




Der chinesische Klimaanlagen- und Haushaltsgeräte-Hersteller Midea will seine Beteiligung am Roboterbauer Kuka kräftig aufstocken und gemeinsam mit den Augsburgern den Markt für die Automatisierung von Logistik aufrollen. Über ihre Tochter Mecca International gaben die Asiaten am Mittwoch ein öffentliches Übernahmeangebot ab: Pro Kuka-Aktie bieten sie demnach 115 Euro - das entspricht einem Unternehmenswert von rund 4,5 Milliarden Euro. Midea hält derzeit 13,5 Prozent der Kuka-Anteile und will sich - so die Bedingung für das Übernahmeangebot - mindestens 30 Prozent sichern. Die Kontrolle über Kuka wollen sie aber nach eigenen Angaben auch als dann größter Einzelaktionär nicht übernehmen. Der Vorstand um Till Reuter habe weiterhin freie Hand.
Kuka -Großaktionär Voith fordert von der chinesischen Midea nun Auskunft über deren Pläne mit dem Augsburger Roboterbauer. "Wir gehen davon aus, dass Midea Voith als größtem Einzelaktionär seine Planungen und Absichten erläutern wird", sagte ein Sprecher am Mittwoch. "Unabhängig von dieser aktuellen Entwicklung sind wir mit unserem Investment gut positioniert und mit der Entwicklung der Beteiligung seit unserem Einstieg im November 2014 sehr zufrieden", erklärte Voith.
Der Anlagenbauer aus Heidenheim war damals mit 25,1 Prozent bei Kuka eingestiegen, um seine "Industrie 4.0"-Strategie zu untermauern. Mit einem Verkauf seiner Anteile an die Chinesen könnte Voith seinen Einsatz mehr als verdoppeln. Im November 2014 kostete die Kuka-Aktie rund 50 Euro, Midea bietet 115 Euro je Aktie.
Es gehe darum, die Chancen im chinesischen Logistikmarkt zu nutzen und die Automatisierung bei Mideas bestehenden Kunden voranzutreiben, hieß es in einer Präsentation. Die Chinesen sind nach eigenen Angaben weltweit Marktführer für Haushaltsgeräte und erzielen rund 7 von 18,7 Milliarden Euro Umsatz außerhalb ihres Heimatlandes. Kuka wiederum hat sich vorgenommen, nach jahrelanger Abhängigkeit von der Autoindustrie mehr Geschäft mit Kunden aus der Logistik, Luftfahrt, IT oder Herstellern von Computern, Telefonen, Tablets und Haushaltsgeräten zu machen. Die Schwaben sprechen bereits seit einiger Zeit mit dem chinesischen Unternehmen über dessen Automatisierung von gut 100 Logistikzentren.
China ist für Kuka auch deshalb interessant, weil im größten Robotermarkt der Welt der Automatisierungsgrad vergleichsweise gering ist. Mit dem Einstieg von Midea und der Partnerschaft könne Kukas China-Strategie beschleunigt werden, hieß es weiter. Kuka will bis 2020 den Umsatz auf 4,0 bis 4,5 Milliarden Euro steigern, zuletzt erzielten die Augsburger 2,97 Milliarden. Allein in China will der Roboterbauer eine Milliarde umsetzen.
Midea macht den Schwaben im Zuge des Übernahmeangebots weitreichende Zugeständnisse. Kuka soll an der Börse notiert bleiben, ein Beherrschungsvertrag sei nicht geplant. Firmensitz bleibe Augsburg, auch an den Produktionsstandorten solle sich nichts ändern. Bei der Belegschaft seien ebenfalls keine Veränderungen geplant; Kuka beschäftigt rund 12.300 Menschen.
Midea war im August zunächst mit fünf Prozent bei Kuka eingestiegen und Anfang Februar mit 10,2 Prozent zum zweitgrößten Aktionär aufgestiegen. Schon damals hatten die Chinesen angekündigt, den Anteil aufstocken zu wollen. Größter Kuka-Aktionär ist bisher mit 25,1 Prozent der schwäbische Anlagenbauer Voith.
Midea-Vertreter wurden Insidern zufolge übers Wochenende bei Kuka vorstellig und warben für ihren Plan. Als dies am Dienstagabend bekanntwurde, schoss die Kuka-Aktie im nachbörslichen Handel in die Höhe. Die Kuka-Papiere hatten zuvor auf Xetra bei 84,41 Euro geschlossen. Am Morgen notierten die Papiere im Frankfurter Handel bei rund 112 Euro.




