Kenichiro Yoshida Was der Sony-Retter mit dem Konzern vorhat

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„Wir müssen unsere Position im Markt besser nutzen“

Brauchen Sie die Dynamik nicht auch, wenn Sie Ihr etabliertes Geschäft ausbauen wollen?
Ja, das meine ich mit „näher an die Kunden heran kommen“. Wir haben beispielsweise rund 80 Millionen regelmäßige Nutzer unserer Unterhaltungsplattform „Playstation Network“. Damit sind wir führend in der Szene...

… aber es ist in erster Linie eine Spieleplattform. Warum überlassen Sie die boomenden Märkte von Video- und Musikstreaming Konkurrenten wie Netflix, Apple oder Spotify?
Mit dem Playstation Network machen wir rund zehn Milliarden Dollar Umsatz im Jahr. Das sind längst nicht nur Spiele. Daneben bieten wir unseren Nutzern – auch jetzt schon – Videos und Musik an. Aber es stimmt: In dem Maß, in dem sich das Nutzerverhalten in der Unterhaltungsindustrie stärker zu einem Abonnementgeschäft entwickelt, müssen wir unsere Position im Markt besser nutzen.

Damit treten Sie zwangsläufig stärker in Konkurrenz mit anderen Streaming-Diensten, die ja zugleich Ihre Kunden sind, wenn sie etwa die Musik der „Sony-Künstler“ über ihre eigenen Plattformen verbreiten. Wie gelingt der Spagat?
Das ist manchmal etwas anspruchsvoll, gleichzeitig Geschäftspartner und Wettbewerber zu sein. Aber wir betreiben das Geschäft schon ein paar Jahre. Spieler wie Amazon, Apple oder Spotify brauchen unsere Musiker in ihren Angeboten. Und wir profitieren von der Reichweite, die dadurch entsteht. Es gibt in diesem Markt nirgendwo die 100-Prozent-Gegner oder die 100-Prozent-Freunde.

Außerdem wächst das Geschäft mit der Lizenzierung von Musik ja wieder – nach Jahren, in denen der Musikabsatz geschrumpft ist und sich die Zahl der unabhängigen Anbieter immer weiter verringert hat. Zu den Hoch-Zeiten der CD lag der jährliche Musikumsatz pro Kunde bei rund 60 Dollar, heute liegt das Budget bei 120 Dollar im Jahr. In einem derart wachsenden Markt lässt es sich dann auch gemeinsam mit seinen verbliebenen Wettbewerbern wachsen.

In anderen Sparten dagegen schrumpfen Sie seit Jahren. Bei Smartphones führt Sie die Statistik nur noch unter „Sonstige“, so gering ist Sonys Marktanteil inzwischen. Wann steigen Sie aus dem Geschäft aus.
Wenn die nächste Mobilfunkgeneration 5G kommt, werden Menschen unterwegs noch viel stärker als heute Inhalte wie Spiele, Videos und Musik nutzen. All das bieten wir bereits an und auch die Geräte, mit denen man all das optimal erleben kann. Die Inhalte brauchen reichlich Bandbreite und daher bleiben 5G-Technologien und Smartphones für uns wichtig.

Hier gilt, was in den vergangenen Jahren für unser gesamtes Hardware-Geschäft galt – TV-Geräte, Audio, Foto und eben auch die Telefone: Wir müssen die richtigen Produkte haben, um die Kunden zu begeistern. Und wir müssen uns auf die Marktsegmente fokussieren, in denen wir langfristig und nachhaltig profitabel sein können. Das ist uns beim TV-Geschäft gelungen, das bei meinem Amtsantritt als Finanzchef noch Verluste schreib, aber heute stabil und profitabel ist. Das möchte ich auch in der Mobilfunk-Sparte erreichen.

Wie kommt es dann, dass die besten von Sonys Kamerasensoren für Smartphones ausgerechnet in Telefonen der Konkurrenz stecken und nicht in ihren eigenen Geräten?
Das habe ich mich auch gefragt. Es gab in den vergangenen Jahren einige Umorganisationen in der Handysparte. Jetzt haben wir das korrigiert: Seit diesem Frühjahr ist der Chef unserer Imaging-Sparte zugleich auch für das Geschäft mit den Smartphones verantwortlich. Wir müssen unsere Foto-Kompetenz natürlich auch in unsere eigenen Produkte bringen. Und ich denke, dass wir da bald Ergebnisse sehen.

Einer Ihrer Blickfänger auf der Elektronikmesse IFA in diesem Jahr in Berlin war die Neuauflage des Roboterhunds Aibo. Dessen Produktion hatte Sony vor zwölf Jahren eingestellt – seinen Nachfolger aber Anfang 2018 in Japan wieder ins Programm genommen. Bringen Sie ihn auch wieder nach Deutschland?
Aibo ist ja im Grunde auch ein perfektes Beispiel für die sinnvolle Integration unserer Kompetenzen, denn er vereint – von den Kameras über die Näherungssensoren bis zur künstlichen Intelligenz – jede Menge Technologien, die wir ja bereits im Haus haben. Und er erweitert zugleich unser Angebot an Unterhaltungselektronik um eine einzigartige Komponente.

Wir haben ihn nach Berlin mitgebracht, weil wir die Reaktion des Publikums testen wollten. Und es stimmt, er war wirklich ein Blickfänger. Die englischsprachige Version für den amerikanischen Markt ist weitgehend fertig. Das bietet uns Möglichkeiten, ihn auch in einzelnen europäischen Märkten anzubieten. Wir werden das nun diskutieren und dann entscheiden, was wir tun. Warten Sie es ab.

„Was Autos von Sonys Kameras lernen können“: Die große Analyse zu Sonys Zukunftsplänen finden Sie hier.

Smart Home, Augmented Reality: Das sind die Trends der IFA 2018
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Viel Neugeschäft erhoffen sich die Hersteller auch von neuartigen Kochfeldern, auf denen man seine Töpfen und Pfannen platzieren kann, wo man will. Quelle: obs
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