Kinostart Twilight macht Millionäre

Twilight - die Geschichte über die Liebe zwischen einer jungen Frau und einem Vampir ist einer der großen Blockbuster. Und das nicht nur an der Kinokasse. Handelsblatt Online erklärt das Erfolgsgeheimnis.

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Kristen Stewart als Bella Swan und Robert Pattinson als Edward Cullen in einer Szene des Kinofilms «Breaking Dawn - Bis(s) zum Ende der Nacht» (Teil 1). Quelle: dpa

Wenn die Geschichte so stimmt, wie Stephenie Meyer sie erzählt, bescherte eine fast religiöse nächtliche Eingabe einer großen Anzahl von Menschen einen milliardenschweren Gewinn: Alles beginnt, so steht es auf Meyers Internetseite, in der Nacht zum 2. Juni 2003. Die damals 29-Jährige hat einen Traum. Vampire kommen darin vor, es geht um Liebe, Eifersucht, Rache. Die Geschichte lässt die junge Frau nicht mehr los, sie schreibt sie auf. Stephenie Meyer hat bis zu diesem Zeitpunkt kein Buch, nicht einmal eine Kurzgeschichte geschrieben. Drei Monate später ist „Twilight“ fertig, ein Buch über die Liebe zwischen einer jungen Frau und einem Vampir. 

Weitere zwei Jahre später steht das Buch auf Platz fünf der New York Times Bestsellerliste. Der Nachfolgeteil „New Moon“ bleibt 2006 25 Wochen auf Platz eins. Heute gibt es vier „Twilight“-Bücher und drei äußerst erfolgreiche Kinofilme, der vierte kommt jetzt in die Kinos. Stephenie Meyer ist jetzt Multimillionärin. Seit 2009 taucht sie in der Liste des Forbes-Magazins der einflussreichsten Persönlichkeiten auf. In dem Jahr machte die einstige Hausfrau 50 Millionen Dollar, 2010 waren es 40 Millionen Dollar und in diesem Jahr bisher 21 Millionen Dollar. Damit ist sie laut Forbes die 73. reichste Berühmtheit, noch vor Julia Roberts und Brad Pitt. 

Ihre Bücher machten jedoch nicht nur sie, sondern auch alle Beteiligten reich. So tauchen kurz hinter ihrem Namen auf der Liste der reichsten Berühmtheiten Robert Pattinson und Kristen Stewart auf, die Hauptdarsteller der Kinofilme. Vorher eher unbekannt, gehören die Schauspieler heute zu den Bestverdienern ihrer Branche. Sie erhielten für die ersten beiden Teile fünf Millionen Dollar Gage, plus 1,5 Millionen Dollar Bonus, und 7,5 Millionen Dollar für den dritten Teil „Eclipse“. Bei solchen Fortsetzungen ist es in Hollywood üblich, dass die Gagen so deutlich ansteigen.

Für die doppelteilige Verfilmung des letzten Bands „Breaking Dawn“ sollen Pattison, Steward und der dritte Hauptdarsteller Taylor Lautner 25 Millionen Dollar pro Person bekommen haben. Dazu kommt ein Anteil an den Verkaufserlösen, der nach Berechnungen des New York Magazins weitere 16 Millionen Dollar pro Person betragen könnte – vorausgesetzt, beide Teile sind so erfolgreich wie „New Moon“. 

Summit steigerte Umsatz um 797 Prozent

So erfolgreich wie „New Moon“ bedeutet: mindestens 710 Millionen Dollar weltweit einzuspielen. Die Voraussetzungen sehen gut aus. 1,8 Milliarden Dollar haben alle drei Filme bisher weltweit in die Kinokassen gespült. Kosten für die Produktion: 155 Millionen Dollar. Für alle drei. Zwar hat das produzierende Studio Summit Entertainment mit steigendem Erfolg mehr investiert, der erste Teil kostete 37 Millionen Dollar, der Dritte 68 Millionen Dollar.

Dafür stiegen jedoch auch die Einnahmen von rund 400 Millionen Dollar auf knapp 700 Millionen Dollar pro Film. In die Verfilmung des letzten Buchs „Breaking Dawn“ hat Summit 263 Millionen Dollar gesteckt, wie die amerikanische Branchenplattform "The Wrap" erfahren haben will. Basierend auf dem Erfolg der letzten Filme sollen sie mit einem Einnahmen von 1,2 Milliarden Dollar aus den beiden Teilen rechnen.  

Summit Entertainment hat dank des Erfolgs der Vampir-Saga deutlich an Bedeutung und Wirtschaftskraft gewonnen. Einst von dem deutschen Produzenten Bernd Eichinger mitgegründet, konnte das Studio seinen Umsatz innerhalb von zwei Jahren um 797 Prozent steigern. 2008 erreichten die Kalifornier, laut dem Branchendienst Box Office Mojo, mit vier Filmen einen Bruttogewinn von 55,2 Millionen Dollar. 2010 waren es mit zehn Produktionen 495 Millionen Dollar. Ein Erfolg, der ohne Anschubsfinanzierung durch „Twilight“ nur schwer möglich gewesen wäre. 


Deutsche Unternehmen erfreuen sich an den Untoten

Ohne Stephenie Meyers Vampirtraum wäre auch die knapp 3500-Seelen-Stadt Forks im US-Bundesstaat Washington ein ruhiger Ausflugsort für Wanderer und Angler geblieben. Doch nun kommen seit einigen Jahren Scharen von Twilight-Fans in die idyllisch gelegene Stadt - im Norden schlängelt sich ein Fluss, im Süden grenzt ein Nationalpark. In Forks und Umgebung wurden große Teile der Vampirgeschichte gedreht. Fast 8000 Menschen im Monat besuchen seither die Stadt. Alle wollen einmal das Haus der Figur Bella Swan zu sehen, um deren Liebe zu Vampir Edward Cullen sich die Geschichte dreht. Außerdem die Polizeistation ihres Vaters, das Haus ihres Freundes Jacob, den Wald in dem sich Bella und Edward treffen.

Die Bewohner der Stadt wissen die Chance zu nutzen. Es werden Touren zu den Twilight-Drehorten angeboten, inklusive Einführung in die Kultur der hier ansässigen Quileute-Indianer, die sich im Film in Werwolfe verwandeln können. Zwischen dem 14. und 16. September feiert die Stadt den Stephenie Meyer Tag beziehungsweise Bellas Geburtstags-Wochenende. Eines der örtlichen Geschäfte heißt jetzt „Dazzled by Twilight“ und verdient gut mit Andenken und Fanartikeln. So ist unter anderem ein grünes Schild mit weißer Schrift für 3,99 Dollar erhältlich. Darauf steht: „Entering Forks – Population 3175 – Vampires 8,5“. 

Bellas Brautkleid für alle

Auch in Deutschland erfreut man sich an den Untoten. Twilight hat der Tele München Gruppe (TMG) trotz der Finanzkrise 2008/2009 gute Geschäftsjahre beschert. Zu TMG gehört der Filmverleih Concorde, der DVD-Vertriebler Concorde Home Entertainment und Teile des Kinobetreibers Cinemaxx.. 3,7 Millionen deutsche Kinobesucher sahen den dritten „Twilight“-Teil „Eclipse“ und leisteten so einen guten Anteil am 31 Millionen-Umsatz des Lizenzinhabers Concorde Filmverleih aus dem vergangenem Jahr - das erfolgreichste in der Firmengeschichte.

Kinoerfolg Twilight

FilmTwilightThe Twilight Saga: New MoonThe Twilight Saga: Eclipse
Besucherzahlen Europa*13.965.61223.156.21423.661.004
Besucherzahlen Deutschland**2.925.9563.658.2353.710.269

Einnahmen (in Mio. $):

USA

Außerhalb der USA

Weltweit

Deutschland

 

192.769.854

199.846.771

392.616.625           

 23.734.298       

 

296.623.634

413.203.828

709.827.462

34.647.673

 

300.531.751

397.959.596

698.491.347     

33.087.955

Kosten (in Mio. $):

37

50

68

Kosten Breaking Dawn (1) and (2): 263 Mio $/ Erhofftes Ergebnis 1,2 Mrd. $***

Quellen: BoxOfficeMojo/*Lumiere/**ConcordeFilmverleih/***TheWrap

Concorde Home Entertainment verbuchte ebenfalls mit 54 Millionen Euro Umsatz aus dem DVD-Vertrieb das beste Jahr seit Gründung. Christian Gisy ,Vorstandsvorsitzender von Cinemaxx, erklärt im Halbjahresbericht der AG, „Breaking Dawn“ sei einer der sicheren Kandidaten, der bei der Erfüllung der diesjährigen Prognose helfen wird. Im vergangenen Jahr waren nur Harry Potter und Avatar umsatzstärker als die Vampir-Mensch-Liebesgeschichte.

Im Gegensatz zu Harry Potter's Schöpferin Joanne K. Rowling, die lange Zeit die digitale Vermarktung ihrer Bücher ablehnte, wird bei „Twilight“ jegliche Vertriebsmöglichkeit genutzt. Alle Filme, Bücher und Soundtracks sind im Internet zu haben. Dazu gibt es für Fans allerlei zu kaufen.

Nahezu jede Kette, jedes Armband oder sonstiges Schmuckstück, das eine der Figuren in einem der Filme getragen hat, sind erhältlich. Das Lederarmband von Vampir Edward gibt es schon für 19,90 Euro, für ein Imitat des Verlobungsrings von Bella Swan muss der treue Fan 34,90 Euro berappen. Ein besonderes Liebhaberstück: Nach der Premiere von „Breaking Dawn“ wird das dort gezeigte Brautkleid der Hauptdarstellerin von Designerin Carolina Herrera für alle Fans zu kaufen sein.


Erfolgsgarant Vampire

Das Konzept von „Twilight“ ist nicht das erste seiner Art und vermutlich nicht das letzte. Der Klassiker „Dracula“ von Bram Stoker aus dem Jahr 1897 gehört zu den meist verfilmten Büchern aller Zeiten.

Derzeit sind neben Stephenie Meyers Turtelvampiren auch die Fernsehserien „True Blood“ und „Vampire Diaries“ erfolgreich. „True Blood“ basiert auf den Sookie Stackhouse-Romanen von Charlaine Harris. Das erste stammt aus dem Jahr 2001. In den USA ist die Serie mittlerweile die zweiterfolgreichste des Senders HBO seit den Geschichten über die Mafiafamilie „Sopranos“. In Deutschland ist sie zu Beginn des Jahres erfolgreich beim Sender RTL II gestartet, der ebenfalls zur Tele München Gruppe gehört.

„Vampire Diaries“ wurde auf der Basis des 1991 erschienen Buches von Lisa Jane Smith umgesetzt. Es ist derzeit der quotenstärkste Serie des ProSieben-Schwesternsenders Sixx.   

Zu den bekanntesten Autoren des Genres gehört auch die Autorin Anne Rice. Sie ist bereits seit den 1980er Jahren mit den Geschichten um den Vampir Lestat erfolgreich, die spätestens mit der Verfilmung von „Interview mit einem Vampir“ weltberühmt wurden.

Die gesamte Entertainment-Branche -Film, Fernsehen, Musik, Literatur, Theater - kann sich angesichts des Vampir-Trends gegenseitig lächelnd die Hände schütteln. Nach einer groben Schätzung des Internetnetportals Hollywoodreporter.com haben sie innerhalb von nicht einmal zwei Jahren nach Erscheinen des ersten „Twilight“-Films 2008 gemeinsam über sieben Milliarden Dollar eingenommen.

Und noch einer fühlt den Unoten-Hype: Die Kosmetikindustrie. Im Monat nach Erscheinen des zweiten Teils „New Moon“, stieg der Absatz von blassem Puder laut dem Online-Kosmetikshop FeelUnique.com um 200 Prozent.

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