Logistik Paketzusteller wollen auf der letzten Meile sparen

Logistikdienstleister kämpfen mit starken Kostensteigerungen bei der Auslieferung von Paketen. Umweltfreundliche Fahrzeuge und neue Lieferkonzepte sollen die Ausgaben drücken.

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Paketzusteller im Visier
Wallraff als GLS-Mitarbeiter Quelle: dpa
Hermes Quelle: dapd
DPD Quelle: Pressebild
DHL Quelle: dpa
UPS Quelle: dapd

Den Passanten in der Dortmunder Innenstadt bot sich ein exotischer Anblick. Bis Oktober vergangenen Jahres brachte der UPS-Bote seine Pakete mit einem Elektrodreirad anstelle des üblichen Lieferwagens zum Kunden. Der Cargo Cruiser genannte Flitzer mit zwei Kubikmeter Ladefläche hat gleich mehrere Vorzüge. Er lässt sich leichter durch enge Gassen steuern, kennt keine Parkplatzprobleme und fährt zudem umweltfreundlicher als ein Fahrzeug mit Benzinmotor.

UPS wolle „seine Distribution in den Innenstädten immer wieder prüfen und auf die aktuelle Situation einstellen“, erläutert Firmensprecher Thomas Schlichting. Derzeit startet die zweite Phase des Tests mit dem Cargo Cruiser. Verläuft dieser erfolgreich, will UPS gleich in mehreren Städten auf Dreiräder umsteigen. Parallel prüft UPS auch andere neue Lieferkonzepte. In Köln rollen Lastenräder von Haus zu Haus. Und in der Hamburger Innenstadt bringen Boten Pakete per Sackkarre zum Kunden, die zuvor in einem Container zwischengelagert worden sind.

Unter Hochdruck arbeiten Paketdienstleister an mehr Effizienz bei der Auslieferung der Sendungen. Denn die sogenannte „letzte Meile“, also das letzte Wegstück vom Depot bis zum Kunden, macht laut Unternehmensberatung A.T. Kearney rund 50 Prozent der Gesamtkosten aus. „Dort liegt das größte Einsparpotenzial der Paketzusteller“, sagt Ferry Salehi, Partner bei A.T. Kearney.

Mehr Paketshops für mehr Erstzustellungen

Um die Kosten im Zaum zu halten, setzt etwa DPD auf mehr Paketshops. Bis Ende 2014 will der Logistiker die Zahl seiner Abholstellen für Sendungen auf 8.000 verdoppeln. Noch in diesem Jahr soll es möglich sein, ein Paket direkt an einen der Shops zu schicken. Bisher kamen Empfänger nur, wenn der Zusteller zuvor vergeblich an deren Tür geklingelt hatte.

Das Einsparpotenzial bei privaten Empfängern von Paketen ist groß – bei DPD machen sie ein Viertel der Sendungen aus. Doch nur wenig mehr als die Hälfte der an Haushalte geschickten Pakete kommen gleich beim ersten Zustellversuch an, hat A.T. Kearney ermittelt. Oft sind die Empfänger nicht zuhause. Die Berater haben ausgerechnet, dass die Paketzusteller bei Sendungen an Privatkunden bis 2015 bis zu 280 Millionen Euro sparen können. Um dies zu realisieren, sollten die Unternehmen auch stärker auf Paketautomaten und Abholstationen sollten.

Allein auf mehr Paketshops will DPD sich nicht verlassen. Das Unternehmen bietet seit Dezember 2012 die sogenannte Flexzustellung an. Dabei wird der Empfänger per SMS auf drei Stunden genau informiert, wann der Bote eintreffen wird. Laut DPD kommen 94 Prozent aller Pakete, die per Flexzustellung versendet werden, im ersten Anlauf beim Empfänger oder einem Nachbarn an.

Zustellkosten steigen rasant

Wettbewerber GLS geht einen ähnlichen Weg. „Bei uns sind die Zustellkosten im vergangenen Jahr um 20 Prozent gestiegen“, sagt CEO Rico Back. Ein Grund: Die Größe der Pakete nimmt zu, weil sich Empfänger mehr Waren pro Sendung schicken lassen. 65 Prozent der Kosten für eine Sendung entfallen laut Back bei GLS auf die letze Meile.

Um häufiger beim ersten Zustellversuch erfolgreich zu sein, will GLS besser mit den Empfängern kommunizieren. Sie können sich wie bei DPD ebenfalls über ein dreistündiges Zeitfenster für die Zustellung informieren lassen – per SMS oder E-Mail. Der Datenschutz allerdings erschwert den Service: „Die digitalen Kontaktdaten der Empfänger hat oft nur der Versender“, sagt Back.

Was Paketlogistik im E-Commerce-Zeitalter leisten muss

Vor allem auf dem Land ist eine vergebliche Zustellung teuer, weil die Wege dort weiter sind als in der Stadt. Mit neuen Fahrzeugen will Deutsche Post DHL die Kosten unter Kontrolle halten. Ab Juli kommen in einem Versuch zunächst 50 Elektro-Lieferwagen zum Einsatz – Streetscooter genannt.

Lieferung an den Arbeitsplatz spart Geld

Ingenieure der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen haben den Ein- und Ausstieg, das Laderaumvolumen und die Zugänglichkeit zum Laderaum des Streetscooters genau auf die Bedürfnisse des Logistikers zugeschnitten. „Die höheren Anschaffungskosten werden durch Einsparungen bei den Kraftstoffkosten kompensiert“, sagt Uwe Brinks, Produktionschef der Deutschen Post DHL. „Durch das um 50 Prozent vergrößerte Ladevolumen vermeiden wir den Wechsel auf schwerere und somit teurere Fahrzeuge.“

Der einfachste Weg zu mehr Effizienz benötigt keine großen Investitionen. A.T. Kearney-Experte Salehi empfiehlt, bei privaten Empfängern lieber an den Arbeitsplätz zu liefern. Das geschieht bislang nur in drei Prozent der Fälle. Salehi schlägt vor, diese Kunden mit Rabatten zu locken. Für die Zusteller könnte sich das rechnen. Bis 2015 würden sie auf diese Weise laut A.T. Kearney-Studie bis zu 130 Millionen Euro einsparen.

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