Konzerne buhlen um Wohnungsgesellschaften Der Häuserkampf ums schnelle Internet

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Wohl kein Durchmarsch für die Telekom

Der Dachverband war vor fünf Jahren mit dem Versuch gescheitert, dem Glasfaserkabel in den Häusern der Mitgliedsunternehmen zum Durchbruch zu verhelfen. Kooperationspartner sollte die Deutsche Telekom werden. Doch die Verhandlungen scheiterten an den Konditionen des Bonner Konzerns: Die Telekom beharrte bis zum Schluss auf eine exklusive Nutzung des Glasfasernetzes über einen Zeitraum von 20 Jahren. „Für die Wohnungsunternehmen ist der Erhalt des Wettbewerbs und die Wahlfreiheit der Mieter wichtig“, heißt es dazu bis heute in einem Strategiepapier „Glasfaser“, das der Bundesverband für seine Mitglieder erstellte.

In der Praxis erweist sich das eher als Wolkenkuckucksheim. Das zeigte ein Projekt der Berliner Wohnungsbaugesellschaft degewo in der Gropiusstadt. Die ließ in 4500 Wohnungen neben den TV- und Telefonkabeln Glasfaser verlegen. Doch nur wenige Mieter nutzten die optimale Technik. Unter solchen Vorzeichen legen Wohngesellschaften ihre Glasfaserprojekte für bestehende Wohnungen erst einmal auf Eis – und sorgen so dafür, dass die aufgerüsteten TV-Kabel ihren zweiten Frühling erleben.

Die Zukunftstechnologien der Cebit
Von wegen unemotional: Pepper, der Roboter der japanischen Firma Softbank, soll Empathie schaffen und aufs Gegenüber reagieren können. In Japan kommt er bereits in Geschäften zum Einsatz, demnächst soll so ein Humanoide auf einem Aida-Kreuzfahrtschiff anheuern. Kostenpunkt: 30.000 Euro. Quelle: dpa
Unter Strom: Das Sport-Shirt von der Firma Antelope unterstützt das Training mit Elektrostimulation - bei diesem Kleidungsstück soll das die Bauch- und Rückenmuskeln ebenso stärken wie den Rumpf stärken. Dafür sind in das Textil Elektroden eingewoben. Das hat allerdings seinen Preis: Dieses Tank Top schlägt mit rund 300 Euro zu Buche. Quelle: REUTERS
Nein, das soll keine Tätowierung werden: Am Stand der Firma Digiwell lässt sich ein Besucher einen RFID-Chip unter die Haut setzen. Der soll Türen per Funk öffnen und Passwörter abspeichern können. Künftig denkbar seien auch medizinische Anwendungen, etwa die permanente Messung von Blutzuckerwerten. Die Aktivisten wollen so den menschlichen Körper erweitern. Quelle: REUTERS
Das Skelett von Tyrannosaurus Tristan steht im Berliner Naturkundemuseum. Mit einer App der Firma Shoutr lässt sich die Echse jedoch in die Cebit-Hallen holen, und zwar samt Haut und Fleisch: Das Programm legt eine lebensechte Animation des Tiers über das Bild der realen Umgebung - Augmented Reality nennen Experten das Prinzip, das beispielsweise die Exponate in Museen zum Leben erweckt. Quelle: dpa
Was ist los bei der Demonstration? Mit dieser Bodycam werden die Bilder direkt in die Einsatzzentrale gefunkt - der schnelle Datenfunk LTE macht es möglich. In der Cloud sollen die Bilder gerichtsfest gespeichert werden. Motorola Solutions hat den Prototypen entwickelt, Vodafone vernetzt ihn. Mögliche Einsatzgebiete: Polizei, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk (THW). Quelle: dpa
Inspekteur in der Luft: Mit dieser Drohne der Firma Aibotix inspizieren Energiekonzerne ihre Freilandleitungen, Masten und Umspannwerke. Auf der Cebit demonstriert das Gerät in Halle 16 seine Flugkünste - dort ist ein Parcours für Drohnen aufgebaut, auf dem auch ein Rennen für ferngesteuerte Flugobjekte stattfindet. Quelle: REUTERS

Der Wettbewerb funktioniert aber auch auf dem TV-Kabel nicht. Denn wenn die Deutsche Telekom oder ein Regionalanbieter die Kontrolle über das TV-Kabel übernimmt, werden traditionelle TV-Kabelnetzbetreiber wie Vodafone, Unitymedia oder Tele Columbus aus den Objekten der Wohnungsgesellschaften gedrängt.

Solch ein Wechsel stößt auch bei den Mietern auf wenig Gegenliebe. Bei Vonovia protestierten Mietervereine, weil das Unternehmen „die freie Wahl von Internetanschlüssen verbietet“. Die Mieter, die vorher einen Vertrag mit Unitymedia hatten oder gar kein Kabel-TV nutzten, wollten nicht „zwangsweise“ zur Telekom wechseln.

Der Sturm der Entrüstung flaute allerdings bald ab. Vonovia bereut den Wechsel zur Deutschen Telekom nicht. In 65 000 der 171 000 Wohnungen des größten deutschen Immobilienunternehmens wird inzwischen das Kabel-TV-Angebot der Telekom genutzt. Weitere Objekte sollen folgen. Vonovia-Chef Rolf Buch würde den Schulterschluss mit der Telekom wieder wagen: „Unser Vertrag hat für 80 Prozent der Bestandsmieter Kostenvorteile.“ Die Telekom gibt Mietern einen Rabatt von 15 Prozent auf alle Internet-Flatrates des Konzerns.

Auf einen Durchmarsch im Häuserkampf kann Telekom-Manager Jansen dennoch nicht hoffen. Denn nach den Protesten bei Vonovia denken einige Wohnungsgesellschaften drei Mal darüber nach, ob sie ihre jahrzehntelange Partnerschaft mit dem Kabel-TV-Betreiber kündigen. „Einige Wohnungsgesellschaften haben Angst, dass ein Wechsel zur Telekom bei ihnen einen ähnlichen Proteststurm entfacht“, beschreibt ein Insider die Stimmung.

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