Karrierenetzwerke „LinkedIn hat eine etwas andere Strategie“

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Keine Angst vor Facebook

In welchen Branchen sind sie schwach und wo sehen Sie noch das größte Potenzial?
Da habe ich keine spezifische Branche identifiziert. Es gibt aber Branchen, die eher schnell technische Neuerungen aufgreifen, und die Internet-affin sind, wie die Telekommunikations- oder die Finanzbranche, und andere, die sind es weniger. Die Erfahrung in reiferen Märkten wie den USA zeigt aber, dass diese mit Verzögerung auch auf LinkedIn aktiv werden.

Zwei Drittel ihres Umsatzes stammen aus dem Recruiting-Geschäft, also von Kunden aus dem Personalbereich. Warum vermarkten Sie ihre Premium-Mitgliedschaft nicht stärker, wie es der direkte Konkurrent tut? Personalnachfrage und -fluktuation sind sehr schwankungsanfällig, damit könnten Sie sich breiter aufstellen…
Wir haben eine etwas andere Strategie. Wir möchten, dass Privatkunden auch in der kostenlosen Version weiterhin fast alle Funktionen nutzen können. Unser Businessmodell basiert auf einem Big-Data-Ansatz und Lösungen für Geschäftskunden, und der funktioniert umso besser, je mehr Mitglieder wir haben.

Zum Beispiel?
Nehmen wir unsere kostenpflichtige Sales-Lösung: Vertriebler können hier sehen, wer wen kennt und wie sie an ihre Zielpersonen über Zwischenkontakte herankommen können. Aber auch: welche Themen treiben die Zielgruppe gerade um? Mit welchen Herausforderungen, welchen Problemen kämpft die Firma X gerade? Welcher Konkurrenz hat außer mir eine mögliche Lösung für diese Probleme im Angebot? Durch die Daten können wir außerdem zielgruppenspezifische und genau getimte Werbung schalten.

Gibt es auch hier ein Beispiel? Datenanalyse für Werbung?
Ja, ein ganz aktuelles: Mercedes-Benz hatte sich lange den Kopf darüber zerbrochen, wann ein potenzieller Kunde gerade gut ansprechbar für eine Autowerbung sein könnte, und wann besser nicht. Denn Werbung kann ja auch nerven, wie wir alle wissen. Also haben wir aus unseren Daten Kunden identifiziert, die gerade befördert worden waren. Oft gönnt man sich zu diesem Anlass ja etwas, oder man wird ohnehin mit einem Dienstwagen beglückt. Je nach Branche, Berufsjahren und Hierarchiestufe hat Daimler dann entweder die A, C oder die S-Klasse beworben.

Interessant. Aber sicher gibt es auch Kunden, die das gar nicht wollen.
Wir setzen Werbung, die für die Mitglieder sichtbar ist, sehr dezent und sporadisch ein. Das ist ja gerade der Vorteil von so genauer Zielgruppen-Steuerung, dass wir niemanden zuballern.

Haben Sie eigentlich Angst vor Facebook?
Wieso?

Der Riese soll an einem eigenen beruflichen Plattform schrauben, Arbeitstitel Facebook @work.
Davon haben wir gehört, aber Angst macht uns das nicht. Auch Facebook kann seine Mitglieder nicht mal eben dazu bringen, so viele berufliche Daten zu hinterlegen, wie sie das bei uns tun. Unser Datensatz ist sehr viel wahrheitsgetreuer und genauer als bei anderen Sozialen Medien, wo die Menschen teils Fantasienamen und Witzbilder im Profil haben und auch sonst nicht viel von den Angaben stimmt. In einem rein beruflichen Netz tut das niemand, das würde auf ihn zurückfallen.

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