Unitymedia-Chef Lutz Schüler zeigte sich ebenfalls zufrieden mit der Entscheidung des Mutterkonzerns: „Ich begrüße und unterstütze die geplante Zusammenführung von Unitymedia mit Vodafone ausdrücklich“, sagte Schüler.

Anfang Februar hatte Vodafone bereits erklärt, mit dem Unitymedia-Mutterkonzern über den Kauf von Kabelbeteiligungen zu sprechen. Im Fokus: Märkte, in denen beide Firmen vertreten sind. Das ist in Deutschland mit der in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg tätigen Unitymedia der Fall. Außerdem in der Tschechischen Republik, Ungarn und Rumänien. Deutschland ist für Liberty Global nach Großbritannien der zweitgrößte Markt. Im vergangenen Jahr steigerte Unitymedia den Umsatz um vier Prozent auf 2,4 Milliarden Euro.

Die Deutsche Telekom wie auch der Bundesverband Glasfaseranschluss Buglas laufen sich gegen die Übernahme warm. Der Chef der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges, will gegen die Milliardenübernahme von großen Teilen des Liberty-Global-Europa-Geschäfts durch Vodafone ins Feld ziehen. Er halte den Deal für falsch und wettbewerbsverzerrend, sagte Höttges am Mittwoch zu Journalisten. Er kündigte an: „Ich persönlich werde dafür kämpfen, dass wir im Sinne eines fairen Wettbewerbs für die Kunden alles tun, um nicht benachteiligt zu sein und um mit gleichen Waffen kämpfen zu können.“

Ähnlich wie die Telekom hatte Buglas bereits vor der Übernahmemeldung argumentiert: „Ein neues Monopol entsteht“, sagte Verbandschef Wolfgang Heer. Der Verband kritisiert, die mit einer Fusion verbundenen Größenvorteile für den Betrieb eines dann bundesweiten Kabelnetzmonopols würden die Wirtschaftlichkeit des überwiegend regionalen Ausbaus der Gigabit-Netze ernsthaft gefährden. Darüber hinaus würde der Wettbewerb bei der Versorgung der Wohnungswirtschaft sowie der TV-Rechte erheblich verzerrt und regionale Anbieter verdrängt.

Während Buglas und Telekom gegen die Fusionspläne Sturm laufen, unterstützt der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) das Vorhaben. „Der VATM würde es aus Sicht der Kunden begrüßen, wenn es einen stärkeren Gegenspieler zur Telekom gäbe. Es ist Aufgabe der Wettbewerbsbehörden zu prüfen, ob aus wettbewerblicher Sicht Auflagen erforderlich sind“, teilte der Verband mit, zu dessen Mitgliedern auch Vodafone zählt.

Auch Vodafone selbst weist die Kritik zur Wettbewerbsgefährdung zurück: „Für den Verbraucher bedeutet der Zusammenschluss erstmalig großflächig schnelle und bezahlbare Gigabit-Anschlüsse. Im Wettbewerb schaffen wir eine echte bundesweite Alternative“, so Ametsreiter. „Damit beschleunigen wir nicht nur unser eigenes Netz, sondern bringen auch die anderen Anbieter dazu, in den Ausbau von Gigabit-Netzen zu investieren und den Infrastruktur-Ausbau voranzutreiben. Wir sorgen für mehr Auswahl, mehr Innovation und besseren Service. Davon profitieren Verbraucher und Unternehmen.“

2015 waren die Fusionsgespräche von Vodafone mit Liberty Global bereits einmal gescheitert, allerdings kamen beide Unternehmen ein Jahr später zumindest in den Niederlanden zusammen. Insidern zufolge muss letztlich die EU-Kommission grünes Licht für den Zusammenschluss geben. Das hänge mit der Größe des Deals und der beteiligten Parteien zusammen.

Vor vier Jahren hatten die Briten für rund zehn Milliarden Euro Kabel Deutschland gekauft, um aus einer Hand Mobilfunk, Internet-Anschlüsse, Fernsehen und Festnetz anbieten zu können. Zusammen mit dem Europageschäft von Liberty Global würde Vodafone der Deutschen Telekom deutlich mehr Konkurrenz machen. VATM schätzt den Marktanteil der Telekom bei den Breitbandkunden auf 40,1 Prozent. Demnach kommt Vodafone auf 19,7 Prozent, 1&1 auf 13,8 Prozent und Unitymedia als Nummer vier auf 10,5 Prozent.

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