
546-Millionen-Euro hat die Telekom für GTS Central Europe bezahlt. GTS bietet Telekom-Diensten in Zentral- und Osteuropa an, besitzt und betreibt Netzinfrastruktur und Rechenzentren unter anderem in Tschechien, Ungarn, Polen und Rumänien. Die Gruppe setzte im vergangenen Jahr 347 Millionen Euro um, der Betriebsgewinn (Ebitda) betrug 87 Millionen Euro. Das slowakische GTS-Geschäft wird der Telekom zufolge nicht mit übernommen.

Verkäufer ist ein Konsortium internationaler Private-Equity-Firmen, darunter Columbia Capital, HarbourVest Partners, Innova Capital und M/C Partners. In der Telekom-Mitteilung wird der GTS-Chef Danny Bottoms mit den Worten zitiert, die Partnerschaft werde GTS-Kunden und Mitarbeitern eine Vielzahl von Möglichkeiten bieten.
In Slowenien, wo die Telekom noch nicht aktiv ist, wollen die Bonner, vertreten durch ihre kroatische Tochter Hrvatski Telekom, nach der Privatisierung die Kontrolle über die bisher staatliche Telekom Slovenije übernehmen.
Die heißesten Übernahmekandidaten auf dem Telekommunikationsmarkt
Dem holländischen Telekomkonzern KPN liegt bereits eine Übernahmeofferte des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim vor. Dieses Schicksal droht auch anderen Anbietern in Europa. Die sechs heißesten Übernahmekandidaten:
Der schwedisch-finnische Telekomkonzern war schon einmal Objekt der Begierde: Vor fünf Jahren legte France Télécom ein Kaufangebot in Höhe von 33 Milliarden Euro vor, das Vorstand und Aufsichtsrat als zu niedrig ablehnten. Wer in Europa nach Osten oder Norden expandieren will, kommt an TeliaSonera nicht vorbei. Der Konzern ist außer in den beiden Heimatmärkten auch in Lettland, Litauen und Estland sowie einigen ehemaligen Sowjetrepubliken aktiv.
Börsenwert: 24,4 Mrd. Euro
Das norwegische Unternehmen agiert wie ein Finanzinvestor, der ständig auf der Suche nach günstigen Kaufgelegenheiten in Osteuropa und Asien ist. Zuletzt nahm Vorstandschef Jon Fredrik Baksaas der hoch verschuldeten griechischen Telekom-Beteiligung OTE den bulgarischen Mobilfunkbetreiber Globul ab. Dabei überbot er sogar die Deutsche Telekom, die Globul gerne behalten hätte. Wer in Wachstumsmärkte eindringen will, bekommt mit Telenor ein ansehnliches Portfolio.
Börsenwert: 25,4 Mrd. Euro
Der österreichische Telekomanbieter läuft Gefahr, von der mexikanischen America Movil übernommen zu werden. Die zum Slim-Imperium gehörende Mobilfunkgesellschaft ist bereits mit 23,7 Prozent an Telekom Austria beteiligt und würde gern aufstocken. Die Österreicher verfolgten in den vergangenen Jahren die gleiche Expansionsstrategie wie die Deutsche Telekom und kauften insbesondere im Südosten Europas dazu.
Börsenwert: 2,8 Mrd. Euro
Medienmogul John Malone besitzt das größte TV-Kabelimperium in Europa, das sich von Großbritannien über Westeuropa (Niederlande, Belgien, Deutschland, Schweiz und Österreich) bis nach Polen, Ungarn und Rumänien erstreckt. Wer in Europa den Kunden ein vollständig integriertes Produktbündel aus Festnetz, Internet, Mobilfunk und Fernsehen offerieren will, kommt an Liberty Global nicht vorbei. Nach Vodafones Kauf von Kabel Deutschland machten bereits erste Gerüchte die Runde, dass die Briten auch Liberty Global ins Visier nehmen wollen.
Börsenwert: 13,1 Mrd. Euro
Das einst so starke britische Telekomunternehmen spielt in Europa nur noch eine Nebenrolle. Seit der Trennung von der Mobilfunksparte beschränkt sich BT im Geschäft mit Internet-Anschlüssen für Privathaushalte auf den Heimatmarkt. In Großbritannien aktive Mobilfunker wie Telefónica oder Vodafone könnten BT übernehmen, um in den Besitz einer Festnetzinfrastruktur zu kommen. Als Bonbon bekäme der Käufer das weltweite Firmenkundengeschäft von BT.
Börsenwert: 32,6 Mrd. Euro
Der französische Medienkonzern Vivendi Universal plant, seine Telekomsparte mit der Tochter SFR abzuspalten. Die Suche nach einem strategischen Partner soll dadurch erleichtert werden. Auch ein Komplettverkauf von SFR, die 2012 einen Umsatz von 11,3 Milliarden Euro erzielte, erscheint plötzlich möglich. Ein Kandidat wäre Vodafone: Die Briten waren schon einmal an SFR beteiligt. Auch die spanische Telefónica könnte Interesse zeigen.
Geschätzter Unternehmenswert: 21,6 Mrd. Euro
Wer den Zuschlag bekommt, will die slowenische Regierung demnächst bekannt geben. Mit solchen Schachzügen baut die Telekom ihre ohnehin starke Stellung im Osten und Südosten Europas weiter aus.
Dabei ist der Telekom-Vorstand mit der Umsatzentwicklung seiner ost- und südosteuropäischen Töchter unzufrieden. Die Wirtschaftskrise sowie Entscheidungen der Regulierungsbehörden haben zu außergewöhnlich hohen Umsatz- und Gewinneinbrüchen geführt. In den ersten neun Monaten sank der Umsatz in europäischen Ausland um 5,8 Prozent auf nur noch 10,2 Milliarden Euro.
Selbst die überaus vorsichtigen internen Planungen des Telekom-Vorstands, die der WirtschaftsWoche vorliegen, wurden in wichtigen Ländern wie Griechenland, Kroatien, den Niederlanden und Österreich um zwei bis drei Prozent verfehlt.