Lenovo & Co. Chinas Konzerne erobern den Weltmarkt

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Ausländische Marken als Wachstumsmotor

So könnten auch bald deutsche Werbeflächen aussehen: Lenovo hat eine millionenschwere Werbeoffensive in Deutschland angekündigt, um seine Marke bekannter zu machen. Quelle: dapd

Statt mühsam zu lernen und es mit der eigenen Marke im Ausland zu versuchen, steigen chinesische Konzerne nach und nach bei ausländischen Firmen ein - und kaufen sich den schnellen Fortschritt einfach hinzu. So lösen sie sich von dem Ruf, nur schlechte Imitatoren hochwertiger Produkte aus dem Westen zu sein. Dirk Schmidt, China-Experte von der Universität Trier, beobachtet diese Tendenz schon länger. "Es war schon lange der Wunsch der Regierung, die vielen Devisenreserven in etwas anderes als Staatsanleihen zu investieren", sagt er. Zudem zwinge die harte Konkurrenz auf dem Heimatmarkt viele chinesische Konzerne, im Ausland zu expandieren.

Auch für Deutschland kommen die wichtigsten Investoren heute aus China. Das jüngste Beispiel für deren Investitionsfreude ist die Übernahme des schwäbischen Betonpumpenherstellers Putzmeister durch die Sany-Gruppe. Sany baut Bagger, Betonmischer und -pumpen, Straßenbaumaschinen, Windturbinenzubehör und ist für China das, was Caterpillar für die USA ist. Mit dem Putzmeister-Deal entsteht nun ein neuer Betonpumpen-Weltmarktführer. Das schwäbische Aichtal wird damit zur Zentrale einer chinesischen Wachstumsgeschichte.

Und das ist offenbar erst der Anfang. "Wir erwarten eine Welle von chinesisch-deutschen Übernahmen. Gerade bahnen sich ein paar sehr große Geschäfte an", sagte vor kurzem Yi Sun, China-Expertin der Beratungsfirma Ernst&Young, der Nachrichtenagentur Reuters. Ein weiteres Beispiel: Mit dem Autozulieferer Kiekert ging ein klassischer Mittelständler an den chinesischen Konkurrenten Hebei Lingyun. Auch Lenovo langte 2011 noch einmal zu und übernahm den Aldi-Zulieferer Medion. Reuters berichtet von mehr als 20 solchen Übernahmen oder Beteiligungen in Deutschland, die gerade verhandelt werden. Einige hätten ein Volumen von mehr als einer Milliarde Euro.

Versteckspiel hinter etablierten Marken

Für IBMs PC-Sparte bezahlte Lenovo seinerzeit 1,75 Milliarden Dollar, die sich mehr als gelohnt haben. Zwei Jahre prägte das IBM-Logo noch die Notebooks und Desktop-Rechner des Konzers, seither blieb nur der "Think"-Schriftzug. Anders als der PC-Hersteller halten sich viele chinesische Konzerne allerdings noch damit zurück, ihre eigene Marke im Ausland bekannt zu machen. Denn die Übernahmewelle ermöglicht es ihnen auch, die Märkte versteckt hinter etablierten Marken zu erobern. Beispielsweise denken Volvo-Käufer nicht unbedingt daran, dass ihr Geld in die Kasse des chinesischen Autoherstellers Geely fließt. "So halten die Unternehmen all das verborgen, was negativ mit der chinesischen Wirtschaft verbunden wird, wie etwa Qualitätsprobleme oder der Schutz geistigen Eigentums", sagt Schmidt.

Deshalb ist er gespannt, wie Lenovo künftig in Deutschland auftritt. Wenn die Werbestrategie aufgeht, wird es nicht mehr lange dauern, bis der Konzern auch in Deutschland und Europa seine Konkurrenten überholt. So könnte Lenovo das Eis brechen - und die Europäer sich schon bald an chinesische Marken gewöhnen.

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