Kaufgespräche mit Xilinx AMD will Milliarden ausgeben, um es mit Intel aufzunehmen

AMD ist an der Börse rund 100 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: Der Dauerrivale Intel bringt es auf 227 Milliarden Dollar. Quelle: REUTERS

Der Chiphersteller AMD befindet sich Berichten zufolge in fortgeschrittenen Gesprächen zur Übernahme des Rivalen Xilinx. Der Deal könnte den Konzern mehr als 30 Milliarden Euro kosten – und für Intel eine Gefahr werden.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Der Chipkonzern AMD bläst laut Insidern mit einem möglichen Kauf von Xilinx zum Angriff auf den großen Rivalen Intel. Ein Deal, der Xilinx mit rund 30 Milliarden US-Dollar (25,5 Milliarden Euro) bewerten würde, könnte bereits in der kommenden Woche angekündigt werden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Eine Xilinx-Sprecherin lehnte eine Stellungnahme gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters ab. AMD war zunächst nicht für einen Kommentar erreichbar.

Zuvor hatte das „Wall Street Journal“ über Gespräche zwischen beiden Unternehmen berichtet. Die Übernahme würde AMD dem Geschäft mit Chips für Rechenzentren einen Schub verleihen. In diesem Bereich ist vor allem Intel traditionell stark aufgestellt.

Computerchips entscheiden heute über Aufstieg und Fall von Wirtschaftsimperien. Es drohen weltweit drastische Verwerfungen – nicht zuletzt für Deutschlands Autobauer.
von Matthias Hohensee, Andreas Menn, Jörn Petring

Die Chips von Xilinx wurden bislang vor allem in der Telekommunikationsindustrie verwendet, doch zuletzt richtete der Konzern den Fokus auch auf das Geschäft mit Rechenzentren. Dieser Markt boomt im Zuge der Digitalisierung mit immer mehr Diensten aus dem Internet. Zusätzlichen Schwung verlieh dem Geschäft die Coronakrise, da der Datenverkehr etwa durch Homeoffice und Videokonferenzen weiter nach oben schnellte. AMD könnte mit dem Kauf von Xilinx zudem in den Markt für Telekommunikations-Chips vordringen, der gerade vom globalen Aufbau der 5G-Netze profitiert.

Xilinx bringt es per Schlusskurs vom Donnerstag von rund 106 Dollar je Aktie auf einen Marktwert von knapp 26 Milliarden Dollar. AMD ist an der Börse mit rund 100 Milliarden Dollar viermal so viel wert. Zum Vergleich: Der Dauerrivale Intel bringt es auf 227 Milliarden Dollar.

Hermann Hauser, Mitgründer des Chip-Designers ARM, wehrt sich gegen die Übernahme durch Nvidia. Warum die Chipindustrie so wichtig wie die Wasserversorgung ist und was Brüssel auf seinen Brandbrief geantwortet hat.
von Andreas Macho

Die Halbleiterbranche befindet sich in einer Konsolidierungsphase. Infolgedessen Chipbranche gibt es seit einiger Zeit vermehrt Übernahmen. So greift der Grafikkarten-Spezialisten Nvidia nach dem Chip-Designer ARM, einem Schlüssel-Unternehmen für die Smartphone-Branche. Hermann Hauser, Mitgründer des englischen Chip-Designers ARM, wehrt sich gegen die Übernahme durch das US-Unternehmen. Im Interview mit der WirtschaftsWoche erklärt er, es gäbe zwei Gründe, warum er eine Übernahme ablehne: ARM müsse in Europa verbleiben und das Geschäftsmodell selbst stünde in Frage. (Das ganze Interview mit Hauser lesen Sie hier.)

Aktuell verleibt sich zudem der US-Halbleiterkonzern Analog Devices den Rivalen Maxim Integrated Products in einer Milliardentransaktion ein. Hierzulande hatte vor wenigen Monaten der stark auf die Autobranche ausgerichtete Dax-Konzern Infineon den US-Konkurrenten Cypress für 9 Milliarden Euro geschluckt.


Das interessiert WiWo-Leser heute besonders


Douglas ist kein Einzelfall

So schummels sich Ikea, Karstadt & Co. am Lockdown vorbei


„Doppelt so lang schwätzen, halb so viel verdienen“

Warum VW-Händler keine E-Autos verkaufen wollen


Curevac-Gründer Ingmar Hoerr

„Ich dachte, der KGB hätte mich entführt“


Was heute wichtig ist, lesen Sie hier



Computerchips entscheiden heute über Aufstieg und Fall von Wirtschaftsimperien. Die US-Regierung versucht deshalb, China von der Versorgung mit der Schlüsseltechnologie abzuschneiden. (Mehr dazu lesen Sie in der großen WiWo-Analyse.) Das Design neuer Chips ist die Domäne vor allem amerikanischer Hersteller wie AMD oder Nvidia, die über die nötigen Fachkräfte und Patente verfügen, die beste Software entwickeln. Die Fertigung findet zu 79 Prozent in Asien statt, vor allem in Taiwan, das mit TSMC und UMC die beiden größten Auftragsfertiger beheimatet – früher, weil die Lohnkosten gering waren, heute vor allem, weil dort die Qualitätsstandards hoch sind. Auch der Zusammenbau und die Verpackung der Chips ist fest in asiatischer Hand, vor allem in Taiwan, China, Malaysia und Singapur. Fast die Hälfte der Umsätze in der Halbleiterindustrie (Gesamtvolumen: 426 Milliarden Dollar) schöpfen dabei die US-Hersteller ab. Das Design der Chips ist das margenstärkste Geschäft.

Mehr zum Thema: Der Weltkrieg um den Super-Chip

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%