Für schrille Misstöne sorgten am Mittwoch nach Handelsschluss an der Wall Street die ersten Quartalszahlen des Online-Musikstreamingdienstes Spotify. Obwohl das Unternehmen die selbstgesteckten Vorgaben erreicht hatte, sackte der Kurs massiv um bis zu 15,75 Prozent auf 154,25 Dollar ab.
Offenbar waren die Investoren zu der Überzeugung gekommen, dass sie es mit der Bewertung des Unternehmens aus Stockholm übertrieben hatten. Spotify war vergangenen Monat in einem seltenen Dirketlisting an die Börse gegangen.
Dabei gab es weder einen Emissionskurs noch Emissionsbanken – die Aktien wurden stattdessen praktisch „auf den Markt geworfen“ als der Handel begann. Von 135 Dollar war die Notierung dann bis zuletzt auf 171 Dollar gestiegen, bevor die Quartalszahlen nun wie eine kalte Dusche wirkten.
Dabei schaffte es der Dienst, im Quartal vier Millionen Musikfreunde als zahlende Kunden zu gewinnen. Damit steigt zwar die Zahl der Hörer mit einem kostenpflichtigen Zugang auf 75 Millionen, doch der Großteil der insgesamt 170 Millionen Nutzer streamt Musik über den unentgeltlichen und werbefinanzierten Teil des Dienstes.
Der Nettoverlust summierte sich auf 169 Millionen Dollar im Quartal. Das Unternehmen hat seit der Gründung 2009 keinen Cent verdient. Im Vorjahr lag das Minus bei 173 Millionen Euro. Operativ sank der Verlust nun aber deutlicher von 139 Millionen auf 41 Millionen Euro.
Der Umsatz stieg um 26 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro, was Spotify auch so geschätzt hatte. Analysten, die Thomson Reuters befragt hatte, wollten jedoch 1,2 Milliarden Dollar Umsatz sehen, damit die Wachstumsstory als intakt erachtet wird.
Am Vortag hatte der große Konkurrent Apple massive Zuwächse in seinem Servicebereich von 31 Prozent auf über neun Milliarden Dollar bekanntgegeben. In der Sparte ist auch Apple Music versteckt, das nach letzten Aussagen Apples über 48 Millionen Abonnenten hat, davon 40 Millionen Zahlkunden. Damit rückt Apple dem Kontrahenten Spotify langsam immer näher. Ein anderer starker Gegner ist Amazon Prime mit seinem Musikdienst.
Was die Wall Street zusätzlich in diesem hochumkämpften Markt verunsichert, ist die Tatsache, dass Spotify seine bisherigen Prognosen für das Gesamtjahr zwar bestätigt, aber nicht angehoben hat. Das bedeutet einen Umsatzzuwachs von 30 Prozent und 36 Prozent mehr Premiumkunden.
Für das laufende Quartal liegt die Umsatzerwartung jetzt zwischen 1,1 und 1,3 Milliarden Euro. Der Mittelwert wären die 1,2 Milliarden Euro, die die Analysten für Ende März erhofft hatten.
Was für den starken Kurseinbruch verantwortlich sein dürfte, war neben dem höher als erwarteten Quartalsverlust die Schätzung eines operativen Verlusts im laufenden Quartal zwischen 60 und 140 Millionen Euro. Im Vergleichsquartal 2017 waren es 79 Millionen Euro.
Der Mittelwert der Schätzung liegt also mit 100 Millionen Euro weit über dem Verlust des Vorjahres. Im Analystengespräch hatte Spotify zudem angedeutet, dass ein Marktanteilsgewinn im Moment wichtiger sei als Preise für die Kunden anzuheben.